Dem Krankenversicherer Groupe Mutuel machen hohe Gesundheitskosten und Verwerfungen an den Finanzmärkten zu schaffen. Sie haben das Ergebnis stark belastet und im Geschäftsjahr 2022 zum erheblichen Verlust beigetragen. Unter dem Strich verblieb in der Rechnung ein Minus von 486 Millionen Franken, nachdem die Groupe Mutuel bereits im Jahr davor einen Verlust von 78 Millionen hatte verbuchen müssen, wie die Gruppe mitteilte.

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Mehr als 67'500 Neukunden

Unterdessen stärkt die Groupe Mutuel ihre Position als drittgrösster Schweizer Krankenversicherer mit mehr als 67'500 Neukunden im Bereich der Grundversicherung. «Wir zählen neu wieder mehr als eine Million Kunden in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung. Das ist eine hervorragende Nachricht», sagte Karin Perraudin, Verwaltungsratspräsidentin der Groupe Mutuel zum Jahresergebnis 2022. 

Die Kundenzahl stieg somit erneut über die Millionengrenze. Über alle Tätigkeitsbereiche hinweg zählte die Gruppe 1,36 (Vorjahr 1,34) Millionen Versicherte.

Auch im Geschäft mit Unternehmenskunden legte die Groupe Mutuel weiter zu. Insgesamt waren rund 28'000 Unternehmen gegen Erwerbsausfall und Unfall versichert, darunter rund 1000 Neukunden.

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Erfolgreiche Transformation

«Diesen Erfolg verdanken wir der Erneuerung der Groupe Mutuel, die durch die im März 2022 eingeführte neue Marke symbolisiert wird. Die Zahlen zeigen, dass unsere neue Marke insbesondere in der Deutschschweiz sehr beliebt ist», ergänzt Thomas Boyer, CEO der Groupe Mutuel. «Die Geschäftsergebnisse bestätigen die Transformation und die Strategie, die wir in den letzten Jahren eingeführt haben», fügt Karin Perraudin hinzu. 

Für die Verwaltungsratspräsidentin ist das Wachstum in den Unternehmensversicherungen «eine weitere Bestätigung der angestrebten Diversifizierung. In einem immer stärker umkämpften Markt und einer besonders volatilen Wirtschaft ist es wichtig, neue Absatzmärkte zu erschliessen, um die Arbeitsplätze zu sichern und die finanzielle Solidität der Groupe Mutuel zu stärken.»

Schadenaufwand wächst

Strukturell zu schaffen machen dem Krankenversicherer die weiter steigenden Gesundheitskosten. Nachdem diese bereits im Jahr 2021 um 6,3 Prozent nach oben gegangen waren, zogen sie laut Groupe Mutuel im letzten Jahr um knapp 3 Prozent an.

In Franken ausgedrückt, kletterte der Schaden- und Leistungsaufwand in der Rechnung der Groupe Mutuel um 2,8 Prozent auf 5,16 Milliarden Franken. Demgegenüber nahmen die Erträge aus dem Versicherungsgeschäft um 0,2 Prozent auf 5,33 Milliarden zu.

Weiterer Kostenanstieg erwartet

Mit Blick nach vorn rechnet Groupe Mutuel mit einem weiteren Anstieg der Gesundheitskosen. Erste Schätzungen für das Jahr 2023 würden von einem erneuten Plus von mehr als 7 Prozent ausgehen, heisst es. Treiber dazu seien vor allem die Medikamentenpreise und Spitalleistungen.  «Wir müssen bescheiden und vorsichtig bleiben. Das Schweizer Gesundheitssystem ist nach wie vor von hoher Qualität, aber seine Finanzierung ist sehr fragil», sagt Karin Perraudin.

«Ohne Massnahmen zur Eindämmung des Kostenanstiegs wird unser Gesundheitssystem zusammenbrechen», kritisiert Boyer die Politik. Da die Inflation in den kommenden Monaten auch die Gesundheitskosten weiter belasten werde, seien die Aussichten für die Prämien 2024 beunruhigend.

Magere Ergebnisse aus Kapitalanlagen

Die Finanzergebnisse der Groupe Mutuel werden massgeblich durch den Rückgang der Finanzmärkte und einen erneut starken Anstieg der Gesundheitskosten beeinträchtigt, die um 6,3 Prozent im Jahr 2021 und 3 Prozent im Jahr 2022 gestiegen sind.

Das Ergebnis aus Kapitalanlagen war mit minus 282 Millionen Franken negativ, nach einem Plus von 107 Millionen im Jahr zuvor. Die schwache Börsenentwicklung war geprägt vom Ukraine-Krieg, Inflation und steigenden Zinsen und dies sei in allen Anlageklassen zum Ausdruck gekommen.

Bei Aktien und Obligationen gehe es aber um Buchverluste, so Groupe-Mutuel-CEO Thomas Boyer. «Solange nicht verkauft wird, entsteht kein realer Verlust. Sollte die Situation jedoch länger anhalten, könnten ernsthaftere Probleme auftreten.»

Wechsel im Verwaltungsrat

Einen Wechsel wird es derweil im Verwaltungsrat geben. An der Generalversammlung im Juni tritt Urs Schwaller, der seit 2015 Mitglied des Gremiums ist, nicht mehr zur Wahl an. Als Nachfolgerin ist Petra Feigl-Fässler vorgesehen. Sie leitet derzeit den Personalbereich bei Migros Industrie. (awp/hzi/mig)