«Empowering Insurance», heisst es bis heute auf der Webseite von Wefox Schweiz. «Wir geben Menschen Sicherheit und Rückenwind, ihre Träume zu verwirklichen.» Derzeit steht die Firma allerdings im scharfen Gegenwind.
«Es ist alles noch viel schlimmer, als man das gelesen hat», hatte ein führender Wefox-Manager im Sommer in kleiner Runde erklärt. Tatsächlich wurden Teile der Firma in den vergangenen Monaten grösstenteils verkauft.
Keine Synergien bei den Firmenresten
Anfang August wurde die E-Bike-Versicherung Assona an die Ecclesia-Gruppe verkauft und die Borker-Aktivitäten an den IWV Versicherungsservice. Nach dem Ausstieg aus Deutschland wollte Wefox seine Aktivitäten in den weiteren Märkten wie der Schweiz, Österreich, Italien und den Niederlanden stärken. Hinzu kam die Schliessung der Entwicklungszentren in Spanien und in Frankreich. Um die Reste des einstigen Highflyers unter den europäischen Insurtechs kümmert sich seit September Joachim Müller, der von der Allianz kam und der gemäss «Manager Magazin» offenbar bei anderen erstklassigen Adressen wie der Munich Re oder Zurich nicht untergekommen war.
Müller muss sich um die vier Firmenreste in vier Ländern kümmern, die untereinander keine Gemeinsamkeiten oder Synergien aufweisen: In Italien sind es Autohaftpflichtpolicen, in den Niederlanden Lebensversicherungen, in Österreich ein Broker, und in der Schweiz verkauft man die Krankentaggeldversicherungen. Damit soll er «die nächste Phase des Wachstums markieren», wie es in der Mitteilung zum Start hiess. Bei gegen fünfzig Aktionären und Aktionärinnen hatte Teicke mit seiner Story umgerechnet insgesamt 1,5 Milliarden eingesammelt und damit die Bewertung der Firma in den besten Zeiten auf gegen 5 Milliarden Euro hochgetrieben.
Das Problem: Wefox-Gründer und Ex-CEO Julian Teicke hatte den Aktionärinnen und Aktionären der letzten Runden weitreichende Garantien wie doppelte Rückzahlungen und 25 Prozent per annum gegeben. Geldgeber wie Unicredit, Deutsche Bank, J. P. Morgan und Barclays hatten am Schluss Wandler und Schuldverschreibungen gezeichnet. So waren bis Ende 2023 110 Millionen Dollar in Bargeld reingekommen – und diese Gläubiger müssen bei Firmenverkäufen zuerst ausbezahlt werden.
Kauf der Rampe
Gemäss Analysten und Analystinnen dürfte dieses Ziel erreicht werden, wenn man noch aus ein, vielleicht zwei Märkten aussteigt. Ein Paketverkauf erscheint illusorisch – was noch da ist, weist «keinen gemeinsamen Nenner auf», wie es heisst. Allerdings würden dann die Alt-Aktionäre ziemlich leer ausgehen.
Bei einer allfälligen Verwertung «der Resterampe», wie sich ein Analyst ausdrückt, müssten sie grosse Teile ihrer Aktienwerte abschreiben, sofern sie das noch nicht gemacht haben. Die Rede ist von 70 bis 85 Prozent. Denn auch die Konsolidierer unter den Versicherungsbrokern spüren die höheren Zinsen und die Unlust der Geldgeber, weitere Gelder für Übernahmen auszugeben. Wefox-Spitzenleute sehen sich jedenfalls seit Monaten nach neuen Jobs um.
Und Finanzinvestoren dürfte die Lust rasch vergehen, wenn sie sich das Objekt näher anschauen. «Not growing», warnt man auf der Investorenplattform Crunchbase, «bei Wefox ist ein Wachstum derzeit unwahrscheinlich.»