Der Weltwirtschaft geht es gut, die Börsen laufen rund und auch die Preise für Anlageklassen wie Immobilien oder Kunst zeigen in den meisten Ländern nach oben. Nur Anleger, die in den vermeintlich sicheren Häfen Gold und Silber investiert sind, haben im Moment das Nachsehen. Der Goldpreis war im August zwischenzeitlich auf unter 1200 Dollar pro Unze abgetaucht, was einem Minus von mehr als 10 Prozent seit Anfang Jahr entspricht. Langfristig sieht es sogar noch schlimmer aus: Seit 2011 beträgt der Rückgang fast 40 Prozent.

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Silber wiederum notiert mit rund 14 Dollar auf dem Ausverkaufsniveau von Ende 2015. Was ist los mit den Edelmetallen? Zumal politische und gesellschaftliche Krisen wie der drohende Handelskrieg zwischen USA und China, die Lage in Syrien sowie der Absturz der türkischen Lira eigentlich für Auftrieb sorgen sollten.

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Gold: Der Preis ist gesunken.

Quelle: Ulrich Baumgarten/Getty Images

Rekordhohe Short-Positionen

Eine Ursache für den Preisverfall bei Gold dürften Hedgefonds sein, die auf weitere Verluste setzen und Short-Positionen eingegangen sind. Dies in der Hoffnung, später zu einem niedrigen Preis nachzukaufen. Gemäss einer Analyse der Neuen Helvetischen Bank haben diese Short-Positionen im Moment ein «nie gesehenes Ausmass» erreicht. Da zu viele dieser Strategie folgen, wird es schwer für eine Trendwende. Denn es fehlt einfach an Käufern, die mit steigenden Preisen rechnen. «Zeit für eine Neubewertung von Gold», meinen deshalb auch die Analysten von UBS Wealth Management.

Abgesehen von den Short-Strategien der Hedgefonds, die kurzfristig immer wieder einen starken Preisverfall bei Gold am Futures-Markt auslösen können, haben sie den starken Dollar als Ursache für den niedrigen Goldpreis ausgemacht. «Zum einen weist die Preisentwicklung des gelben Metalls derzeit eine negative Korrelation zur Kursentwicklung der US-Währung auf, zum anderen beflügeln die starken Unternehmensgewinne der US-Unternehmen und die steigenden Zinsen den Dollar und setzen dem Goldpreis zu», so ihre Analyse.

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Abwärtskurs: Anleger meiden das Edelmetall.

Quelle: Teletrader.com Publisher

Analysten senken die Prognose

Entsprechend sehen die Analysten den Goldpreis in den nächsten sechs Monaten bei 1250 Dollar, zuvor waren es 1375 Dollar. Denn auch die Allzeithochs an den US-Börsen sind nicht gut für Gold. Die Anleger haben wenig Grund, ihre Bestände in US-Dollar mit dem Edelmetall abzusichern.

Mit Blick auf den Preisverfall bei Silber dürften die Handelsspannungen zwischen USA und China den Ausschlag geben. Denn diese schüren die Angst der Anleger vor einem schwächeren Wachstum in China und anderen Schwellenländern, wo das Metall, anders als Gold, auch industriell genutzt wird. Über 50 Prozent der Silbernachfrage stammen aus der Industrie.

Wegen seiner guten Leitfähigkeit wird es zum Beispiel in der Elektrotechnologie genutzt. Da die kurzfristigen Risiken bei Silber eher zunehmen, könnte der Preis sogar auf unter 13,50 Dollar fallen, schreiben die UBS-Experten. Sie raten Anlegern daher, ihre Long-Positionen in Silber abzustossen und stattdessen Gold-Positionen aufzubauen.

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Negativtrend: Silber ist günstiger zu haben.

Quelle: Teletrader.com Publisher

US-Midterms am 6. November

Denn auf längere Sicht sieht es für das gelbe Metall leicht besser aus. Vor allem die anstehenden US-Midterm-Wahlen könnten einiges an den Märkten ins Rollen bringen. Am 6. November werden in den USA alle Sitze im Repräsentantenhaus und ein Drittel der Sitze im Senat neu gewählt. Die Midterms gelten stets als Stimmungsbarometer für den amtierenden Präsidenten. Falls das Ergebnis nicht schmeichelhaft für Donald Trump ausfallen sollte, könnte der Dollar unter Druck geraten und auch das Vertrauen der Anleger in das Unternehmenswachstum zurückgehen, was sich wiederum an den Börsen zeigen dürfte.

Goldliebhaber müssen die Hoffnung also nicht aufgeben. Gold wird seinem Ruf als sicherste Anlage der Welt und Krisenwährung weiter gerecht werden. Preise wie 1921 Dollar pro Unze, wie es nach der Finanzkrise der Fall war, dürften jedoch in weiter Ferne liegen. Silber wiederum ist wegen seiner industriellen Nutzung ein weniger sicherer Hafen. Die Nachfrageseite wird von zyklischen Faktoren beeinflusst, was für Unsicherheit sorgt. Gemessen am Gold-Silber-Ratio (also wie viele Unzen Silber für 1 Unze Gold bezahlt werden) ist Silber im historischen Vergleich zu Gold jedoch als günstig einzustufen.