Mit den Blättern fallen in diesem Herbst auch die Kurse an den Börsen. Weltweit kannten die Aktienmärkte in den vergangenen Wochen nur noch eine Richtung – abwärts. Und dies nachdem die lockere Zinspolitik der Notenbanken im Sommer noch für neue Rekordmarken bei Dow Jones, Dax und Co. gesorgt hatte. Nun ist offensichtlich: Auch das billige Geld kann nicht mehr über die eingetrübten Konjunkturaussichten für die Weltwirtschaft hinwegtäuschen. Auch für diese Woche werden weitere Kursverluste erwartet. Und so wächst die Sorge vor einer Abwärtsspirale.

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Die Korrektur ist in vollem Gang. Und bereits sorgt der verhagelte Herbst für eine auf Jahressicht ernüchternde Bilanz an vielen Handelsplätzen. Der Dow Jones hat auf Jahressicht 0,2 Prozent verloren. Das ist zwar schlecht, aber kein Vergleich zu einigen europäischen Indizes: Der deutsche Leitindex Dax verlor seit Anfang Januar 8,0 Prozent. Und der ATX in Wien stürzte 2014 gar um 18,4 Prozent ab. Beide Volkswirtschaften sind stark von der Weltkonjunktur abhängig – und die trübt sich dieser Tage zusehends ein.

Syngenta, Swatch und Transocean abgestürzt

Die Schweizer Indizes wurden von der Korrektur zwar etwas weniger hart getroffen als einige Nachbarländer. Für 2014 resultiert bisher ein Plus von 2,1 Prozent beim SMI und beim breiteren SPI gar ein Zuwachs von 5,1 Prozent. Trotzdem waren die jüngsten Rückgänge auch hierzulande stattlich. Im Wochenvergleich verlor der SMI 3,6 Prozent. Auf Jahressicht liegen von den 20 am SMI indexierten Unternehmen nur acht höher. Zwölf haben dagegen – zum Teil massiv – an Wert verloren.

Syngenta stürzte 2014 um 19,1 Prozent ab, Swatch um 25,8 Prozent und Transocean sogar um 37,2 Prozent. Und auch die Papiere von ABB, Adecco und Richemont erlitten in diesem Jahr Verluste im zweistelligen Prozentbereich. Beunruhigend ist zudem, dass selbst die Aktien der Pharma-Schwergewichte Roche und Novartis, die auf Jahressicht noch gut dastehen, in der vergangenen Woche abgeben mussten.

«Ständiges Auf und Ab in der nächsten Zeit»

Es sei davon auszugehen, dass die Aktienmärkte in den nächsten Tagen und Wochen zu erhöhter Volatilität neigen, schreibt die ZKB in ihrem Newsletter heute. Von einem Sog nach unten gehen die Analysten aber für die Schweiz nicht aus. «Kursmässig erwarten wir zumindest kurzfristig für den Schweizer Markt eine baldige Stabilisierung im SMI und mittel- bis längerfristig, trotz aller Unwägbarkeiten, vorderhand noch eine weiter steigende Tendenz.»

Auch Christof Strässle, Gründer und Managing Partner der unabhängigen Vermögensberatung Strässle & Partner Vermögens-Engineering AG mit Sitz in Luzern, rechnet mit mehr Bewegung an der Börse. «In Ermangelung eines klaren Trends bleibt die Schweizer Börse in nächster Zeit Spielball der internationalen Entwicklung», sagt der Experte im Interview mit Finanzen.ch. An der Börse werde deshalb vorderhand keine Ruhe einkehren. «In Anbetracht der vielen sich zum Teil widersprechenden Zahlen erwarte ich für die nächste Zeit ein ständiges Auf und Ab», so Strässle.

Crash-Angst scheint übertrieben

Doch obwohl die Nervosität an den Börsen hoch bleiben dürfte, rechnet Christof Strässle nicht mit einem Crash. Ebenso unwahrscheinlich sei dagegen eine rasche Kursrally, weil ein erneuter Anstieg eines positiven Wirtschaftsausblicks für Europa bedürfe. Dies sei bei den aktuellen Problemen in der Eurozone schlicht unrealistisch. «Somit erwarte ich für die Schweizer Börse in den nächsten Monaten eine Seitwärtsbewegung».

Etwas optimistischer zeigte sich Anja Hochberg, Investmentchefin für Schweiz und Europa bei der Credit Suisse, in einem Interview zum Start der Berichtsaison. «Nach einem volatilen Oktober dürften wir eine Fortsetzung des positiven Aktientrends sehen», so die Analystin. Verunsichern lassen solle man sich nicht, wenn Unternehmenszahlen in den kommenden Wochen die Korrektur noch weiter treiben würden.

Sorgen in Deutschland

Kritischer sehen Analysten die Situation beim Dax. Dieser habe bereits seit geraumer Zeit keine neuen Verlaufshochs mehr ausgebildet und letzte Woche «schwungvoll und bei überdurchschnittlichen Umsätzen» die 9000 Punkte unterschritten, schreibt die ZKB. «Damit hat sich aus technischer Sicht ein Abwärtstrend formiert.» Auch die Börsianer rechneten mit einer Fortsetzung der Abwärtstendenz, schreibt das deutsche «Handelsblatt». Selbst ein Rückfall auf 8000 Zähler sei nicht ausgeschlossen.

Die Analysten der Commerzbank malen ein bisschen weniger schwarz. Obwohl auch sie mit kurzfristigen Kursverlusten rechnen, sehen sie bereits eine Erholung am Horizont. «Nach einem schwachen Oktober dürfte sich der Dax im November und Dezember wieder erholen», sagen sie laut «Handelsblatt». «Da wir einen Konjunktureinbruch für unwahrscheinlich halten, sehen wir Dax-Stände um 9000 Punkte als Kaufgelegenheiten an».

Konjunktur gibt die Richtung vor

Wie es an den Börsen weitergehe werde von den Nachrichten der nächsten Wochen abhängen, glaubt Strässle. « Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa und den USA ist der Schlüssel für den künftigen Verlauf der Börsen.» Somit seien alle Informationen zu Konjunktur, Arbeitslosigkeit und Inflation von Interesse.