Wie ist es Ihnen gelungen während der Finanzkrise den Fonds in einigermassen ruhigem Gewässer zu halten?
Birgitte Olsen*: Der BB Entrepreneur Switzerland ist fokussiert auf börsenkotierte Familienunternehmen. Aber auch diese können sich den Marktkräften nicht entziehen und somit war 2008 auch für uns schwieriges Jahr. Im Einklang mit den Einbrüchen an den europäischen und Schweizer Aktienmärkten von rund Minus 40 Prozent büsste auch der Fonds 39,5 Prozent ein. Danach liessen sich aber Investoren wieder durch die fundamentalen Stärken dieses speziellen Anlageuniversums leiten. So erholte sich der Entrepreneur Switzerland in den Jahren 2009 und 2010 mit Plus 62 Prozent markant, während der breite Schweizer Aktienindex SPI 27 Prozent zuzulegen vermochte. Neben unserem Stockpicking Effort, dürfte dies auf die besonderen Eigenschaften eigentümergeführter Unternehmen zurückzuführen sein: Eine auf lange Frist angelegte Strategie, sehr solide Bilanzen mit geringer Verschuldung und überdurchschnittlich hohen Eigenkapitalquoten. Dazu kommt eine schlanke und stetig optimierte Kostenstruktur sowie kurze Entscheidungswege, womit diese Unternehmen in der Krise besonders flexibel agieren können. Value Investoren haben nach der Krise ihr Augenmerk wiederum auf Qualität und Substanz gelegt und den diesen Unternehmen zugrundeliegenden Eigenschaften honoriert.

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Welche Ereignisse waren für Sie in den vergangenen 10 Jahren am prägendsten?
Die akademische Forschung attestiert Familienunternehmen unter anderem eine hohe Krisenresistenz. Für mich war einmal mehr sehr eindrücklich festzustellen, dass Entrepreneurs in Zeiten der Finanzkrise, der wirtschaftliche Rezession, der konstanten Erstarkung des Schweizer Frankens und des 2015 Schocks nach der Aufhebung der Untergrenze zum Euro durch die SNB stets mutig und antizyklisch investiert haben, während andere sich gezwungenermassen auf Restrukturierungen konzentriert haben. So lancierte beispielsweise Swatch mit «Sistem51» ein revolutionäres automatisches mechanisches Uhrwerk mit Selbstaufzug, welches zu 100 Prozent in der Schweiz gefertigt wurde. Andere Unternehmen wie etwa Bucher oder Bossard ergänzten weiter ihr Produktportfolio durch kluge komplementäre Akquisitionen. Mit Investitionen in neue Produkte und Technologien rund um das digitale Zeitalter vermochten Unternehmen wie Ublox, Belimo, Bobst oder Kühne&Nagel ihre jeweiligen Wettbewerbspositionen zu festigen und auszubauen. All diese Unternehmen können heute die Früchte ihres antizyklischen Verhaltens ernten.

Welche Herausforderungen müssen Aktienanleger in den kommenden Quartalen meistern?
Das Wirtschaftsumfeld hat sich in den vergangenen Quartalen deutlich aufgehellt. Alle Regionen, USA, Europa und Asien zeigen klare Wachstumstrends. Europa war aber in der Hinsicht die grosse Überraschung im letzten Jahr. Die Stimmung bei den Konsumenten ist schon länger wieder positiv und Unternehmen haben angefangen, nach langen Jahren der Zurückhaltung wieder zu investieren. Nichtsdestotrotz kann es und wird es immer wieder zu Marktkorrekturen oder exogene Krisen kommen. Mit einer Investition in eigentümergeführte Unternehmen sind Anleger aber langfristig besser gewappnet. Entrepreneurs denken in Generationen, nicht in Quartalen – analog dazu sollten auch Anleger ihren Erfolgshorizont auf fünf bis zehn Jahre und nicht auf die folgenden drei bis vier Quartale ausrichten.

Birgitte Olsen* ist Fondsmanagerin bei Bellevue Asset Management in Zürich.

In der aktuellen Ausgabe der «Handelszeitung» finden Sie das exklusive Fondsranking von Fundinfo respektive die 90 besten Fonds der vergangenen zehn Jahre.