Der «Risiko Check-up» der Complementa stellt den schweizerischen Pensionskassen gute Noten aus. Zwar liegen den Studienautoren erst die Hälfte aller Daten gesichert vor, dennoch steht fest: 2024 verdienten die Pensionskassen mehrheitlich gut bis sehr gut und durften in den meisten Fällen ein Plus von 7,5 Prozent verbuchen. «Das ist doppelt so viel wie im langjährigen Durchschnitt», betonte Complementa-Co-Studienleiter Ueli Sutter vor den Medien.

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Über Complementa

Complementa begleitet Pensionskassen seit über vierzig Jahren systematisch in Fragen der finanziellen und organisatorischen Führung. Das Unternehmen unterstützt Führungsorgane bei der Anlagestrategie. (pd/ajm)

Mehr verdient, als eingezahlt wurde

Konkret haben die Kassen 2024 rund 85 Milliarden Franken mit ihren Assets verdient. In einem durchschnittlichen Jahr sind es mit gut 40 Milliarden Franken nur rund die Hälfte davon. Und: «Mit ihren Anlagen haben die Pensionskassen mehr verdient als Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammen in die zweite Säule eingezahlt haben», ordnet Ueli Sutter den Anlageerfolg der Pensionskassen ein.

Wie eindrücklich der PK-Anlageeffort vom vergangenen Jahr ist, wird klar, wenn man ihn mit den Einzahlungen in die AHV (erste Säule) vergleicht: 2024 wurden gemäss Complementa rund 53 Milliarden Franken in die AHV eingezahlt. 

Wenig Pensionskassen haben eine Unterdeckung

Das positive Jahresergebnis macht sich in den Wertschwankungsreserven bemerkbar: Der kapitalgewichtete Deckungsgrad stieg von 107,6 Prozent (Ende 2023) auf 112,2 Prozent (Ende 2024). 

Ebenfalls positiv: Auch die Zahl der Pensionskassen mit Unterdeckung hat sich im vergangenen Jahr mehr als halbiert. Von 5,1 Prozent sank diese Zahl auf neu 2,4 Prozent. «Gemessen am Deckungskapital machen diese Kassen rund 10 Prozent der Vorsorgekapitalien aus», stellt Complementa fest.

Unterdessen herrscht Gegenwind 

Doch nun hat der Wind gedreht und die Pensionskassen «richten sich auf ein schwieriges Anlagejahr ein», so die Studienautoren.

Noch Ende Februar erzielten Pensionskassen eine Rendite von fast 2 Prozent. Bis Ende April war daraus ein Minus von 0,6 Prozent geworden. Der durchschnittliche Deckungsgrad sank deshalb von 112,2 Prozent (2024) auf neu 110,8 Prozent (Ende April 2025).

Risiko aktiv bewirtschaftet

US-Staatsanleihen stünden heute eher auf der Verkaufsliste als früher. Dafür sind Unternehmensanleihen unterdessen mehr nachgefragt. Auch ihre Aktienquote hätten viele Assetmanager von Pensionskassen bereits reduziert – und so ihr Risiko in diesem Bereich minimiert. Dennoch bleibt das Risiko des schwächelnden US-Dollar bestehen: «Rund 50 Prozent aller Anlagen von Schweizer Pensionskassen sind im Ausland platziert», warnen die Complementa-Experten.

Wachsame Assetmanager

Es verbleibe ein Restrisiko, selbst wenn Pensionskassen ihr Währungsrisiko bei Fremdwährungen meistens absicherten, sagt Andreas Rothacher. Ein gutes Zeugnis stellt Co-Studienautor Rothacher den Assetmanagern bei Schweizer Pensionskassen aus, wenn es um das Risikomanagement geht: «Die Pensionskassen sind gefordert und haben sich entsprechend gewappnet. Sie betrachten das Risiko ganz genau», weiss Rothacher. Man sei bereit, auf aktuelle Entwicklungen schnell zu reagieren: «Viele haben ihren Sitzungsrhythmus bereits erhöht.»

Riesige Unterschiede bei der Verzinsung

Verdutzt werden Arbeitgebende hingegen sein, wenn sie die krassen Unterschiede unter den einzelnen Pensionskassen bei den Leistungen zugunsten ihrer Arbeitnehmenden registrieren: Die tiefste in der Studie ausgewiesene Verzinsung auf PK-Guthaben für 2024 beträgt 1,25 Prozent. Dies entspricht dem vom Bundesrat festgelegten BVG-Mindestzinssatz. Der höchste Wert im aktuellen Teilnehmerfeld beträgt hingegen 15 Prozent. Dies bedeutet: Die unter diesem Gesichtspunkt betrachtet beste Pensionskasse hat die Einlagen der Arbeitnehmenden zwölfmal höher verzinst als die schlechteste Pensionskasse.

Zur Veranschaulichung des immensen Unterschieds hier ein Beispiel: Nimmt man ein PK-Guthaben von 500’000 Franken an, dann hat die beste Pensionskasse einem Klientenkonto 60’000 Franken gutgeschrieben, die schlechteste Pensionskasse hingegen nur 6250 Franken. Da sich die Schere durch die Zinseszinsformel mit den Jahren noch weiter öffnet, wirken sich diese Differenzen massiv auf das Altersguthaben und die PK-Rente aus. 

Im Schnitt sehr gut verzinst

Die durchschnittliche Verzinsung für 2024 über alle Pensionskassen beträgt 3,9 Prozent. Dies ist gemäss der Studienautoren der höchste Wert der letzten zwei Jahrzehnte. Die durchschnittliche Verzinsung der letzten zwanzig Jahre beträgt 2,3 Prozent Zins pro Jahr. Der BVG-Mindestverzinssatz lag im selben Zeitraum bei 1,6 Prozent. Die Hälfte aller Kassen liegt im Bereich einer Zinsgutschrift von 2,9  und 5,5 Prozent. Ein Drittel der Pensionskassen hat mindestens Zinsen in Höhe von 5 Prozent gutgeschrieben.

Auch der Umwandlungssatz variiert massiv

Der Durchschnittswert der aktuellen Umwandlungssätze bei einer Verrentung des PK-Guthabens beträgt derzeit 5,19 Prozent. Doch auch hier herrschen zwischen den einzelnen Pensionskassen massive Leistungsunterschiede: Der tiefste von den Pensionskassen für das Jahr 2025 bekannt gegebene umhüllende Umwandlungssatz lag bei 4,31 Prozent, der höchste bei 6,65 Prozent. Der Maximalwert für Kassen ohne Überobligatorium beträgt hingegen 6,8 Prozent.

In den letzten Jahren sind die Umwandlungssätze der Pensionskassen kontinuierlich gesunken. Geht das so weiter? Die Studienautoren wagen einen Ausblick: «Basierend auf den von den Pensionskassen gemachten Angaben für die kommenden fünf Jahre erwarten wir nur noch marginale Reduzierungen.»

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Über die Studie «Risiko Check-up»

Die Pensionskassen-Studie «Risiko Check-up» wird heuer bereits zum 31. Mal durchgeführt. Die grösste unabhängige Pensionskassen-Studie der Schweiz bildet die zweite Säule repräsentativ ab und liefert Vorsorgeeinrichtungen und ihren Anspruchsgruppen Erkenntnisse zu Trends und erlaubt Langzeitvergleiche.

Die Studienleitung unterrichtet Fachwelt und Medien jeweils im Mai über wesentliche Erkenntnisse und im September über die Gesamtauswertung.

Für die vorliegenden Auswertungen (Stand Anfang Mai 2025) flossen zu circa 50 Prozent neue Daten aus den Jahresrechnungen 2024 ein, für 50 Prozent der Daten wurden gemäss Complementa Hochrechnungen angestellt. Die endgültigen Studienergebnisse mit allen neuen Daten liegen im September vor.

Die Vorjahresstudie basierte auf Daten von rund 450 Pensionskassen mit 810 Milliarden Franken Kapital. (pd/ajm)