Zum einen ist das Andrew Wright. Laut Weggefährten ein typisch englischer Bürokrat, gescheit, eloquent und höflich. Wright ist heute Finanzchef der UBS Investmentbank mit Sitz in London. Die Überwachung von Zahlen und damit möglicherweise auch von fiktiven Gegenpositionen aus der Feder von Adoboli fallen in sein Aufgabengebiet. Auch Wrights Vorgeschichte bei der Bank wirft Fragen auf. Von 1994 bis 1997 war Wright Equity Controller bei der damaligen SBG und in dieser Funktion zuständig für die Überwachung der Risiken im neuartigen Derivategeschäft mit Aktien. Damals wie heute stehen somit komplexe Geschäfte mit Aktien im Fokus.

Granziol mistete aus

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Das Aktienderivate-Geschäft wurde damals von Mathis «Cab» Cabiallavetta vorangetrieben. Cabiallavetta liess seinem Derivateexperten Ramy Goldstein freie Bahn, was schliesslich im Debakel mit einem für damalige Verhältnisse horrenden Verlust endete. Das riesige Loch veränderte die Machtbalance in den laufenden Fusionsverhandlungen mit dem Bankverein. Statt dass Cabiallavetta seinen Vertrauten Goldstein zum Equity-Chef der fusionierten Investmentbank küren konnte, machte Ospels Vertrauter Markus Granziol das Rennen.

Granziol mistete danach Goldsteins Geschäfte bei der SBG rigoros aus. Wright hatte beim Auffliegen der faulen Aktien-derivate-Positionen das SBG-Schiff bereits Richtung Deutsche Bank verlassen. Laut Insidern soll Wright im Zuge der Aufarbeitung des Schlamassels versucht haben, sein missglücktes Controlling mit den damaligen Machtverhältnissen zu begründen. Cabiallavetta und Goldstein seien nicht durch Einwände vom Controlling zu bremsen gewesen, soll Wright Vertrauten gesagt haben. Die UBS lehnte eine Stellungnahme ab.

«Die Sache im Griff»

Laut einer Quelle, welche die damaligen Ereignisse gut kennt, stellte sich Wright mit seinen Entschuldigungen in ein zu gutes Licht. Das habe mit der Rolle eines anderen langjährigen UBS-Riskmanagers zu tun, der heute im UBS-Riskmanagement viel Einfluss hat. Die Rede ist von Eric Reiner, derzeit Managing Director in der Risikokontrolle der Grossbank. In dieser Funktion prägt er den schmalen Grat zwischen Risiko und Gewinn bei der UBS entscheidend.

In der Ära Cabiallavetta der 1990er-Jahre war Reiner ein Derivatefrontmann der SBG. Er entwickelte ein Modell, das die Risiken der komplexen Anlagen kalkulierte. Der begeisterungsfähige Cabiallavetta hatte volles Vertrauen in Leute wie den hemdsärmligen Goldstein und den intellektuellen Reiner. In den Wind geschlagen wurden hingegen die Warnungen von Risikomanagern aus der Zürcher Zentrale. Diese forderten angeblich frühzeitig nähere Angaben von Reiner und seinen «Quants» – so heissen im Bankenjargon die Finanzmathematiker und andere sophistizierte Riskmodellentwickler – zu den Derivatkonstrukten. Reiner soll sich solchen Wünschen entgegengestellt und dabei in Wright einen Beschützer gefunden haben. «Wright verhinderte Kontrollen, indem er erklärte, er habe die Sache im Griff», behauptet eine Quelle.

Der Dritte Mann im Bunde

Als Dritter im Bunde gilt Walter Stürzinger. Der langjährige SBG-Manager leitete Mitte der 1990er-Jahre das interne Inspektorat der Bank. Er war somit verantwortlich dafür, dass Warnungen auch wirklich nachgegangen und an höchster Stelle Rechenschaft über riskante interne Vorgänge abgelegt wurde.

Wie Wright war auch Stürzinger dem Equity-Derivate-Debakel von Cabiallavetta und Goldstein nicht rechtzeitig auf den Grund gegangen. Trotzdem überlebte Stürzinger die Fusion mit dem Bankverein als Sieger. Er wurde oberster Risikochef und war in dieser Funktion massgeblich für die Überwachung des US-Hypothekenrisikos der Bank zuständig, welches die Schweizer Grossbank dann über 50 Milliarden Dollar kosten sollte. Stürzinger durfte trotzdem bleiben. Er ist heute Chief Operations Officer von Ulrich Körner, dem umtriebigen Stabschef der UBS.

Der Fall Adoboli wirft bei Felix Fischer, in den 1990er-Jahren oberster UBS-Risikochef, zentrale Fragen auf. «Wenn bei solchen Beträgen nicht innert 24 Stunden eine Gegenbestätigung im Haus ist, muss man sofort reagieren», sagt Fischer, der 1998 nach einem weiteren Derivateverlust den Hut genommen hatte. Ein monatelanges Zuwarten, wie das offenbar bei Adobolis fiktiven Absicherungsdeals der Fall war, ist für Fischer «unerklärlich».

(rcv)