Vergangene Woche sprang der VSMI-Index, der die Volatilität (Schwankungsbreite) der SMI-Werte abbildet, um 10 Prozentpunkte auf 46%. Lediglich im Sommer 2002, als sich der zweite Golfkrieg abzuzeichnen begann, lag dieser Wert höher.

Die Volatilitätsindikatoren VSMI, VDAX (für den DAX) und VIX (für die S&P-500-Indexoptionen) sind zunächst einmal für die Preisberechnung von Optionen wichtig. Je höher die Volatilität, desto «teurer» der Preis von Call- und Put-Warrants und Optionen. Anleger sollten hier das gleiche Prinzip anwenden wie beim Basispreis: Calls und Puts dann kaufen, wenn die Volatilität niedrig ist. Denn es gibt gelegentlich Situationen, wo ein Basiswert steigt, aber die Volatilität sinkt und sich diese Effekte so ausbalancieren, dass der Preis eines Calls gleich bleibt. Lediglich Hebelprodukte wie die Mini Futures blenden den Einfluss der Volatilität aus.

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Hinweis auf Kapitulation

Die Volatilitätsindikatoren gelten als zuverlässige Hinweisgeber, ob und wie nervös ein Markt ist. Beim VSMI weisen Werte unter 20% auf ruhige Phasen, Spitzen von 30% und mehr auf angespannte Zeiten hin.

Viele Anleger verwenden solche Spitzen als einfache Signale, um in Märkte ein- bzw. auszusteigen, weil sie signalisieren, dass die Anleger «kapitulieren». Schlagzeilen wie «VIX über 30%» haben sich in der Vergangenheit als brauchbarer Hinweis erwiesen, wenn es darum ging, ein «fallendes Messer aufzufangen» und Kapitulationstage vorherzusehen.

Wie gut sich solche Spitzen für den VDAX als Signal eignen, haben die Analysten von Goldman Sachs untersucht. Dabei zeigte sich, dass es nur wenige historische Anhaltspunkte gibt, weil die Volatilität in einzelnen Marktphasen über längere Zeit Plafonds von 20% (Sommer 2000 bis Sommer 2001), 35% (Sommer 2002 bis Frühjahr 2003) und 12% (2005 bis Anfang 2007) hatte. Ein simples Rezept wie «kaufen, wenn der VDAX über 30% liegt», würde dann zu kurz greifen.

Das Problem ist, dass in Korrekturphasen und Rezessionszeiten der VDAX zu viele falsche vermeintliche Einstiegszeitpunkte signalisiert. Wer den VDAX zwischen Sommer 2002 und Frühjahr 2003 bei den Tiefstpunkten ge- und den Höchstpunkten verkauft hatte, verlor Geld – und absolute Höhepunkte bei 55% kommen zu selten vor.

Unzureichende Absicherung

Dennoch gibt es einige gute Daumenregeln: Wenn der VDAX zwischen 25 und 35% und über dem gleitenden 10- und 50-Tage-Durchschnitt steht, bedeutet dies ein Kaufsignal. Schwierig zu interpretieren sind noch höhere Werte über 35%, weil sie bisher ein gemischtes Ergebnis brachten. In solchen Ausnahmesituationen reflektiert die Volatilität bei den deutschen Blue Chips nicht mehr zuverlässig die Angebots- und Nachfrageverhältnisse. Laut Goldman Sachs ist es zudem besser, dann «den Markt» zu kaufen, sprich eher indexnah zu investieren, als Volatilität zu shorten, um Gewinne einzufahren, wenn sich die Märkte beruhigt haben. Diese Regel gilt prinzipiell auch für den VSMI und die Schweizer Aktien.

Die wenigen an der SWX und in Deutschland erhältlichen Tracker auf Volatilitätsindizes haben sich in den letzten zwei Jahren seit der Lancierung als unzureichende Anlage- und Absicherungsinstrumente erwiesen – obwohl sie theoretisch Sinn machen. Denn auch wenn alle Anlageklassen drastisch fallen, steigt etwas ganz bestimmt: Die Volatilität.