Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte hat im vergangenen Jahr trotz der Milliarden-Abschreibungen im Hedgefonds-Streit in den USA mehr verdient. Seine Vergütung stieg um neun Prozent auf brutto 6,96 (2020: 6,39) Millionen Euro, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht des Münchner Versicherers hervorgeht. Bäte hatte im Februar gesagt, der gesamte Vorstand werde die Affäre um die Structured Alpha-Fonds im Geldbeutel zu spüren bekommen und damit «seinen fairen Anteil tragen». Der Aufsichtsrat habe den Vorständen den Bonus-Anteil, der sich auf die Leistung des Einzelnen bezieht, pauschal um zehn Prozent gekürzt, heisst es dazu im Vergütungsbericht. Das machten die Manager aber dadurch wett, dass das operative Geschäft weit besser lief als im ersten Corona-Jahr 2020.

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Bonus macht 70 Prozent des Lohns aus

«Obwohl das Geschäftsjahr 2021 operativ das beste in der 130-jährigen Unternehmensgeschichte war, wurde die variable Zielvergütung aufgrund der gebildeten Rückstellungen für Structured Alpha um rund 24 Prozent reduziert», sagte ein Sprecher. Die erfolgsabhängigen Boni machten 70 Prozent der Zielvergütung aus.

Die Allianz hat in der Bilanz zunächst 3,7 Milliarden Euro vor Steuern für Vergleiche und mögliche Strafen zurückgestellt, nachdem US-Investoren sie auf 6,3 Milliarden Dollar verklagt hatten. Der Vermögensverwalter Allianz Global Investors hatte ihnen Hedgefonds als vermeintlich sichere Anlagen verkauft. Zu Beginn der Corona-Krise erlitten sie aber Milliardenverluste. Die Rückstellungen drückten den Nettogewinn um 2,8 Milliarden Euro.

Keine Pflichtverletzungen

Nach Reuters-Berechnungen hätte Bäte ohne die Structured Alpha-Affäre gut eine halbe Million Euro mehr Kurzfrist-Boni für das Jahr 2021 bekommen sowie rund eine Million Euro mehr in Aktienoptionen. Insgesamt muss der Vorstand damit auf mehr als acht Millionen Euro verzichten. Die für die Vermögensverwaltung verantwortliche Vorständin Jacqueline Hunt war im September vorzeitig ausgeschieden. Ihr kürzte der Aufsichtsrat den Bonus stärker als den anderen Vorstandsmitgliedern, obwohl es «keine Anhaltspunkte für ein persönliches Fehlverhalten» der Managerin gebe, wie es im Geschäftsbericht heisst.

Der Aufsichtsrat lasse die Structured Alpha-Affäre intern und auch von externen Beratern abarbeiten. «Bisher liegen keine Erkenntnisse zu möglichen Pflichtverletzungen des Vorstands vor», erklärte der Versicherer dazu. (reuters/hzi/sec)