Das Ergebnis einer Umfrage von Create Research und dem europäischen Vermögensverwalter Amundi ist ernüchternd: trotz Allzeithoch der globalen Aktienmärkte, sieht es für die meisten leistungsorientierten Pensionspläne (Defined Benefit) düster aus. 

Defined-Benefit-Pensionspläne befinden sich in einer Zwickmühle: Sie können Anlagerisiken in einem bald fällig werdenden Pensionsplan nicht erhöhen und gleichzeitig bestehende Defizite nicht abbauen, ohne höhere Risiken einzugehen. Der dramatische Zinsrückgang während der letzten Dekade hat die Situation noch verschlimmert. Zudem hat die Corona-Pandemie das Problem zusätzlich verschärft. Fast die Hälfte der Befragten (48%) geben an, dass die längerfristige finanzielle Stabilität ihrer Pläne gelitten habe. Nur sechs Prozent berichten von positiven Entwicklungen. Auch die Auswirkungen auf die Deckungsgrade und den regelmässigen Cashflow seien netto negativ. So erwarten 60% der Befragten, dass sie ihre Mitglieder von leistungs- auf beitragsorientierte Pläne (Defined Contribution) umstellen werden.

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Defined-Benefit-Pensionspläne des privaten Sektors haben unter anderem darzulegen, wie sie ihren Pensionsverpflichtungen nachkommen wollen, wenn in diesem Jahrzehnt die grossen Bevölkerungskohorten der Babyboomer das Pensionsalter erreichen. Nach derzeitigen Berechnungen können Pensionspläne zwischen verschiedenen Optionen wählen. Die erste ist der Run-off, bei dem das Neugeschäft eingestellt und die Altbestände so fortgeführt werden, dass die Rentenzahlung bis zum Ausscheiden des letzten Mitglieds ermöglicht werden (41% der Befragten). Die zweite Option ist die Fortführung aus eigener Kraft (30% der Befragten), wobei der Pensionsplan seinen Verpflichtungen gegenüber den Begünstigen wahrscheinlich ohne ergänzende Zuwendungen erfüllen kann.

Mit beiden Optionen strebt ein Pensionsplan an, seine Verbindlichkeiten auf Basis der eigenen Bilanz zu erfüllen, ohne sich auf das Einspringen des Trägers zu verlassen. Allerdings haben nur 38% der Pläne eine Finanzlage, die dies ermöglicht. Versicherungsbasierten Lösungen, die weithin als der «Goldstandard des End Game» angesehen werden, stehen vor allem aufgrund des aktuellen Zinsniveaus nur 25% der Befragten offen. Dabei werden die Pensionsverpflichtungen ganz oder teilweise an einen externen Versicherer abgetreten.

Sachwerte bevorzugt

Da versicherungsbasierte Lösungen unerreichbar sind, müssen Pensionspläne innovativere Ansätze bei der Vermögensallokation verfolgen und ein Gleichgewicht zwischen drei einander widersprechenden Zielen herstellen: Rendite zur Verbesserung des Deckungsgrads, Verringerung des Risikos im Verhältnis zu den Verbindlichkeiten und steigende Cashflows, da immer mehr Mitglieder in Rente gehen. Dazu müssen sie ihre Portfolios in drei Bereiche unterteilen: Rendite-, Hedging- und Cross-over-Anlagen.

Zu den renditeorientierten Anlagen zählen in der Regel Aktien. Die Spitzenreiter unter ihnen sind globale Aktien (von 63% der Befragten genannt), Schwellenländer-Aktien (57%) und europäische Aktien (43%). Für das Hedging werden festverzinsliche europäische und Schwellenländer-Anlagen gegenüber US-Anlagen bevorzugt, die als zu teuer angesehen werden. Cross-over-Anlagen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Ihre aktienähnlichen Renditen und anleiheähnlichen Merkmale sollen Kapitalzuwächse zum Schliessen von Plandefiziten, regelmässige Erträge für Rentenauszahlungen und einen Inflationsschutz zur Finanzierung der Leistungsindexierung bieten. Zu den bevorzugten Anlageklassen gehören Infrastruktur (59%), Immobilien (56%) und Private Equity (48%). «Heute variieren Renditen und Korrelationen von Anlageklassen im Zeitablauf», ergänzt Pascal Blanqué, Group Chief Investment Officer bei Amundi. «Der Einstieg in riskante Anlagen ist für einige Pensionspläne nicht die beste, aber leider die einzige Option. So sollte die Endphase nicht ablaufen.»

Neue Auswahlkriterien für Manager

Da die Vermögensallokation für Pensionseinrichtungen komplexer geworden ist, wird deren Manager-Selektion vielfältiger. Die Auswahlkriterien lassen sich dabei drei Gruppen zuordnen:

1. ESG und breites thematisches Know-how: Die Umfrageteilnehmer nennen die Fähigkeit zur ESG-Integration (76%) und Themeninvestments (50%) als wichtige Fähigkeiten, die bei der Vergabe neuer Mandate berücksichtigt werden.

2. End-Game-Expertise (63%), Anlage-Know-how, das auf die Verpflichtungsseite ausgerichtet ist, und Bilanzmanagement (52%). 

3. Überlebensstrategien im aktuellen Kapitalmarktumfeld: 49% der Befragten erachten das Liquiditätsmanagement mit Blick auf hohe Bewertungen von Vermögenswerten und dem Risiko von Liquiditätsengpässen als zentral. Ebenfalls 49% nennen ein tiefes Verständnis von Renditetreibern und 44% einen Vorsprung bei der taktischen Vermögensallokation als Reaktion auf zeitlich variierende Korrelationen zwischen Anlageklassen.

ESG-Investitionen sind ermutigend

Die Corona-Pandemie hat Einkommensunterschiede und soziale Ungleichheiten verschärft und uns eine Botschaft klar vor Augen geführt: Nachhaltige Volkswirtschaften, die gute Investitionserträge liefern, brauchen nachhaltige Gesellschaften. Die Entwicklung der ESG-Allokationen seit dem Markteinbruch im März 2020 war so ermutigend, dass 76% der befragten Obligationenanleger ihre Allokationen erhöhen wollen. Fast zwei Drittel (59%) planen, in den nächsten drei Jahren ihre Allokationen speziell im Bereich der sozialen Säule zu erhöhen.

Während 67% der Befragten als primäres Ziel ihrer ESG-Investitionen eine gute risikobereinigte langfristige Rendite nennen, wollen sie auch einen greifbaren Beweis dafür sehen, dass ihre Allokationen einen sinnvollen und wesentlichen Impact erzielen. Einem Befragten zufolge geht es beim Stewardship darum, greifbare Erfolge zu erzielen. Daher brauchen Anleger eine klare Sicht auf Investitionen einerseits und deren Auswirkungen andererseits. (pm/hzi/sec)