Gemäss dem Schweizerischen Pensionskassen-Index der Credit Suisse haben die Pensionskassen in diesem Jahr Anlageverluste von durchschnittlich 9,3 Prozent erlitten. Dieser Rückschlag sollte zum Anlass genommen werden, die Effektivität und Effizienz ihrer Anlagen zu hinterfragen.  

Einfache Modellrechnungen zeigen, dass eine um ein Prozent höhere durchschnittliche Verzinsung die Altersleistung um bis zu 20 Prozent erhöhen kann. Verschiedene Massnahmen bieten sich an, damit Pensionskassen sich für das rauer gewordene Anlageumfeld wappnen können. Zu den wichtigsten Stellschrauben gehört dabei die Verbesserung der Governance, die Nutzung von professionellem Research sowie der gezielte Einsatz von Delegationslösungen. 

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Verbesserung der Governance

Governance umfasst sämtliche Regeln, Praktiken und Prozesse, mit denen eine Organisation gesteuert wird. Im Anlagebereich sollte sie insbesondere darauf ausgerichtet sein, eine ausreichende Diversifikation sicherzustellen sowie eine langfristige und nachhaltig höhere risikoadjustierte Rendite für die Destinatäre zu generieren. Die Verteilung der Verantwortlichkeiten sollte der zeitlichen und personellen Ressourcenausstattung Rechnung tragen. 

In der Praxis bekunden viele Pensionskassen jedoch, dass viele Entscheidungsfindungsprozesse wesentlich zu lang sind. Lange Sitzungszyklen sowie die begrenzte Zeit, welche in vielen Gremien für Anlagethemen aufgewendet werden kann, limitieren den Handlungsspielraum und können dazu führen, dass Diversifikations- und Renditepotenziale nicht ausreichend abgeschöpft werden können. Für viele Gremien und Anlagenverantwortliche macht es Sinn, sich auf strategische Entscheidungen zu konzentrieren, um eine Verzettelung durch Implementierungsfragen zu vermeiden. 

Professionalisierung des Manager Research

Kommen aktive Manager als Tools zum Einsatz, müssen diese vorsichtig selektiert, zu einem Portfolio kombiniert und gewissenhaft überwacht werden. Durch professionelles Manager Research können Manager identifiziert werden, die das Potenzial haben, eine nachhaltige Mehrrendite gegenüber ihrer Peergroup zu generieren. 

In manchen Anlagekategorien, vor allem im Bereich der Privatmarktanlagen, liegt die Renditedifferenz zwischen den Managern im besten Viertel und dem mittleren Manager oft im zweistelligen Bereich. Verbesserungen im Bereich Manager Research können daher leicht zu spürbaren Ergebnissen für die Destinatäre führen.

Im Rahmen eines professionellen Manager Researchs wird zudem überprüft, ob ein Manager sich an die vereinbarte Strategie hält und ob er auch nach dem Investitionsentscheid die notwendigen Anforderungen erfüllt. Zeichnet sich basierend auf dem Manager Research ab, dass ein Manager die an ihn gestellten Erwartungen nicht mehr erfüllt, so ist es an der Vorsorgeeinrichtung, diesen auszuwechseln. 

In diesem Punkt tut sich ein Teil der Investoren schwer und hält zu lange an einem Manager fest. Neben Ressourcenüberlegungen sprechen oft auch Governance-Aspekte dafür, dass Manager Research an einen externen Anbieter zu delegieren. Dabei können unter anderem persönliche Beziehungen, Partikularinteressen und Interessenskonflikte wie z. B. in Form von Gegengeschäften eine Rolle spielen. 

Überarbeitung des Delegationskonzeptes

In der Praxis bestehen unterschiedliche Delegationsmodelle. Ein Teil der Delegationspartner kann über den gesamten Anlageprozess behilflich zur Seite stehen, andere sind auf einzelne Dienstleistungen spezialisiert. Wie stark der Auftraggeber in die Entscheidungen involviert wird, kann im Idealfall frei gewählt werden.

Typischerweise ist der Involvierungsgrad im Bereich der Implementierung und der operativen Aufgaben deutlich geringer als bei den Strategieprozessen. Verbreitet sind Delegationslösungen insbesondere im Bereich der Implementierung. Für die Delegation sprechen in vielen Fällen die folgenden Argumente:

  • Unabhängigkeit: Im Rahmen der Delegation kann ein disziplinierter Best-in-Class-Ansatz verfolgt werden, ohne dass für die Pensionskasse die Anzahl Schnittstellen erhöht wird. Der Aufwand für die Beziehungspflege und Kommunikation mit den Managern kann weitgehend eingespart werden.
  • Fokussierung: Delegation ermöglicht es den Entscheidungsträgern, sich von Implementierungsbezogenen- und operativen Tätigkeiten zu lösen und ihre Ressourcen für strategische Fragestellungen einzusetzen.
  • Prozesse: Mit Delegation können in vielen Fällen Best Practices im Bereich Governance übernommen und operationelle Risiken reduziert werden. Diese umfasst unter anderem kürzere und systematische Entscheidungsprozesse. 
  • Ressourcen: Delegation bietet Zugang zu Spezialisten und Daten. Ein Beispiel dafür ist das oben aufgeführte Manager Research. Bei einem konsequenten Best-in-Class-Ansatz können höhere Renditen erwartet werden.
  • Kosten: Der Anbieter kann durch Pooling der Kundenvermögen und die Nutzung von Skalenvorteilen die Vermögensverwaltungsgebühren senken. Manche Delegationsdienstleister bieten zudem Zugang zu attraktiven Managern, welche im Alleingang nicht zugänglich sind.  

Angesichts der grossen Herausforderungen wäre es wenig zielführend, lediglich in ein allgemeines Klagelied einzustimmen und auf bessere Zeiten zu hoffen. Die aktuelle Situation sollte vielmehr dazu genutzt werden, die aktuelle Anlageorganisation effizienter zu gestalten und mit neuen Möglichkeiten auszustatten.

 

Der Autor Philipp Weber arbeitet als Head Investment Consulting bei Mercer Schweiz.