Die Chancen für eine Reform in der beruflichen Vorsorge sind auch im neuen Jahr eher gering. Der vom Bundesrat präsentierte Vorschlag für eine Absenkung des Umwandlungssatzes, abgefedert durch einen Rentenzuschlag, stösst auf viel Skepsis. Dabei stützte sich die Regierung bei ihrem Entwurf auf einen Kompromiss, der von den Sozialpartnern zuvor erarbeitet wurde. Einiges deutet jetzt darauf hin, dass eine unheilige Allianz zwischen Links und Rechts die angestrebte Sanierung der zweiten Säule erneut scheitern lässt. Das zwingt die Pensionskassen zum eigenständigen Handeln, damit die Umverteilung von den Berufstätigen zu den Rentnern nicht weiter zunimmt. Nach Berechnungen der Oberaufsichtskommission der beruflichen Vorsorge (OAK) werden die Pensionierten schon heute mit jährlich über 7 Milliarden Franken durch die aktiv Versicherten quersubventioniert. Ohne Gegenmassnahmen setzt sich dieser verhängnisvolle Trend fort.

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De-Risking-Strategien

Immer mehr Vorsorgeeinrichtungen entscheiden sich in dieser Situation für variable Rentenmodelle. Die weiter sinkenden Zinsen und der demografische Wandel sind ein zusätzlicher Grund für die De-Risking-Strategien der Pensionskassen-Manager. Vorsorgeexperten geben sich allerdings kritisch, ob dieser Schritt für Versicherte im BVG-Obligatorium sinnvoll ist. Sie stufen ein solches Modell bei niedrigen Einkommen als wenig optimal für die Planungssicherheit ein. Das heisst: Für Kassen, die lediglich über einen obligatorischen Teil verfügen, taugt das System der variablen Rente nicht. In der Praxis ist dieses Rentenmodell vor allem für umhüllende Vorsorgepläne anwendbar. Grundsätzlich sind mit variablen Renten weniger Schwankungsreserven notwendig. Das trägt zur Anlageoptimierung und einer tendenziell höheren Rendite bei. Mit einer konsequenten Umsetzung lassen sich die Altersguthaben besser verzinsen. 

Variable Renten - Verschiedene Systeme

Die Pensionskasse des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PwC hat die variable Rente vor 15 Jahren mit dem Erfahrungshorizont aus angloamerikanischen Ländern als erste in der Schweiz eingeführt. Entscheidend für die Rentenhöhe ist die Einnahmen- und Ausgabenrechnung. Wenn die Rendite der Vorsorgeeinrichtung die durchschnittliche Soll-Rendite erreicht, bleiben die Leistungen grundsätzlich konstant. Wird die Soll-Rendite verfehlt, muss die Rente im schlechtesten Fall auf rund 90 Prozent gekürzt werden. Bei einem positiven Verlauf wird der Bonusteil erhöht, wobei keine Obergrenze besteht. Gültig ist dieses flexible Modell jeweils für die Neurentner. Der Versuch, diese Regelung auch für bestehende Renten einzuführen, wurde vom Bundesverwaltungsgericht abgelehnt. Anders funktioniert das System bei der Pensionskasse Energie (PKE). Für Neupensionierte sind 90 Prozent der Altersrente garantiert, 10 Prozent sind variabel und hängen vom Deckungsgrad der Kasse ab. Liegt der Deckungsgrad über 120 Prozent, wird die Rente um maximal 10 Prozent erhöht, ist er unter 100 Prozent, wird sie im gleichen Umfang gesenkt. 

Ein Nischenprodukt, das Schule macht?

Beim Maschinenbauer Bühler besteht die dynamische Altersvorsorge aus einer garantierten monatlichen Basisrente und einer performance- und deckungsgradabhängigen variablen Rente. Ein ähnliches Modell hat auch der Baukonzern Implenia eingeführt. Es gibt ebenfalls eine garantierte Basisrente und gleichzeitig sind knapp 10 Prozent der Gesamtrente variabel ausgestaltet. Dieser Teil wird jedes Jahr gestützt auf den Deckungsgrad der Kasse festgelegt. Auch die Gemeinschaftswerke offerieren flexible Rentenmodelle. Vor Jahresfrist hat die Zurich bei ihrer Sammelstiftung das neue Angebot Vita Invest lanciert. Die Sockelrendite wird mit einem Umwandlungssatz von 3,7 Prozent berechnet. Dabei macht der garantierte Teil etwa drei Viertel der Rentenleistung aus. Der Rest stammt aus der variablen Rente, abhängig von der Anlageperformance. Für Sandro Meyer, Leiter Leben bei Zurich Schweiz, handelt es sich um «ein Nischenprodukt, das insbesondere Umverteilungen ausschliesst». Das Beispiel könnte auch bei anderen Sammelstiftungen Schule machen.