An der Wall Street war 2017 das schwächste IPO-Jahr seit der Finanzkrise – sowohl im Bezug auf die Zahl der neu gelisteten Unternehmen als auch auf das eingespielte Geld. So düster sieht es an der Schweizer Börse nicht aus. In seiner Gesamtheit war das IPO-Jahr durchschnittlich.

Erfolg und Misserfolg lagen beim Sprung auf das Börsenparkett aber auch hierzulande nahe beieinander: Senkrechtstarter, Taucher und Unspektakuläres – so ist es den fünf Börsenneulingen an der Schweizer Börse ergangen. 

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Talfahrt ab Start

Den Anfang machte Ende März der Internet-Sicherheitsspezialist Wisekey. Den Höchstpreis verzeichnete die Aktie gleich am Starttag mit 12 Franken. Danach ging es rasant nach unten, der Tag endete über 50 Prozent im Minus.

Kurz vor Weihnachten steht der Kurs bei 4,57 Franken – 62 Prozent tiefer als beim Start, aber immerhin etwas höher als noch im Mai. Damals verzeichnete der Titel mit 3,32 Franken sein bisheriges Allzeittief. Zahlreiche Ankündigungen von neuen Partnerschaften, Joint Ventures und Übernahmen haben die Anleger nicht für die Titel der Genfer Firma begeistern können. Als im Dezember der Kurs weiter schwächelt, spekulierte das Portal cash.ch, dass Altaktionäre ihren Bestand reduzieren.

Vorläufige Decke

Als zweites Unternehmen wagte sich am 14. April die VAT Group an die Börse. Das Debüt der St. Galler verlief um einiges erfolgreicher. Die Aktien haben um fast 90 Prozent zulegen können. Ende Dezember liegt ihr Kurs bei 83,55 Franken. Den Höchststand erreichten die Titel mit 85,20 Franken Anfang Oktober. Diese Marke scheint eine – wenigstens vorläufige – Grenze zu sein, denn obwohl sie sich noch zweimal den 85 Franken näherte, ging es bisher nicht darüber.

Trotz der positiven Entwicklung hat die Credit Suisse eine Hold-Empfehlung. Wie Aktienanalyst Reto Hess schreibt, impliziert die gegenwärtige Bewertung, dass die Unternehmung über den Zyklus ein zweistelliges Wachstum erreichen kann und sie von einem hohen einstelligen Wachstum ausgehen. Zudem befürchtet die Credit Suisse, dass Verkäufe von Capvis oder Partners Group auf dem Aktienkurs lasten könnten.

Zukünftiges Wachstum einberechnet

Mit Investis folgte Ende Juni das erste von zwei Immobilienunternehmen. Mit 53 Franken gestartet, liegt der Aktienkurs des Westschweizer Unternehmens gegenwärtig bei 56,35 Franken. Das sind rund 6 Franken weniger als beim Höchststand Mitte September.

Der Immobilienbesitz von Investis befindet sich in der Region Genfersee. Dabei handelt es sich um Wohnliegenschaften für den Mittelstand. Wie die CS in ihrer Analyse schreibt, profitiert die Firma von steigenden Mieten, Neubewertungen und einem Ausbau des Portfolios. Allerdings gibt sich Reto Hess zurückhaltend: «Wir denken, dass die aktuelle Bewertung das zukünftige Wachstum reflektiert.»

KTM solide

Seite Mitte November werden Aktien der österreichischen Fahrzeuggruppe KTM Industries an der Schweizer Börse gehandelt. Die Titel legten seit ihrem Start – zugleich der Tiefststand – bei 4,90 Franken zu und liegen kurz vor Weihnachten bei 5,45 Franken. Leicht mehr waren die Aktien kurz nach dem Debüt an der SIX wert.

Zu beachten ist bei der Kursentwicklung der KTM-Aktie allerdings, dass das Unternehmen zuvor bereits in Wien kotiert war. Dort zog der Kurs schon vor der Zürcher Kotierung kontinuierlich und stark an, wie die Credit Suisse in ihrer Einschätzung schreibt.

Erst zwei Wochen dabei

Den Schluss machte der Börsengang von Varia US Properties am 8. Dezember. Die Aktie startete dabei positiv und legte gegenüber dem Ausgabepreis um fast 6 Prozent zu. Seither schwankt der Kurs in einem engen Band – zwei Wochen nach dem Debüt stehen 36,35 Franken zu Buche. Das junge Unternehmen mit Sitz in Zug investiert in Mehrfamilienhäuser in den USA. Mit dem Neugeld soll das Immobilienportfolio vergrössert werden. Dadurch unterscheidet sich die Firma deutlich von anderen kotierten Immobilienunternehmen wie etwa Investis.

2017 dürfte es in puncto Börsengänge ähnlich weitergehen, erwartet Credit-Suisse-Experte Marco Illy. Zu den drei bis fünf IPO soll die Credit Suisse Schweiz zählen. Weitere potenzielle Kandidaten vermutet Illy im Gesundheitswesen, der Finanzbranche, in der Industrie und im Dienstleistungs- und Konsumbereich.