Schweizer Unternehmen gewähren mit einem Lohnzuwachs von 1,9 Prozent für 2024 zwar mehrheitlich einen Teuerungsausgleich, überbieten die Inflation jedoch nur selten. Unter Einbezug der steigenden Krankenkassenprämien ergibt sich gemäss der jährlichen Lohnumfrage der UBS sogar ein Kaufkraftverlust für 2024. 

Ein robuster Arbeitsmarkt sowie Überschussersparnisse wirken hingegen unterstützend für den Konsum. Der Arbeitskräftemangel hat sich etwas entschärft, Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von passenden Fachkräften sind aber immer noch weit verbreitet.

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In der jährlichen Lohnumfrage der UBS erwarten die 389 befragten Unternehmen einen nominalen Lohnanstieg von 1,9 Prozent für das Jahr 2024. «Damit dürfte der Anstieg der Nominallöhne im kommenden Jahr deutlich stärker ausfallen als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre von knapp 1 Prozent», analysiert das Chief Investment Office von UBS Global Wealth Management (UBS CIO GWM) . Mit den Lohnabschlüssen für 2023 von 2,3 Prozent könnten die erwarteten Lohnerhöhungen aber nicht Schritt halten.

Lohnanstieg breit abgestützt

Die Inflation bleibt laut UBS Ausblick der dominierende Treiber der diesjährigen Lohnerhöhungen. Die zu erwartenden Lohnabschlüsse für 2024 liegen eng beieinander. In 15 von 22 Branchen resultiert ein Lohnanstieg von 2 Prozent.

Mit einem erwarteten Lohnzuwachs von 1 Prozent hinkt einzig die Medienbranche dem Schnitt deutlich hinterher. Arbeitnehmende des öffentlichen Sektors dürfen sich hingegen über leicht überdurchschnittliche Lohnerhöhungen von 2,2 Prozent freuen. In der Gastronomie und der Hotellerie reflektiert sich die weiterhin starke Erholung nach dem pandemiebedingten Einbruch mit kräftigen Lohnsteigerungen von 2,8 Prozent.

Sinkende Kaufkraft trotz Teuerungsausgleich

«Die Unternehmen gewähren zwar mehrheitlich den Teuerungsausgleich, gehen aber selten darüber hinaus», schätzt Florian Germanier ein, UBS-Ökonom und Verantwortlicher der Umfrage. Bei einer von UBS CIO GWM erwarteten Inflation von 2 Prozent dürften die Reallöhne 2024 im Schnitt praktisch stagnieren. Unter Berücksichtigung der nicht im Landesindex für Konsumentenpreise enthaltenen Krankenkassenprämien resultiert sogar ein Kaufkraftverlust für 2024.

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Im vergangenen Jahr sorgten die erhöhten Energiekosten und die Sorgen einer Energiemangellage für verhaltene Lohnanstiege in Anbetracht der Teuerung. Nun sind es die schwache Auslandsnachfrage und gestiegenen Finanzierungskosten infolge des globalen Zinsanhebungszyklus, die den Unternehmen den finanziellen Spielraum für kräftigere Lohnerhöhungen verwehren.

Unterdurchschnittliches Wachstum, aber keine Rezession

Trotz des Kaufkraftverlustes erwarten die UBS-Ökonomen eine durchschnittliche Entwicklung des hiesigen Konsums in 2024. Eine Vielzahl der Haushalte dürfte auf Ersparnisse zurückgreifen, um die Belastung des Prämienanstiegs sowie steigender Mietzinsen und höherer Strompreise abzufedern. Tiefere Einkommensgruppen verfügen zwar über wenig oder keine Ersparnisse, deren Löhne dürften jedoch gemäss der UBS-Lohnumfrage überdurchschnittlich stark ansteigen. 

Weiter wirken die kräftige Zuwanderung und der robuste Arbeitsmarkt stützend auf den Konsum. Infolge der verhaltenen Wirtschaftsentwicklung hat sich zwar jüngst das Momentum am Arbeitsmarkt leicht gedreht. Die UBS-Ökonomen rechnen jedoch nicht mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. So planen für 2024 weiterhin mehr Unternehmen in der Umfrage ihren Personalbestand auf- statt abzubauen.

Die UBS-Ökonomen prognostizieren ein BIP-Wachstum von 0,7 Prozent für das laufende Jahr und 1,2 Prozent für 2024. Dieses Bild deckt sich mit den Umfrageergebnissen. Die Mehrheit der Unternehmen erwartet eine unterdurchschnittliche Wirtschaftsentwicklung für 2024, aber keine Rezession. (pm/hzi/mig)