Weltweit verursachten Naturkatastrophen von Anfang bis Januar Juni Gesamtschäden von rund 68 Milliarden Dollar, etwas weniger als im dreissigjährigen Durchschnitt, wie das Unternehmen am Donnerstag, 23. Juli 20, in München mitteilte. Dabei kamen 2 900 Menschen ums Leben, ebenfalls deutlich weniger als im Schnitt der vergangenen Jahre.

Überdurchschnittlich betroffen waren jedoch die USA und Kanada, wo Stürme Schäden von 27 Milliarden Dollar verursachten. Dabei stach die Serie schwerer Tornados hervor, die am Osterwochenende über den Südosten der USA gezogen war. So gab es im Bundesstaat Mississippi einen gigantischen Tornado mit einem Sturmrüssel von gut dreieinhalb Kilometer Durchmesser.

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"Wir beobachten seit vielen Jahren, dass in manchen Teilen der Welt die Häufigkeit und die Stärke schwerer Unwetter zunimmt", sagte Chef-Geowissenschaftler Ernst Rauch der Deutschen Presse-Agentur. "Das gilt insbesondere für Gewitter mit Starkregen, Tornados und Hagel in Nordamerika und Teile Europas." Einzelne meteorologische Ereignisse seien zwar kein Beweis - "aber die beobachteten Trends liefern Indizien, dass das mit dem Klimawandel zu tun hat."

Bauweise und Landnutzung könnten erheblich dazu beitragen, die Schäden zu verringern. Anders als in Europa sind viele Einfamilienhäuser in den USA und Kanada jedoch aus Holz gebaut: "Die in Nordamerika weit verbreitete Leichtbauweise ist den höheren Gefahren oft noch nicht angepasst", sagte Rauch dazu.

Die Munich Re dokumentiert seit Jahrzehnten die Naturkatastrophen rund um den Globus, da dies für die Einschätzung der Risiken für die Versicherungsbranche von grosser Bedeutung ist. Die Fachleute des Unternehmens errechnen sowohl die Gesamtschäden als auch den Anteil, den die Versicherungen übernehmen. Dieser lag in der ersten Jahreshälfte bei 27 Milliarden Dollar - weniger als die Hälfte der weltweiten Gesamtschäden.

In Europa war Anfang Februar der Wintersturm Sabine - ausserhalb Deutschlands Ciara genannt - mit Schäden von 1,8 Milliarden Dollar die teuerste Naturkatastrophe, nach historischen Massstäben kein herausragendes Ereignis. "Europa war bisher unauffällig", sagte Rauch dazu. "Wir hatten einen milden Winter ohne wirklich schwere Stürme."

In der Karibik und an der Ostküste der USA ist in diesem Jahr jedoch aufgrund der natürlichen Klimaschwankungen auch die Wahrscheinlichkeit schwerer Hurrikane höher. Von Bedeutung ist die unter dem Begriff El Niño bekannte natürliche Klimaschwankung im Pazifik, von Fachleuten "El Niño-Southern Oscillation" (ENSO) genannt. Während El-Niño-Phasen ist die Hurrikanaktivität im Nordatlantik eher gedämpft, doch in diesem Spätsommer könnte der ENSO-Index in "La Niña"-Bedingungen übergehen. "Das bedeutet eine erhöhte Wahrscheinlichkeit schwerer Hurrikane, ist aber keine Vorhersage", sagte Rauch. "Es gibt einen statistischen Zusammenhang, aber keine 1:1 Korrelation."

(awp international/hzi/kbo)