Die Schweizerische Nationalbank hat auf eine weitere Zinssenkung verzichtet. Was bedeutet dieser Entscheid für die Entwicklung des Frankens?
Die politischen Probleme der Eurozone sorgen weiterhin für steten Aufwertungsdruck des Frankens. Dem begegnet die Notenbank mit massiven Interventionen im Geld- und Devisenmarkt. Der Nutzen von noch tieferen negativen Zinsen ist Gegenstand der öffentlichen Diskussion. Dem hat die SNB Rechnung getragen und von einer Zinssenkung im Moment abgesehen. Dies bedeutet aber keineswegs, dass eine weitere Zinssenkung ganz vom Tisch wäre, wenn der Franken zu stark wird.

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Saudi-Arabien kann derzeit wegen eines Drohnenangriffs nur eingeschränkt Erdöl produzieren. Wird dieser Ausfall von Förderanlagen noch lange die Ölpreise beeinflussen?
Der Angriff auf die Ölraffinerien in Saudi-Arabien trifft einen neuralgischen Punkt des Königreiches und den Nerv aller ölimportierenden Nationen. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass die Produktionsstätten in den kommenden Wochen wiederhergestellt werden können. Da mag ein wenig Zweckoptimismus mit im Spiel sein. Wann die Produktion wieder vollständig hergestellt ist, kann heute wohl niemand sagen. Der Angriff zeigt deutlich die Schwachstellen der Erdölindustrie. Eine zusätzliche Risikoprämie bedingt sehr wahrscheinlich einen höheren Ölpreis. Eine konkrete Aussage wäre reine Spekulation.

Die Schweizer Maschinenhersteller leiden unter dem wieder erstarkten Franken und den Folgen des Handelskriegs. Was heisst dies für die Kurse der an der Börse gehandelten Schweizer Maschinenbauer?
Die Stärke des Schweizer Frankens ist eine eindeutige Belastung für die exportlastigen Maschinenhersteller; diese Belastung spiegelt sich in der relativ unterdurchschnittlichen Wertentwicklung wider. Allerdings sollten Investoren keinesfalls die Stütze «Weltwirtschaftswachstum» negieren. Im Moment stehen die Konjunkturfahnen zwar auf Halbmast, aber die neue Runde von niedrigeren Geldmarkt- und Kapitalmarktzinsen ist eine notwendige und sehr willkommene Konjunkturstütze. Vor diesem Hintergrund ist eine fundierte Toptitelselektion angeraten.

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* Franz Wenzel ist Anlagestratege für Institutionelle Kunden bei AXA Investment Manager.

Quelle: Danny Mejia

Mit Anleihen von Schweizer Unternehmen lässt sich in Zeiten von Negativzinsen nicht mehr viel Geld verdienen. Auf welchen Schweizer-Franken-Bonds können Anleger bis zum Verfall noch eine positive Rendite erzielen?
Es lassen sich im aktuellen Negativzinsumfeld nur noch mit Anleihen, welche ein erhöhtes Risikoprofil aufweisen, leicht positive Renditen erzielen. Dies können beispielsweise Anleihen niedrigerer Bonitäten (BBB-Rating-Bereich oder tiefer mit Endfälligkeiten ab ca. 5 Jahren) oder aber nachrangig begebene Bonds sein.

Und was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte sonst noch?
Die Finanzmärkte werden im Moment fast ausschliesslich von zwei Themen beherrscht. Zuvorderst steht die Frage nach der geopolitischen Situation im Nahen Osten und deren Auswirkungen auf den Ölpreis und damit unmittelbar auf das globale Wirtschaftswachstum. Dementgegen werden die Märkte von den Zentralbanken und dem Schwenk zu erneuter geldpolitischer Lockerung unterstützt. Die Frage, ob die Zentralbanken nicht bald ihr «Pulver verschossen haben», dämpft allerdings den Optimismus.

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Mit über 20 Prozent Wertsteigerung hat die Schweizer Börse sehr positiv überrascht. Allerdings ist der Markt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von mittlerweile um die 21 leicht überteuert. Weiteres Kurspotenzial leitet sich daher primär aus dem Anlagenotstand (negative Zinsen) ab und nicht mehr vom Gewinnwachstum. Damit scheint das Kurspotenzial kurzfristig ausgereizt.

Wo steht der SMI in 12 Monaten?
Ein moderates Weltwirtschaftswachstum, eine weiter expansive Geldpolitik mit noch niedrigeren Zinsen sowie eine Notenbank, die auch den Schweizer Franken im Visier hat, sind Garanten für ein Gewinnwachstum von 5 Prozent bis 10 Prozent für die kommenden 12 Monate. Dies sollte sich in den Kursen der Schweizer Börse spiegeln. Allerdings bleibt Vorsicht geboten: Eine solche Kursentwicklung wird zweifellos von höherer Volatilität begleitet. Die Wahlen in den USA und die Spannungen zwischen den USA und dem Iran sorgen sicherlich für Irritationen und Kursdämpfer.

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