Zwischen Absturzsorgen und Rekordeuphorie: Nachdem die Börsen in den vergangenen Monaten rund um den Globus stark zulegten, kam es an diesem Mittwoch zu heftigen Abschlägen. Plötzlich wächst die Angst von einer Amtsenthebung von US-Präsident Donald Trump wegen dessen Kontakten zu Russland.

Trumps Wahl war bis jetzt ein wichtiger Grund, weshalb seit Monaten eine gute Stimmung an den Börsen herrscht – Trumps Versprechen auf eine Steuerreform in den USA weckte grosse Erwartungen. «Dieser Trump-Effekt, der Aktien auf neue Hochs trieb, kommt zu einem Ende», zitiert die Agentur Bloomberg nun einen Experten.

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Die Stimmung hat gedreht 

Nicht nur die schwindende Hoffnung auf Trumps Wirtschaftsversprechen sollte Anleger vorsichtig stimmen. Besonders US-Aktien sind mittlerweile sehr hoch bewertet – aber auch in Europa sind die Titel stark gestiegen. Bei den mittelgrossen Schweizer Konzernen im SMIM-Index beträgt das Plus seit Jahresanfang beispielsweise über 16 Prozent. Und schliesslich rät auch ein alter Börsenspruch dazu, im Mai Aktien zu verkaufen: «Sell in May and go away.»

Verschiedene Gründe sprechen dennoch dafür, dass Anleger auf weiter steigende Kurse setzen sollten: Die meisten grossen US- und europäische Konzerne haben gute Zahlen für das erste Geschäftsquartal vorgelegt.

Auch die gesamtwirtschaftliche Lage sollte zuversichtlich stimmen: In vielen europäischen Ländern wächst die Wirtschaft jetzt erstmals seit langem wieder kräftig, und in den USA ist die Konjunktur weiterhin in guter Form. In der Geldpolitik ist ebenfalls keine grosse Änderung absehbar: Die US-Notenbank dürfte dieses Jahr weiter die Zinsen anheben, die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank werden beim Niedrigzins bleiben und die EZB wird zusätzlich weiterhin mit Anleihenkäufen Geld in Umlauf bringen.

Keine Euro-Krise in Sicht

In der europäischen Politik ist die Lage erstmal seit langer Zeit ebenfalls stabil. Ein ähnlicher Schock wie der Brexit oder die griechische Schuldenkrise ist im Moment nicht zu erwarten. Und auch die Angst vor einer Wahl von Marine Le Pen ist verflogen. Mit Emmanuel Macron haben sich die Franzosen Anfang Monat für einen gemässigten Präsidenten entschieden.

Diese positiven Faktoren machen Aktienspezialisten wie Thomas Della Casa, Leiter Vermögensverwaltung bei der Neuen Helvetischen Bank, zuversichtlich: «Eine grössere Korrektur ist nicht absehbar», sagt Della Casa. Der Experte hält die meisten europäischen und US-Aktien auch nicht für überbewertet. Christoph Riniker von der Bank Julius Bär rechnet ebenfalls nicht mit sinkenden Kursen. Das gute wirtschaftliche Umfeld spreche gegen eine solche Entwicklung – obwohl gerade amerikanische Aktien «derzeit sicher nicht günstig sind», so der Julius-Bär-Experte.

Sogar ein Impeachement wäre verkraftbar

Der Vermögensverwalter Amundi relativiert auch die neusten Probleme von Trump «Das ist kein Umbruch für die Weltmärkte», schreibt Chefökonom Didier Borowski. «Trump würde durch Vizepräsident Mike Pence ersetzt, und das würde Investoren letzlich beruhigen.» Selbst eine Amtsenthebung von Trump würde aus Sicht des Vermögensverwalters also nicht zu einem Chaos an den Börsen führen.