Die Business-Idee

Das Zürcher Startup Think Yellow entwickelt mit Finanzinstituten Anlagevehikel, die einen Fokus auf Gleichberechtigung legen. Gender Lens Investing nennt sich dieser Bereich. Und ist im zurzeit sehr beliebten Impact Investing anzusiedeln.

Mit Baloise zusammen hat das Startup kürzlich ein Produkt für die dritte Säule lanciert, dessen Investments in die sechzig besten Unternehmen in Sachen Gleichberechtigung fliessen. Dazu bietet Think Yellow drei von Julius Bär emittierte Zertifikate an der SIX Swiss Exchange. Mit Tracker-Zertifikaten kann ein Anleger in einen Aktienmarkt investieren, ohne die Einzeltitel kaufen zu müssen.

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Um herauszufinden, wie Unternehmen im Einklang mit der Förderung von Gleichstellung stehen, arbeitet Think Yellow mit dem niederländischen Forschungsunternehmen Equileap zusammen. «Für die Beurteilung werden 19 Kriterien wie Vertretung im Management, Lohnpolitik, Arbeitszeiten oder Regeln im Umgang mit sexueller Belästigung definiert», erklärt Gründerin Karina Storinggaard. Der Algorithmus bewertet dabei über 3000 börsenkotierte Unternehmen.

Die Gründerinnen

Karina Storinggaard und Mette Rotbøll kommen aus Dänemark. Einem Land, das in Sachen Gleichberechtigung der Schweiz um einiges voraus ist. Beide wohnen seit Jahren mit ihren Familien und Kindern in Zürich und Zug. Kennengelernt haben sich die Frauen an einem Skandinavien-Forum in Zürich vor rund einem Jahr. Dabei tauschten sie sich über Anekdoten in ihrem Berufsalltag aus – und damit auch über negative Erfahrungen bei Geschlechterfragen. «Aber anstatt nur darüber zu reden oder gar zu klagen, wollten wir etwas tun. Mit Kapital kann man etwas bewirken», sagt Storinggaard.

Darauf beschlossen die beiden Frauen, aus ihren Jobs vorerst auszusteigen und ihr eigenes Unternehmen Think Yellow zu starten. Glück hatten die beiden Unternehmerinnen auch, dass Julius Bär und Baloise offen für Gender Lens Investing waren. Storinggaard erklärt, weshalb: «Es geht nicht nur ums Thema Geschlecht, sondern um die Stärke von gemischten Teams.» Wenn Mitarbeiter durchmischt seien, würden sie mehr Innovationen erzeugen und einem Unternehmen längerfristig mehr Profit einbringen, so die Mitgründerin. 2017 wurde das Duo im Fintech-Accelerator F10 von Börsenanbieterin SIX in Zürich aufgenommen. Rotbøll sagt zur Namensgebung: «Die Sonne ist gelb – und sie scheint auf uns alle gleich.»

Gender

Karina Storinggaard (l.) und Mette Rotbøll im Gespräch über ihr Startup Think Yellow: «Die Sonne ist gelb – und sie scheint auf uns alle gleich.»

Quelle: Anne Gabriel-Jürgens

Der Markt

Impact Invest, aber auch Socially Responsible Investing stossen bei Anlegern auf grosses Interesse. Think Yellowkonzentriert sich dabei auf den wachsenden Markt von Gender Lens Investing und gilt in diesem Bereich als Vorreiter in Europa.

Auch die amerikanische Bank Morgan Stanley hat vor einigen Monaten in einer Studie auf das grosse Potenzial von Geschlechterdiversität bei Investitionen hingewiesen. Die Gründerinnen von Think Yellow unterstreichen: «Wir wollen den Leuten die Möglichkeit geben, ihr Geld auch aus Überzeugung zu investieren und nicht nur wegen des Return», sagt Storinggaard.

Die Chance

Think Yellow kann Investoren über die soziale Verantwortung abholen und nicht nur über das Thema Rendite. Studien besagen, dass Unternehmen mit geschlechtsspezifischer Diversität höhere finanzielle Erträge erzielen und eine bessere Governance als ihre Mitbewerber aufweisen können. Im vergangenen Jahr ergab sich ein Anstieg von teilweise über 40 Prozent auf Wertpapiere, die auf Gender-Lens-Strategien basieren.

Das meint die Expertin

«Mit Herzblut umgesetzte Gender-Equality-Initiative. Ich würde mir wünschen, dass der Fokus über Gender hinausgeht. Diversität in vielen Ausprägungen bringt die besten Resultate.»

Sita Mazumder

Expertenmeinung: Sita Mazumder ist Professorin an der Hochschule Luzern sowie Unternehmerin.

Quelle: ZVG