Im Kampf um den Börsenhandel geht die erste Runde an die Schweiz. Der Entscheid der europäischen Kommission, die sogenannte Äquivalenz der Schweizer Börse auslaufen zu lassen, hat bisher keine negativen Folgen für die SIX und den Schweizer Handelsplatz gehabt.

Im Gegenteil: Das Handelsvolumen an der SIX Swiss Exchange hat im Juli einen Drittel zugenommen. Das ist für britische Anhänger eines No-Deal-Brexit am 31. Oktober ein ermutigendes Zeichen. Wenn die kleine Schweiz erfolgreich der EU entgegentreten könne, dann sei dies auch für Grossbritannien möglich, so der Tenor.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

«Zu zaghaft verhandelt»

Die EU habe einen Schuss abgefeuert und das Ziel verfehlt, sagt Ben Habib, EU-Parlamentarier der Brexit Party, gegenüber der Wirtschaftsagentur «Bloomberg». «Dies ist sehr ermutigend für jene von uns, die an den Brexit glauben und finden, dass unsere Regierung zu zaghaft mit der EU verhandelt hat.»

Die EU nutze den Zugang zur Börse als «politisches Werkzeug», anstatt den etablierten Regeln zu folgen, ergänzt sein Kollege Jake Pugh, ebenfalls von der Brexit Party. «Das zeigt, dass die EU nicht mehr als eine Organisation angesehen werden kann, welche eine regel-basierte Ordnung respektiert.»

Ende der Börsenäquivalenz beschert der SIX mehr Umsatz

In der ersten Woche ohne EU-Marktzugang zeigt sich die SIX in Form. Der Schweizer Handelsplatz profitiert vom Notfallplan des Bundesrats. Mehr dazu lesen Sie hier.

Warnschuss auch an London

Der Ausschluss der Schweizer Börse von den europäischen Handelsplätzen und der anschliessende Notfallplan des Bundesrates wird in London genau beobachtet, weil die EU-Massnahme gegen die Schweiz indirekt auch an die Briten gerichtet war. EU-Politiker sehen die Massnahme nämlich als Fingerzeig, wie sich Verhandlungen zwischen der EU und Grossbritannien nach einem No-Deal-Brexit entwickeln könnten.

Dennoch warnen Experten davor, den Punktsieg der Schweiz überzubewerten. Der Zugang zur Börse sei ein «winziges Detail» im Streit zwischen der EU und der Schweiz, sagt Berater Graham Bishop, der für Politiker in der EU und in Grossbritannien gearbeitet hat. Zudem sei die Rolle des Finanzplatzes London viel komplexer als diejenige der Schweizer Börse.

«Nur weil Schweizer Aktien nach ein paar Wochen noch nicht abgestürzt sind, bedeutet das nicht, dass Grossbritannien den Verlust der Äquivalenz ungeschoren überstehen würde», so Bishop. Zudem müsse man erst abwarten, wie die Sache weitergehe.

SIX: Übergang «reibungslos»

Auch SIX hat betont, dass die Wiedererlangung der Äquivalenz hohe Priorität habe. Zudem erwägt der Schweizer Börsenbetreiber offenbar den Kauf eines Börsenplatzes in der EU, damit man vor einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen zur EU geschützt ist.

Dennoch: Die Verlagerung der Handelsvolumen von Schweizer Aktien auf die SIX sei «reibungslos» erfolgt, meldete das Unternehmen anlässlich der Präsentation der Halbjahresergebnisse. Mit Blick auf den weiteren Geschäftsverlauf rechne die Gesellschaft damit, dass sich die Aberkennung der Börsenäquivalenz durch die EU und die dazu getroffenen Massnahmen «möglicherweise» positiv auf das Ergebnis im zweiten Halbjahr auswirken werde, berichtete die Nachrichtenagentur AWP.

(gku)

Jetzt traden

Eröffnen Sie bei cash.ch ein Trading-Konto für 29 Franken pro Transaktion