In Zukunft wird die US-Regierung über die Schäden aber nicht mehr darüber Buch führen. Die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde (National Oceanic and Atmospheric Administration NOAA) kündigte am Donnerstag an, dass sie ihre beliebte Datenbank über Klima- und Wetterkatastrophen, die Schäden in Höhe von mindestens 1 Milliarde Dollar verursacht haben, einstellen wird.

Das kostenlose, öffentlich zugängliche Tool erfasst direkte wirtschaftliche Verluste, Reaktionskosten und die Kosten von Betriebsunterbrechungen im Zusammenhang mit den schlimmsten Katastrophen in den USA nahezu in Echtzeit. Es ist ein wichtiges Hilfsmittel für die Versicherungs- und Rückversicherungsbranche, die sonst in eigene Analysen investieren oder auf kostspielige Aggregationsdienste zurückgreifen muss. Darüber hinaus bietet es Notfallmanagern und Volksvertretern einen ständigen Überblick darüber, wie das zunehmend unbeständige Wetter, welches durch den Klimawandel noch verstärkt wird, mit der Entwicklung in katastrophenanfälligen Gebieten kollidiert.

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Während Daten, die bis ins Jahr 1980 zurückreichen, weiterhin archiviert und verfügbar sein werden, werden die Mitarbeiter der NOAA die Website nicht mehr aktualisieren oder die Zahlen für alle wetterbedingten Katastrophen berechnen, die sich seit dem vergangenen Dezember ereignet haben, so die Behörde. Dazu gehören die Waldbrände in Los Angeles, die jüngsten Überschwemmungen im Mittleren Westen und Südosten und ein Tornadoausbruch im März, bei dem mindestens 39 Menschen im Zentrum und Osten der USA ums Leben kamen - alles Ereignisse, die nach verschiedenen Schätzungen mehrere Milliarden Dollar kosten.

NOAA-Programme und -Zuschüsse gestrichen

Die NOAA reagierte nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme. In einer Mitteilung auf der Homepage des Katastrophen-Tools werden jedoch «sich verändernde Prioritäten, gesetzliche Vorgaben und personelle Veränderungen» als Gründe für die Einstellung des Programms genannt. Die Trump-Administration hat auch eine Handvoll NOAA-Programme und -Zuschüsse gestrichen, von denen sie behauptet, dass sie «Klimaangst» schüren und zukünftige Risiken aufgrund des Klimawandels aufzeichnen würden.

Es gibt noch andere Möglichkeiten, Schadensschätzungen zu erhalten, unter anderem von der Versicherungs- und Rückversicherungsbranche. Diese berichten in der Regel in regelmässigen Abständen in ausführlichen Berichten über grosse Schäden, sagte Frank Nutter, Präsident der Reinsurance Association of America. Aber er sagte, dass diese Zusammenfassungen die NOAA-Datenbank nicht ersetzen können, die kontinuierlich mit auffälligen Karten und anpassbaren Diagrammen aktualisiert wurde, «die für die Öffentlichkeit leichter zugänglich und aussagekräftiger sind».

Das sei für die Versicherer wertvoll, weil es «die Öffentlichkeit und die Beamten dazu bringt, sich mit der Resilienz hinsichtlich Naturkatastrophen auseinanderzusetzen», sagte Nutter, der im Februar an das Handelsministerium - das die NOAA beaufsichtigt - appellierte, das milliardenschwere Katastrophenprogramm zu schützen. Wenn Einzelpersonen daran arbeiten, ihr Eigentum zu schützen, könne dies dazu beitragen, «die Versicherungsprämien niedrig zu halten, was in vielen Märkten eindeutig ein Problem ist».

Kalifornien mag das das deutlichste Beispiel für in die Höhe schiessende Tarife oder den Weggang von Versicherern sein, aber auch die republikanisch dominierten Bundesstaaten haben damit zu kämpfen, dass Versicherungen verfügbar und bezahlbar bleiben. Ausserdem sind sie laut der NOAA-Datenbank überproportional häufig von Katastrophen in Milliardenhöhe betroffen.

Florida liegt mit Schäden in Höhe von mindestens 450 Milliarden Dollar seit 1980 an der Spitze, gefolgt von Texas mit mindestens 440 Milliarden Dollar und Louisiana mit 310 Milliarden Dollar. Zusammen sind in diesen drei Staaten mehr als 41% aller von der NOAA erfassten finanziellen Verluste entstanden.

Julie Kay Roberts, die in Trumps erster Amtszeit stellvertretende NOAA-Stabschefin war, aber inzwischen mit dem Präsidenten gebrochen hat, sagte, dass die Staaten, die 2024 mit überwältigender Mehrheit für Trump gestimmt hätten, wahrscheinlich weiterhin zu den am stärksten von Katastrophen betroffenen gehören werden, auch wenn die Datenbank die Schäden nicht mehr widerspiegelt. Mit der bevorstehenden Hurrikansaison, für die eine überdurchschnittliche Aktivität erwartet wird, könnten die Schäden bald beginnen, auch wenn die NOAA sie nicht erfasst. (Insurance Journal/hzi/ps)

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Andrea Hohendahl, Chefredaktor von HZ Insurance, und sein Versicherungsexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die nationale und internationale Versicherungswelt bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt kostenlos zum Newsupdate für Insurance-Professionals anmelden.
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