Ihrem Etikett, eine echte Alternative zu den gängigen Anlageklassen zu sein, wurden die Private-Equity-Vehikel und Hedge-Fonds letztes Jahr nicht gerecht: Auch sie verzeichneten als Folge der Marktturbulenzen herbe Rückschläge; der Credit Suisse Tremont Hedge Index sank bis Ende September 2008 um 20%, die Private-Equity-Benchmark LPX50 verlor 2008 fast 70%. Fondsschliessungen, geplatzte Buyout-Deals und zuletzt der Skandal um den Hedge-Betrüger Bernard Madoff trugen gleichzeitig wenig dazu bei, das Image der alternativen Anlagen zu stärken.

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Trotz Kreditklemme nicht klamm

Doch der Branche und ihren eingefleischten Anhängern vermiest auch eine ausgewachsene Finanzkrise nicht so schnell die Stimmung. Aus ihrer Sicht könnte 2009 ein wahres Eldorado bieten, und die ersten Goldgräber machen sich jetzt auf, um künftige Gewinne für sich abzustecken. «Der letzte Dezember war bezüglich der Nachfrage nach Private-Market-Produkten einer der aktivsten Monate im ganzen Jahr 2008», sagt Steffen Meister, CEO der auf alternative Investments spezialisierten Partners Group (siehe «Nachgefragt»). «Diesen Anlagen werden gute Chancen zugesprochen, auch in der Krise besser zu performen», sagt der ehemalige ETH-Mathematiker. Tatsächlich stehen die Chancen für Private Equity - jenseits des Grössenwahnsinns der Megaübernahmen während der Boomjahre - so schlecht nicht. Denn aus den Finanzierungsrunden der letzten Jahre, als die Branche förmlich mit Investorengeldern überschüttet wurde, sind ausreichend Mittel übrig geblieben. Das Beste daran: Diese Mittel sind langfristig gesprochen. Firmen mit Private-Equity-Fonds als Investoren können damit die drohende Kreditklemme aussitzen. Wenn nötig über Jahre hinweg.

Dessen ungeachtet dürften auch solche Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld weiter eintrübt. Wurden sie noch dazu teuer übernommen, was gerade 2006 und 2007 der Fall war, drohen den Anlegern Wertberichtigungen. Meister, der bei einer der grössten M&A-Banken, der Credit Suisse, seine Sporen abverdient hat, schätzt heute, dass grosse Buyout-Fonds 2009 teils bis zu 40% ihres Werts werden abschreiben müssen. Des einen Verlust könnte dabei des anderen Gewinn werden: Wenn sich Investoren auf der Suche nach Mitteln von illiquiden Assets trennen müssen, schlägt die Stunde der Schnäppchenjäger. Sie können nun zu günstigen Preisen zukaufen und warten, bis die Werte steigen. Einige Bewegung wird es daher auf dem Sekundärmarkt geben, wo ganze Private-Equity-Portefeuilles gehandelt werden.

Schnelle Reaktion gefragt

Chancen bieten ausserdem die von der Krise gebeutelten Immobilieninvestments, während sogenannte Distressed-Hedge-Strategien von in Not geratenen Krediten oder Firmen profitieren. Einiges Potenzial bieten auch die zahlreichen Staatseingriffe - wer sich rechtzeitig positioniert, kann aus den Steuermillionen kräftig Profit schlagen.

Doch, wie die Experten der Credit Suisse urteilen: «Eine schnelle Reaktion auf solche Ereignisse setzt überdurchschnittliche Trading-Fähigkeiten voraus.» Wer diese nicht mitbringt, dürfte 2009 den Kürzeren ziehen. Den alternativen Anlagen steht somit eine weitere Konsolidierung bevor.

 

 

NACHGEFRAGT



«Ambitiöses Ziel»

Steffen Meister, CEO der Baarer Vermögensverwalterin Partners Group, rechnet mit weiteren Korrekturen bei alternativen Anlagen.

2008 sind einige Mega-Private-Equity-Deals geplatzt. Sehen wir dieses Jahr noch mehr davon? Steffen Meister: Klar, es wird den einen oder anderen grossen «Unfall» geben, gerade im Megalarge-Cap-Buyout-Bereich - solche Ereignisse werden überproportional grosse Aufmerksamkeit erregen. Die grosse Mehrzahl der Deals im Small- und Mid-Cap-Bereich dürfte die Krise aber sowohl kurzfristig als auch langfristig sehr gut überstehen.

Schwere Zeiten haben auch Hedge-Fonds hinter sich: Sollten Anleger ganz die Finger von diesen Vehikeln lassen?

Meister: Durch die Verschärfung der Illiquidität in der momentanen Krise ist bei vielen Fonds die Verkaufs- und Preiskorrekturspirale losgetreten worden. Diese wird im Jahr 2009 wohl noch anhalten. In unseren Augen ist eine Absolute-Return-Strategie mit einem breit diversifizierten Portefeuille, das eine vernünftige Liquidität sicherstellt, immer noch sinnvoll.

Werden Sie das Ziel von 4 Mrd Fr. an Neugeld erreichen, das Sie sich für 2009 gesetzt haben?

Meister: Das Ziel ist ambitiös. Wir haben aber keinen Grund, davon auszugehen, dass wir dieses nicht erreichen können gerade unter Berücksichtigung des noch deutlich höheren Neugeldzuflusses im vergangenen Jahr 2008. Aber letztlich kommt es natürlich darauf an, wie sich der Markt und die Stimmung insgesamt entwickeln.