Der Schweizerische Verband für Strukturierte Produkte kennt vier Produktegruppen. Innerhalb dieser Gruppe wird unter Anlageprodukte das Renditeoptimierungs-Produkt geführt. Dieser Artikel untersucht, was eigentlich hinter bzw. in diesen Anlageprodukten steckt, welche Chancen sie bieten und wo genau die Risiken liegen. Zu guter Letzt ist auch die steuerliche Behandlung von Bedeutung. Die nachfolgenden Ausführungen beschränken sich auf die Produktetypen Reverse Convertible und Discount-Zertifikat.

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Einige Wünsche bleiben unerfüllt

Bei Reverse Convertibles wird das im Emissionszeitpunkt vom Anleger investierte Kapital gemäss der aktuellen Verfallrendite im Zeitpunkt der Emission (bezogen auf die Schuldnerqualität) sowie der Gesamtlaufzeit der Anlage diskontiert. Es handelt sich um die Barwertberechnung eines Zerobonds.

Damit die Marktteilnehmer das vermeintliche Top-Anlageprodukt kaufen, sind möglichst hohe Couponzahlungen zu generieren. Viele Privatanleger konzentrieren sich fälschlicherweise auf die Couponhöhe, mit dem gleichzeitigen Wunsch, keine Risiken einzugehen und die Steuerlast zu optimieren. Alle Wünsche sind nicht erfüllbar.

Der Reverse Convertible verbindet den Zerobond mit einer Short-Put-Strategie. Dieser Aspekt ist aus dem Versicherungsgeschäft bestens bekannt: Schütze dich vor möglichen Risiken, kaufe entsprechende Versicherungspolicen und bezahle die Versicherungsprämien. Beim Reverse Convertible wird die Versicherungspolice nicht gekauft, sondern verkauft. Der Anleger wird also zum Versicherungsgeber und kassiert dafür die Versicherungsprämie, welche die Couponhöhe mitbestimmt. Der diskontierte Zinsanteil und die einkassierte Versicherungsprämie führen zur Couponzahlung.

Mit dem Zerobond wird sichergestellt, dass die eingegangene Verpflichtung aus dem Short-Put im Worst Case erfüllt werden kann. Es stellt sich somit die Frage, wie sich der Basiswert entwickelt hat. Ist der Basiswert über dem Strike, erhält der Anleger sein investiertes Kapital zurück, andernfalls erfolgt die Lieferung des Basiswertes. Unabhängig vom Rückzahlungsszenario erfolgt die Couponzahlung. Folglich muss der Anleger überzeugt sein, dass sich der Basiswert stabil oder leicht steigend entwickeln wird, nicht aber sinkend oder «stark» steigend. Im Falle einer sehr positiven Entwicklung kann der Anleger nur im Rahmen seiner Couponzahlung partizipieren.

Steuerlich wird der Zinsanteil als Einkommen erfasst, der Prämienanteil hingegen bleibt im beweglichen Privatvermögen steuerfrei. Vorausgesetzt ist, dass das Produkt transparent ist und der Anleger nicht als Wertschriftenhändler qualifiziert ist.

Steuerlich ist es interessant, wenn sich die Zinssätze auf sehr tiefem Niveau bewegen und der Basiswert hohe Volatilitäten verzeichnet. In diesem Fall besteht der Grossteil der Gesamtcoupon-zahlung aus der Optionsprämie.Im Gegensatz zum Reverse Convertible wird das Discount-Zertifikat über den Kauf des Basiswertes (oder LEPO) und mit dem gleichzeitigen Short-Call (Stillhalter-Geschäft) konstruiert. Ökonomisch betrachtet ist es mit dem Reverse Convertible identisch. Der Unterschied liegt meistens in der Laufzeit, im steuerlichen Aspekt sowie in der Konstruktion.

Sofern das Discount-Zertifikat eine unterjährige Laufzeit aufweist, bleibt der maximal mögliche Ertrag steuerfrei, was die Nettorendite nach Steuern gegenüber einem Reverse Convertible erhöht. Der maximale Ertrag ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Emissionspreis und dem Rückzahlungskurs. Wenn sich der Basiswert hingegen negativ entwickelt, so wird analog zum Reverse Convertible anstelle der Kapitalrückzahlung der Basiswert geliefert. Die Markterwartung gegenüber dem Basiswert ist identisch dem Reverse Convertible.

Klumpenrisiko beachten

Bei den Anlageprodukten ist die beschränkte Ertragsmöglichkeit bei gleichzeitig «sehr» hohen (begrenzten) Verlustmöglichkeiten identisch, die steuerlichen Auswirkungen sind bei entsprechenden Laufzeiten unterschiedlich. Jeder Anleger sollte somit im Rahmen des gesamten Anlageprozesses genau prüfen, ob eines der vorgestellten Anlageprodukte als Ergänzung sinnvoll ist. Vor allem ist das mögliche Klumpenrisiko zu beachten. Die Entwicklung des Basiswertes wird über die Laufzeit des Anlageproduktes als stabil oder leicht steigend eingestuft.