Finanziell geht es den Schweizer Pensionskassen hervorragend. Sie verwalten rund 1 Billion Franken für ihre Versicherten. «Insgesamt gesehen sind Schweizer Pensionskassen so gesund wie lange nicht mehr», heisst es in der von Swisscanto erstellten «Schweizer Pensionskassenstudie 2021». Swisscanto ist ein auf Kapitalanlage spezialisiertes Unternehmen der Zürcher Kantonalbank. Dank den guten Renditen, die die Kassen vor allem an den Aktienmärkten erzielten, verbesserten sie ihre finanzielle Stabilität und bauten Reserven auf.

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Ebenso optimistisch klingt der vom Beratungsunternehmen Complementa erstellte «Risiko Checkup 2021». Dank einer guten Entwicklung der Kapitalmärkte in den ersten Monaten 2021 stieg der durchschnittliche Deckungsgrad der Schweizer Pensionskassen von rund 111 auf 113,4 Prozent. «Er liegt damit so hoch wie seit zwanzig Jahren nicht mehr», hält man bei Complementa fest. Das Vorsorgekapital der Arbeitnehmenden wurde 2020 mit durchschnittlich 1,8 Prozent verzinst, fast doppelt so viel wie das gesetzliche Minimum, das derzeit auf 1 Prozent fixiert ist.

Zwanzig Jahre Aufholjagd

Erstmals seit langem haben die Schweizer Pensionskassen wieder nennenswerte finanzielle Reserven aufgebaut. Diese finden Ausdruck im Deckungsgrad, der in einer Prozentzahl die Fähigkeit zur Erfüllung aller finanziellen Pflichten angibt. Das aktuelle Niveau von 113,4 Prozent ist in der Nähe des Niveaus von vor zwanzig Jahren, als der Deckungsgrad noch über 115 Prozent betrug.Das Platzen der Dotcom-Blase 2001 riss in kürzester Zeit tiefe Löcher in die Bilanzen der Schweizer Kassen. Die Finanzkrise verhinderte dann 2008 eine rasche Erholung.

Gute Performance dank Aktienboom

Vor allem die Aktienmärkte haben den Pensionskassen geholfen, so weit zu kommen. Swisscanto hat die Anlagepolitik der Kassen mit der besten Pertionenanteil von 32,8 Prozent in den Portfolios auf. In den vergangenen zehn Jahren haben die Kassen mehr oder weniger stark auf das Tiefzinsumfeld reagiert. In der Schweiz bedeutet es sogar negative Renditen für Anleihen der Eidgenossenschaft. Man bekommt am Ende der Laufzeit einer Anleihe also weniger zurück, als man am Anfang bezahlt hat. Im Jahr 2019 lag die Verfallrendite zeitweise bei minus 1 Prozent, aktuell liegt der Wert bei minus 0,21 Prozent, hat Complementa ausgerechnet. Die Kassen haben auf diese Entwicklung natürlich reagiert. Ende 2010 waren durchschnittlich rund 48 Prozent ihrer Gelder in festverzinslichen Anlagen oder Liquidität investiert, Ende 2020 waren es noch 39 Prozent. Die durch diese Umschichtung freigewordenen Mittel flossen zumeist in Aktien, ausländische Immobilien und alternative Anlagen wie Private Equity, Infrastrukturanlagen oder Private Debt.

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Allerdings gibt es noch andere Einflussfaktoren in der Pensionskassenwelt, bei denen die Kassen kein so einfaches Spiel haben wie bei den Kapitalmärkten. Darunter fällt insbesondere die stetig steigende Lebenserwartung der Versicherten. Weil diese ihre Rente immer länger beziehen und in der Vergangenheit oftmals die Resultate der Kapitalanlage nicht sehr rosig waren, mussten die Kassen den Umwandlungssatz anpassen. Dieser wird in Prozent angegeben und steuert, wie viel ein Versicherter von seinem während des Berufslebens angesparten Altersguthaben nach der Pensionierung jährlich als Rente ausbezahlt erhält. Jüngst ist dieser Umwandlungssatz auf neue Tiefstwerte gesunken. Laut Complementa liegt er derzeit bei durchschnittlich 5,49 Prozent. Er dürfte jedoch weiter sinken, weil das Tiefzinsumfeld die Erträge aus der Kapitalanlage schmälert und gleichzeitig die Lebenserwartung zunimmt. Bis 2026 erwarten die ComplementaExperten einen Umwandlungssatz von 5,21 Prozent.

Und auch diese Senkungen sollen nicht genug sein. Versicherungstechnisch korrekt wären schmale 4,77 Prozent, heisst es im «Risiko Checkup 2021». Auch Swisscanto sieht keine Morgenröte. Mit Blick auf die Zukunft rechneten die Vorsorgewerke wegen der erwähnten Faktoren mit weiteren Senkungen beim Umwandlungssatz. Das kontrastiert zunehmend mit dem laut BVG vorgeschriebenen Mindestumwandlungssatz von 6,8 Prozent.

Alle Hebel bewegen

«Der Umwandlungssatz ist ein Ergebnis aus der zukünftigen Renditeerwartung sowie der Lebenserwartung», konstatiert Marco Metzler, Sprecher der ZKB. Solange die Renditeerwartungen weiter sinken und die Lebenserwartung steigt, werden die Umwandlungssätze nach unten angepasst. Stabilisieren sich diese beiden Parameter, dann tun das auch die Umwandlungssätze.

Immerhin haben die Pensionskassen Gegenmassnahmen ergriffen, um dem Trend zu begegnen und die Leistungsreduktionen wegen sinkender Umwandlungssätze abzufedern. Praktisch alle Kassen haben demnach die Sparbeiträge sowohl der Arbeitgeber wie auch der Arbeitnehmer erhöht oder planen, diese zu erhöhen. Ausserdem wurde durch verschiedene Massnahmen Einfluss auf die Dauer der Beitragszahlung genommen. Complementa-CEO Heinz Rothacher verweist derweil darauf, dass bei dem aktuellen Niveau der Umwandlungssätze noch immer eine Umverteilung von Jung zu Alt stattfindet.