Helvetia hat Anfang Februar 350 Wohneigentümerinnen und -eigentümer bis 65 Jahre zu den Themen Eigenheim und Vorsorge befragt. Dabei zeigt sich, dass sich viele nicht bewusst sind, welche Auswirkungen Vorsorgelücken auf die Tragbarkeit der Hypothek im Rentenalter haben können. Um eine Hypothek tragen zu können, muss das Haushaltseinkommen mindestens dreimal höher sein als die Wohnkosten. Zur Berechnung der Wohnkosten wird ein sogenannter kalkulatorischer Zinssatz von fünf Prozent verwendet, zusätzlich wird ein Prozent des Immobilienwerts als Nebenkosten veranschlagt. Wird das Einkommen nach der Pensionierung durch frühzeitige Pensionskassenbezüge reduziert, müssen entsprechend auch die Wohnkosten tiefer ausfallen, damit die Tragbarkeit weiterhin erhalten bleibt.

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Im Eigenheim steckt viel Pensionskassenkapital

Rund ein Drittel (36 Prozent) der von Helvetia befragten Wohneigentümerinnen und -eigentümer gibt an, für die Finanzierung ihrer Immobilie Vorsorgegelder aus der Pensionskasse eingesetzt zu haben. 24 Prozent haben Gelder aus der 2. Säule bezogen, während 11 Prozent eine Verpfändung gewählt haben. Bei beiden Varianten zeigt sich: Je jünger die Befragten sind, desto häufiger werden Pensionskassengelder für den Immobilienkauf eingesetzt. In der Altersgruppe der 61- bis 65-Jährigen liegt der Anteil bei 29 Prozent, bei den 31- bis 40-Jährigen hingegen bei 45 Prozent – also bei fast jeder zweiten Finanzierung.

Viele Eigenheimbesitzende lassen Rentenlücke offen

Auf die Frage, ob Personen, die Pensionskassengelder bezogen haben, planen, diese vor dem Eintritt ins Pensionsalter zurückzuzahlen, fällt die Antwort überraschend aus: 38 Prozent sagen Nein und lassen damit eine Rentenlücke in der Pensionskasse bestehen. Nur 10 Prozent geben an, die fehlenden Beiträge bereits ausgeglichen zu haben, und 44 Prozent planen, die durch den Bezug entstandene Lücke vor der Pensionierung teilweise oder vollständig zu schliessen.

Im Durchschnitt fehlen 460'000 Franken auf dem PK-Konto

«Diese Unbekümmertheit im Umgang mit den Vorsorgegeldern erstaunt auf den ersten Blick, spiegelt sich jedoch in den Zahlen unserer digitalen Vorsorgeanalyse deutlich wider», sagt Dusan Dusanovic, Leiter des Kompetenzzentrums Vorsorge & Eigenheim bei Helvetia. Eine Auswertung von rund 500 Vorsorgeanalysen von 50- bis 65-jährigen Wohneigentümerinnen und -eigentümern, die 2024 bei Helvetia durchgeführt wurde, zeigt: 87 Prozent dieser Gruppe weisen eine Vorsorgelücke auf. Konkret fehlen ihnen im Schnitt rund 460'000 Franken, um sich nach der Pensionierung 80 Prozent ihres bisherigen Einkommens sichern zu können. Die durchschnittliche Hypothekarbelastung liegt bei rund 550'000 Franken. 

Dusanovic sieht darin eine gefährliche Entwicklung: «Grosse Vorsorgelücken in Verbindung mit hohen Hypothekarvolumen sind eine toxische Kombination für die nachhaltige Tragbarkeit der Hypothek im Rentenalter. Für Eigenheimbesitzer lohnt es sich daher ihre finanzielle Situation frühzeitig zu analysieren, und allenfalls durch den Vorbezug entstandenen Lücken in der zweiten Säule bis zur Pensionierung zu schliessen.»

Die gute Nachricht: Die untersuchte Gruppe verfügt über Vermögen in Form von Kontoguthaben, Anlagen und Säule-3a-Guthaben in Höhe von durchschnittlich 590'000 Franken.

In die Pensionskasse einzahlen oder Hypothek amortisieren?

Aus Sicht von Helvetia gilt es, diese Ersparnisse mit Blick auf die bevorstehende Pensionierung gezielt einzusetzen, um das Eigenheim bis ins hohe Alter tragbar zu halten. Dabei gibt es zwei Hauptoptionen: Entweder wird das Hypothekarvolumen reduziert oder es werden Gelder in die Pensionskasse zurückgeführt. Beispiel: Um eine Hypothek von 550'000 Franken zu tragen, ist – abhängig vom Immobilienwert – ein Jahreseinkommen nach der Pensionierung von rund 110'000 erforderlich. Wird die Hypothek hingegen um 120'000 auf 430'000 Frankenreduziert, genügt voraussichtlich ein gemäss Bundesamt für Statistik durchschnittliches Haushalts-Renteneinkommen von 90'000 Franken. Alternativ könnten – bei einem angenommenen Umwandlungssatz von fünf Prozent – 400'000 Franken in die Pensionskasse eingezahlt werden, was die Rente um rund 20'000 pro Jahr erhöhen würde. Ob Amortisation, Pensionskasseneinkauf oder eine Kombination aus beidem – wichtig sei, dass das Thema frühzeitig angegangen wird, so die Helvetia. Dass dies keineswegs selbstverständlich ist, zeigt nicht nur die Datenanalyse von Helvetia, sondern auch die Befragung von 350 Wohneigentümerinnen und -eigentümern. Nur 37 Prozent der 51- bis 60-Jährigen haben sich im Detail mit der Tragbarkeit ihrer Hypothek nach der Pensionierung auseinandergesetzt. (pd/hzi/pg)