Eine zunehmende Anzahl Pensionskassen möchte das Portfolio unter Einbezug von nachhaltigen Kriterien, also ESG-Gesichtspunkten, verwalten. Hinter den drei Buchstaben stecken komplexe Themen, und es stellt sich die Frage, wie ein solcher Prozess auf ein Portfolio übertragen werden kann. Dazu kann ein Vierschrittemodell angewendet werden.

 

Schritt 1: Anlagephilosophie

Im ersten Schritt geht es um die Anlagephilosophie. Es ist wichtig, dass die Pensionskasse respektive deren Stiftungsrat die Anlagephilosophie definiert, denn sie stellt die Grundlage für die Umsetzung einer ESG-Strategie dar.

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Dabei wird festgehalten, ob und wie Investorinnen und Investoren dem Thema ESG gegenüberstehen und wie sich dies in den Anlagen widerspiegeln soll. In der Anlagephilosophie kann man festlegen, dass das Thema ESG in der Anlagestrategie aufgenommen wird und dass im Detail zum Beispiel der CO2-Fussabdruck des Portfolios gesenkt werden soll.

Der Autor

Philippe Luethy, Head of Aon Investment Switzerland, Zürich.

Schritt 2: ESG-Strategie

Im zweiten Schritt wird abgesteckt, was die ESG-Strategie beinhalten soll. So kann man gegebenenfalls definieren, dass man den CO2-Fussabdruck des Portfolios reduzieren oder die Unternehmen, in die investiert wird und die zum Beispiel weniger Wert auf «S»- und «G»-Themen legen, vom Portfolio ausschliessen möchte. Die ESG-Strategie legt auch fest, ob alle Anlagekategorien betroffen sind oder einzelne Akzente gesetzt werden. Es gibt hier keinen richtigen oder falschen Weg. Wichtig ist jedoch, dass die ESG-Strategie eine Fortschreibung der Anlagephilosophie darstellt und die darin festgehaltenen ESG-Prinzipien in die Strategie aufgenommen werden.

Ein Ziel könnte vielleicht sein, den CO2-Fussabdruck bis ins Jahr X um Y Prozent zu reduzieren. Dabei wird auch definiert, ob die ESG-Strategie nur für neue Produkte gilt oder ob auch schon das bestehende Portfolio entsprechend angepasst werden soll.

Diese Frage beantworten alle Investorinnen und Investoren unterschiedlich. Entscheidend ist, dass die definierte ESG-Strategie der Anlagephilosophie entspricht.

Die Einhaltung der ESG-Strategie sollte dann bei einer Überprüfung der Anlagestrategie, etwa in Zusammenhang mit einer Asset-Management-Liability-(ALM-)Studie, entsprechend kontrolliert werden. Da es viele Wege gibt, die nach Rom führen, kann ein Weglassen oder Zuführen einer Anlagekategorie den Einfluss auf den CO2-Fussabdruck entsprechend steuern.

Schritt 3: Umsetzung

Bei der Umsetzung wird die definierte ESG-Strategie integriert. Dies hat einen Einfluss auf die Auswahl der Produkte. Bei diesem Prozess ist – je nach Anlagekategorie – mehr oder weniger Aufwand nötig. Hierbei kann die Unterstützung von externen Spezialisten und Spezialistinnen hilfreich sein. Wenn man zum Beispiel den CO2-Fussabdruck reduzieren möchte, kann es Sinn machen, einen Assetmanager einzusetzen, der genau dieses Ziel verfolgt. Wie bei einem erfolgreichen Unternehmen sollte man gemäss der Maxime «Die Struktur folgt der Strategie» und nicht umgekehrt vorgehen. Für ein Anlageportfolio bedeutet dies, dass nicht die eingesetzten Produkte die Strategie definieren, sondern die Strategie die eingesetzten Produkte.

 

Schritt 4: Überprüfung

Eine ESG-Strategie und ihre Umsetzung ist nur so gut wie ihre Überprüfung. Wenn wir beim Beispiel der Reduktion des CO2-Abdrucks bleiben, dann sollte das Portfolio einmal jährlich hinsichtlich dieses Kriteriums analysiert werden. Man kann dann über die Zeit verfolgen, wie sich das Portfolio oder ein spezifischer Fonds entwickelt hat, und entsprechend korrigierend eingreifen.

Top-down-Ansatz erforderlich

Ein Trend zur stärkeren Integration von ESG-Kriterien in die Anlagestrategie ist bei vielen Pensionskassen deutlich vorhanden. Die Frage ist allerdings, wie man dies umsetzt. Soll ESG ein fester Bestandteil der Anlagestrategie sein, ist ein stringentes Vorgehen sinnvoll. Ein erfolgreiches Rezept zur Integration von ESG ist ein konsistenter Top-down-Ansatz. Die Anlagephilosophie hat Einfluss auf die ESG-Strategie. Und diese hat wiederum Einfluss auf die eingesetzten Produkte und Assetmanager.

Am Ende oder eben auch am Anfang steht das Überwachen der ESG-Strategie. Wenn zum Beispiel das Ziel festgelegt wird, den CO2-Fussabdruck innerhalb von fünf Jahren um 10 Prozent zu reduzieren, sollte auch überprüft werden können, ob er sich tatsächlich nach unten bewegt. Dies geht nur, wenn man über entsprechende Angaben zum Portfolio verfügt und die Entwicklung somit ersichtlich ist.