Die europäischen Versicherer müssen sich schon im übernächsten Jahr auf eine eingehende Prüfung ihres Umgangs mit Klimarisiken einstellen. Die neue Chefin der EU-Versicherungsaufsicht EIOPA, Petra Hielkema, sagte auf der Reuters-Konferenz «Future of Insurance Europe» am Freitag, die Klima-Stresstests sollten spätestens 2024 stattfinden. «Aber es kann sein, dass wir das schneller machen wollen», betonte die Niederländerin auf einer Podiumsdiskussion zum Klimawandel. Konkrete Planungen gibt es laut Hielkema aber noch nicht.

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Bei dem Stresstest geht es sowohl um die Abhängigkeit der Versicherer von Klimarisiken, die aus der Versicherung etwa von fossilen Kraftwerken entstehen, als auch um die entsprechenden Risiken, die in den Investment-Portfolios der Unternehmen stecken. Viele Versicherer haben bereits angekündigt, sich aus der Absicherung von Kohlekraftwerken in den kommenden Jahren zurückzuziehen und ihr Portfolio klimaneutral aufzustellen.

CO2-Steuer statt neue Kapitalauflagen

Auch bei den Stresstests für Pensionsfonds, die die EIOPA für das kommende Jahr plant, werde es um den Klimawandel gehen, sagte Hielkema. Die Bank of England ist schon dabei: Ergebnisse ihres Klimastresstests für Banken und Versicherer sollen im ersten Quartal 2022 vorliegen, wie Anna Sweeney, die für die Assekuranz zuständige Direktorin der Notenbank, sagte. «Wir mussten einige Unternehmen um Nachbesserungen bitten, wo wir das Gefühl hatten, dass sie nicht sorgfältig und klar genug waren», berichtete sie.

Hielkema und Sweeney waren sich aber einig, dass es nicht um neue Kapitalauflagen gehe. Eine CO2-Steuer sei der bessere Weg, um Unternehmen dazu zu bringen, sich dem Klimawandel zu stellen. Die Europa-Chefin des schweizerischen Versicherers Zurich, Alison Martin, warb für einheitliche Kriterien: «Wir haben fast 70 verschiedene Varianten der CO2-Bepreisung - es ist eine Herausforderung, das harmonisiert zu bekommen.» Um einen globalen CO2-Preis geht es unter anderem bei der derzeit in Glasgow laufenden UN-Klimakonferenz.

Flutkatastrophe und Hagelunwetter

Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin will die Klimarisiken der Versicherer stärker unter die Lupe nehmen. Sie erwarte von allen Versicherern im kommenden Jahr, dass sie im Rahmen ihrer Solvency-II-Berichterstattung Auskunft über die Klimarisiken in ihren Bilanzen geben, sagte der oberste Versicherungsaufseher Frank Grund kürzlich der «Börsen-Zeitung». Bisher habe das nur gut ein Drittel getan.

Die Flutkatastrophe im Rheinland und der Eifel sowie Hagelunwetter kosten die deutschen Versicherer in diesem Jahr einen zweistelligen Milliardenbetrag. Nach den Vorstellungen der Aufseher sollen Versicherer, die Klimarisiken für sich selbst feststellen, 2022 mindestens zwei Stress-Szenarien rechnen, abhängig von den Ausmassen des globalen Temperaturanstiegs.

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(reuters/hzi/gku)