Die Anlageklasse der Privatmarktanlagen boomt. Oft sind es stabile Erträge und hohe Renditen, welche die Anleger locken. Ein Trend, der sich auch in der Schweiz als einem der wichtigsten Finanzplätze der Welt zeigt, wo allein die Pensionskassen Anlagen von über 1'000 Milliarden Franken verwalten und als wichtigste Anleger in Privatmarktanlagen gelten.

Nicht von ungefähr nahm das Institut für Risk & Insurance der ZHAW School of Management and Law in seiner Webinar-Reihe «Vision PK 20230» die Thematik etwas genauer unter die Lupe. Unter dem Titel «Was bieten Privatmarktanlagen als langfristiges Investment den Schweizer Pensionskassen?» berichteten nicht nur zwei Schweizer Experten über ihre Erfahrungen.

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Wachsender Markt

Für die internationale Perspektive war als erste Referentin Lauren Goodwin zugeschaltet, Chief Market Strategist bei New York Life Investments. Sie zeigte zunächst auf, in welchen Segmenten des Privatmarktes es Anlagepotenzial gibt. Die Nachfrage nach Private-Market-Allokationen wachse und demokratisiere sich, stellte sie fest. Globale Megatrends wie Klimawandel, Energieinfrastruktur, Lieferketten oder Digitalisierung und Künstliche Intelligenz hätten kapitalintensive Investitionen vorangetrieben, die auf den Privatmärkten eine sehr wichtige Rolle spielen.

Allerdings sei die Unsicherheit angesichts der amerikanischen Handelspolitik und geopolitischer Herausforderungen derzeit wieder grösser geworden. Die USA hätten sich von einem Hort der Stabilität zu einem Hort der Instabilität gewandelt, so Goodwin. Der makroökonomische Wandel betreffe aber nicht nur eine Person oder ein Land. Es handele sich um Trends, die auf Dauer bleiben.

Volatilität begrenzen

In diesem Investitionsumfeld seien Anleger bestrebt, die Volatilität zu begrenzen und zu diversifizieren. Deshalb rücken vor allem «echte Wachstumsmotoren» in das Blickfeld - kleine Unternehmen, die mehr Möglichkeiten zur Wertschöpfung und zur Erzielung von Synergien bieten. Für diese kleinen Unternehmen seien beispielsweise  Bankkredite oder öffentliche Kredite keine Option. Sie greifen deshalb auf Partner zurück, die flexibler sind und ihre Bedürfnisse auf den privaten Märkten verstehen. Die Kombination aus dem Druck der Investoren, den globalen Megatrends, der Lockerung der Zinssätze und dem wachsenden Einfluss der privaten Märkte stimmt sie jedenfalls zuversichtlich, dass «die nächsten Jahre interessant sein werden, wenn es darum geht, neue Gelder auf den privaten Märkten zu investieren». 

GastroSocial Pensionskasse mit hohem Anteil

Anschliessend sprach Beat Wüst, Leiter Vermögensanlagen bei der GastroSocial Pensionskasse, über nachhaltige Renditen mit einem substanziellen Anteil von Privatmarktanlagen im Portfolio einer Pensionskasse. Als grösste grösste Pensionskasse für die Gastronomie und Hotellerie mit rund 22'000 angeschlossenen Betrieben und rund 200'000 aktiv Versicherten in der Schweiz verwaltet GastroSuisse rund 11 Milliarden Franken Assets under Management (AuM) - davon rund 25 Prozent in Privatmarktanlagen.

Ein im schweizweiten Vergleich recht hoher Anteil. Dabei sei das stetige Bestreben nach der Portfoliooptimierung über einen längeren Zeithorizont im Zentrum der Überlegungen gestanden, so der Anlageexperte. Über den Einschluss von Privatmarktanlagen solle zudem eine höhere Diversifikation von Risikoprämien erzielt werden. Ein weiterer Grund für die starke Ausrichtung auf Privatmarktanlagen sei die unternehmerische Kultur der Pensionskasse, die es erlaube, mehr Risiken einzugehen. 

Die GastroSocial Pensionskasse sei in diesem Bereich sehr erfahren und investiere bereits seit mehr als 15 Jahren in Privatmarktanlagen. Dabei stünden vor allem ausländische Immobilien, Private Debt, Private Equity, ILS und Infrastrukturanlagen im Fokus. «Mit der aktuellen Strategie sehen wir vor, diesen Anteil über die nächsten zwei, drei Jahre auf rund 30 Jahre auszubauen», zeigte sich Wüst vom Erfolg der Privatmarktanlagen überzeugt. Die Weichen dazu seien bereits in der Vergangenheit gestellt worden.  

Asga setzt auf Stabilität 

Zum Abschluss erörterte Daniel Emmenegger, Leiter Strategie & Research der Asga Pensionskasse, die erforderlichen Profile von Anlagen in Private Equity, Infrastruktur und Private Debt. Mit rund 18'700 Mitgliedsunternehmen und etwa 172'000 Versicherten zählt Asga nach eigenen Angaben zu den grössten Gemeinschaftseinrichtungen am Schweizer Pensionskostenmarkt. In der Anlagestrategie werde sehr stark auf Diversifikation und Stabilität gesetzt. Der Anteil der Privatmarktanlagen - zu denen bei der Asga Private Debt, Private Equity und Infrastruktur zählen - beträgt rund 10 Prozent. Die Gesamtsumme an illiquiden Anlagenwie Hypotheken oder Immobilien ist mit 34 Prozent beispielsweise deutlich höher.

Alle vier Jahre werde ein Asset Liability Management (ALM) durchgeführt und dabei auch versucht, Privatmarktanlagen zu berücksichtigen, denn das Renditepotenzial sei vielversprechend. Über alle Anlagekategorien hinweg betrage die Soll-Rendite der Asga zwischen 2,5 und 3,5 Prozent, wobei ein Rebalancing der Anlagen jederzeit gewährleistet sein müsse, falls es beispielsweise am Aktienmarkt zu Verwerfungen komme. Zudem müssten sich auch die Kosten in einem gewissen Rahmen halten, erklärt er den etwas defensiveren Ansatz. «Die Langfristigkeit ist auch bei uns ein sehr relevanter Faktor», betonte er zum Abschluss.