«Gleichzeitig stellt die Inflation in der gewerblichen Fahrzeugversicherung weiterhin eine Herausforderung darstellt», schreibt Craig Nelson, Senior Treaty Underwriter & Manager, CUO P&C Reinsurance bei Swiss Re. In dem kürzlich veröffentlichten Bericht stellt Nelson fest, dass sich das Segment Privatfahrzeuge nach Jahren suboptimaler Ergebnisse im Jahr 2024 wieder erholt hat, was auf einen Rückgang der Schadenhäufigkeit sowie auf Tariferhöhungen zurückzuführen ist. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote für die US-Privatkaskoversicherung sank auf 97% und lag damit 15 Punkte unter dem Rekordwert von 112%, der nur zwei Jahre zuvor erreicht worden war.
Die gewerbliche Autoversicherung hat jedoch weiterhin mit Rechtsstreitigkeiten, steigenden Schadenskosten und Unsicherheiten bei der Reservierung zu kämpfen und wird im Jahr 2024 trotz eines 10-prozentigen Prämienanstiegs einen Schaden-Kosten-Satz von 108 % aufweisen. Nelson betonte, dass die wirtschaftliche, soziale und medizinische Inflation wesentlich zu den Verlusten in der US-Autoversicherung beitragen wird.
In den Jahren 2021 und 2022 stiegen die Preise für Gebrauchtwagen - ein Indikator für die Inflation der Schäden - stark an. Während sich die VPI-Inflation seit den Spitzenwerten von 2021 und 2022 abgeschwächt hat, bleiben die Reparaturkosten aufgrund von Arbeitskräftemangel, Unterbrechungen der Lieferkette und fortschrittlicher Fahrzeugtechnologie hoch.
Darüber hinaus haben sich die Kosten für die Behandlung von Personenschäden durch die medizinische Inflation noch weiter erhöht. Laut einer KFF-Analyse von Daten des Bureau of Labor sind die Kosten für die medizinische Versorgung seit dem Jahr 2000 um 121,3% gestiegen, was weit über dem Anstieg von 86,1% bei Konsumgütern und Dienstleistungen im gleichen Zeitraum liegt. Angesichts der steigenden Medikamentenpreise, der Einführung moderner medizinischer Geräte, der Verwaltungskosten und der höheren Arbeitskosten wird sich die medizinische Inflation in absehbarer Zeit wohl kaum abschwächen.
Nelson wies auch darauf hin, dass die Verkäufe von Elektrofahrzeugen (EV) in den USA voraussichtlich zunehmen werden, was die Versicherer vor Herausforderungen stellt, da die durchschnittlichen Reparaturkosten für EVs etwa 29% höher sind.
Auch erwartet Nelson, dass sich autonome Fahrzeuge auch auf den Markt auswirken werden, indem sie das menschliche Versagen, das 90% der Verkehrsunfälle verursacht, potenziell reduzieren.
Die Schwere der Schadensfälle im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen bleibt derweil weiter eine Herausforderung. Die Ansprüche bei Personenschäden sind um 20% gestiegen, was vor allem auf die soziale Inflation zurückzuführen ist, während die Schwere der Sachschäden bis 2023 um 47% zunehmen wird.
Der Bericht wies auch darauf hin, dass die erhöhten Zölle auf Autoteile, die 2018 vom chinesischen Festland importiert wurden, zu höheren Schadenkosten beigetragen haben. Die neue Runde von Zöllen auf China, Kanada und Mexiko könnte zu Herausforderungen und Verzögerungen in der Lieferkette führen, was die Schadenhöhe und die Kosten für Ersatzteile wie Windschutzscheiben und Airbags in die Höhe treibt.
Darüber hinaus wirkt sich die zunehmende Häufigkeit und Schwere extremer Wetterereignisse auf das US-Autoversicherungssegment aus. So schätzte Carfax, dass durch den Hurrikan Helene 138.000 Fahrzeuge in sechs Bundesstaaten von Überschwemmungsschäden betroffen waren.
«Die Regulierung spielt eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des US-Autoversicherungsmarktes und beeinflusst die Preisgestaltung, die Deckungsoptionen und den Verbraucherschutz. In Florida haben Reformen des Schadenersatzrechts zu einem Rückgang der Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Autoglasreparaturen geführt und einseitige Anwaltsgebühren abgeschafft. Dies hat dazu beigetragen, den Druck auf die Kfz-Tarife zu mindern. Allerdings erwägt der Gesetzgeber derzeit mehrere Gesetzesvorlagen, die einige der Reformen auf den Sach- und Kfz-Märkten Floridas wieder rückgängig machen könnten», schreibt Nelson abschliessend. (Reinsurance News/hzi/ps)