Gestrippte Anleihen sind keine Neuerscheinung. Bereits in den 70er-Jahren fanden sie in den USA reissenden Absatz. Die Anleger profitierten damals davon, dass die Kapitalertragssteuer auf Kursgewinne deutlich unter der Einkommenssteuer auf den Zinsertrag lag. Später wurde diese Differenz jedoch markant verkleinert. Aufgrund der momentan hohen Kreditrisikoaufschläge (Spreads) auf Bonds, hervorgerufen durch die aktuelle Finanzkrise, erlebt das Strippen von Anleihen ein fulminantes Comeback.

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Bond-Bestandteile auftrennen

Dabei ist das «Strippen» von Anleihen relativ einfach: Ein klassischer Bond verspricht dem Anleger zwei Zahlungen. Erstens erhält er am Ende der Laufzeit eine Rückzahlung in der Höhe des Nominals und zweitens leistet der Schuldner periodische Zahlungen in Form der Coupons. Werden diese Bestandteile getrennt und als einzelne Rechte ge- und verkauft, dann spricht man von Bond-Stripping. Dabei werden sowohl auf das Nominal wie auch auf die Zinsen Zero-Bonds erzeugt.

Als Beispiel: Eine Bank kauft eine dreijährige Firmenanleihe mit jährlichem Coupon von 4% zum Kurs von 100%. Diese spaltet das Finanzinstitut in einen stripped Bond und einen Zero-Bond auf die Coupon-Zahlungen. Mit etwas Glück lässt sich der stripped Bond für 90% verkaufen, während man für den Zerobond auf die Coupon-Zahlungen 10,50% erhält.

Im heutigen Marktumfeld mit historisch hohen Aufschlägen ermöglicht das Trennen von Kapital und Zinsertrag insbesondere bei Unternehmensanleihen neue und innovative Auszahlungsformen für strukturierte Produkte. So geben zurzeit verschiedene Emittenten sogenannte (Floored) Floaters heraus, die darauf zielen, von steigenden Zinsen zu profitieren, ohne auf eine attraktive Minimalverzinsung verzichten zu müssen. Diese Auszahlungsstrukturen können auch durch das «Strippen» von Anleihen dargestellt werden.

Während der verkaufte stripped Bond den Kapitalschutz in Abhängigkeit vom Ausfallrisiko des Emittenten der Firmenanleihe per Verfall sicherstellt, wird der Zero-Bond auf den Zinsertrag mittels Swap mit einem variablen Zinssatz (z.B. 3-Monats-Franken-Libor, siehe Floater) ersetzt. Dadurch reduziert das Produkt ein erwartetes Zinsänderungsrisiko für den Investor. Steigt der Marktzins, verliert der stripped Bond an Wert. Umgekehrt dazu verhält sich der variable Zinssatz, der, wie vom Investor erwartet, steigt. Er kompensiert die Preisschwankungen grösstenteils, indem er die Duration verkürzt.

Besonders gefragt sind diese Produkte in Erwartung einer möglichen Inflation. Dann passt die Zentralbank den kurzfristigen Leitzins üblicherweise nach oben an. Daher bieten derartige Produkte auch einen indirekten Teuerungsschutz (siehe Grafik).

Die Wahl der Anleihe spielt beim Stripping eine entscheidende Rolle, da der Investor das Ausfallrisiko der Anleihe trägt. Grundsätzlich gilt, je tiefer die Bonität der zugrunde liegenden Obligation, desto attraktiver sind die möglichen Renditen. Eine sinnvolle Variante besteht darin, Anleihen verschiedener Firmen in einem Korb zu vereinen. Damit wird das Ausfallrisiko für den Investor diversifiziert. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls einer einzelnen Anleihe bleibt bestehen. Die Wahrscheinlichkeit eines Totalausfalls aller Anleihen ist dagegen deutlich tiefer.

Beim stripped Bond und beim Zero-Bond auf die Couponzahlungen handelt es sich um Schuldverschreibungen mit Gegenparteirisiko. Im Fall einer Insolvenz des Schuldners werden sie gleich behandelt wie übliche Bonds. Wird der stripped Bond in Kombination mit einem weiteren Basiswert bzw. Auszahlungsprofil (z.B. 3-Monats-Franken-Libor) neu verbrieft, muss zusätzlich das Ausfallrisiko des Emittenten des strukturierten Produktes berücksichtigt werden.