Nicht nur bei Swica, sondern während seines gesamten beruflichen Weges stand und steht für Reto Dahinden der Kunde und damit der Mensch im Zentrum des Denkens und Handelns.

Porträtreihe Swiss Insurance CEOs

Neugierig, wer die Versicherungswelt lenkt? Einmal pro Monat portraitieren wir für Sie eine oder einen CEO aus der Versicherungsbranche. Die Texte finden Sie hier

Ambulante und stationäre Strukturen kombinieren

Die alleinige Fokussierung auf die Kosten, wie sie bei den Diskussionen rund um ein bezahlbares Gesundheitswesen von den unterschiedlichsten Interessengruppen immer mal wieder postuliert und auch umgesetzt wird, ist ihm ein Graus. «Nur tiefe Prämien zu haben, kann nicht das Ziel sein», konstatiert er. «Wir müssen über die gesamte Wertschöpfungskette diskutieren und die Menschen effizient gesund machen.» Dabei helfe ein Rotstift kaum, Netzwerke sowie verschiedene Gesundheitsmodelle und Digitalisierung hätten aber sehr wohl einen positiven Einfluss. «Die Prämienhöhe ist das Resultat von dem, was wir tun, und nicht das Ziel. Daher greift es viel zu kurz, wenn alle Stakeholder nur über die Prämien diskutieren und nicht über die Versorgungsstruktur generell.»

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Wir müssen den Patienten einen möglichst niederschwelligen Zugang bieten.

Die Zukunft des Gesundheitswesens liegt für ihn in der integrierten Versorgung und der Kombination von ambulanten und stationären Strukturen. «Wir müssen den Patienten einen möglichst niederschwelligen Zugang bieten und sicherstellen, dass die Übergänge zwischen den einzelnen Leistungserbringern optimal funktionieren.» Auch wenn Reto Dahinden diese Sätze schon sehr oft und in unterschiedlichen Momenten und Gremien gesagt hat, ist sein Wille, sich für all das einzusetzen, nach wie vor sicht- und spürbar. Dies, obwohl er nicht als Krankenversicherer geboren worden ist, wie er zu Beginn des Gesprächs launig bemerkt.

Krankenversicherer sind näher am Menschen

Das Thema Umgang mit Risiken hat ihn aber schon früh fasziniert. Seine Doktorarbeit an der Hochschule St. Gallen verfasste er denn auch zur Thematik von ganzheitlichen industriellen Risikoanalysen im Nachgang zum Chemie-Unglück von Schweizerhalle.

Die erste Stelle nach dem Studium führte ihn zur Swiss Re. Die Finanzrückversicherung sei zwar ein faszinierendes Geschäft, so Reto Dahinden, «doch die Arbeit war mir zu weit weg vom Individuum». Um näher am Menschen zu sein und direkt etwas für die Kunden zu bewirken, wechselte der gebürtige Luzerner mit Wohnsitz in Nidwalden zur CSS und damit zu einem Krankenversicherer.

Neun der insgesamt zwölf Jahre war er bei diesem als Leiter Konzernbereich Leistungen und Mitglied der Geschäftsleitung tätig. «Danach hatte ich genug von regulierten Märkten und machte einen Abstecher zu einer Technologiefirma im Erdöl- und Gasbereich», schmunzelt er. Diesem faszinierenden Bereich wäre er wohl treu geblieben, wenn sich nicht die Chance ergeben hätte, als CEO zu Swica zu wechseln. «Durch den ausgeprägten strategischen Fokus von Swica auf die Integrierte Versorgung kann ich als CEO meine Interessen für den menschlichen und den unternehmerischen Teil des Gesundheitswesens verbinden», erklärt er eine seiner Energiequellen, die ihn antreiben. Eine andere ist der Sport. Im Winter ist er vor allem auf den Skipisten anzutreffen und im Sommer auf Golfplätzen. Ob er dabei nur Bälle sucht, wie er im Steckbrief schreibt, sei dahingestellt.

Customer Journey war grauslich

Trotz stetiger Optimierung laufen die Prozesse auch bei Swica, der er mittlerweile seit über zehn Jahren vorsteht, noch nicht ganz so effizient, wie er es gerne hätte. Das hat der dreifache Vater vor einiger Zeit am eigenen Leib erfahren, als er sich nach einem Sturz beim Skifahren sowie einem etwas harten Aufprall bei einem Sprung ins Wasser einer Schulteroperation unterziehen musste. «Meine Customer Journey lief gelinde gesagt grauslich ab …» 

Seither setzt er sich mit noch mehr Energie dafür ein, dass die Durchlässigkeit zwischen den unterschiedlichsten Versicherungen und die Transparenz für die Patienten besser wird. «Ich versuche alle Mitarbeitenden zu motivieren, in ihrem Bereich dazu beizutragen, dass die Prozesse so ablaufen, wie sie es selber gerne hätten, wenn sie als Kundin oder Kunde zu uns kommen würden.» 

Die Chance ist gross, dass viele Swica-Mitarbeitende ihren Chef dabei unterstützen, hat dieser doch nach seinem Stellenantritt auf eine bei solchen Gelegenheiten oft vorgenommene Reorganisation verzichtet. «Einfach Köpfe rollen zu lassen oder dauernd Organisationscharts neu zu zeichnen, bewegt nichts. Ich möchte über Leute und deren Expertise wirken, daher müssen wir Kontinuität bieten und täglich gemeinsam daran arbeiten, ein Top-Arbeitgeber zu sein.»