Eigentlich könnte es sich Charles-Henri Sabet gemütlich machen und sein Leben in Monaco geniessen. Der Backgammon-Weltmeister von 1985 machte mit dem Verkauf seiner früheren Firma Millionen. Doch statt sich im Fürstentum zurückzulehnen, beschäftigt sich der Lausanner nun mit seinem neusten Projekt. Nach einer mehrjährigen Auszeit lanciert der Online-Banking-Vordenker mit JFX ein neues Internethandelsportal.

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Sabet baute in den 90er-Jahren in Genf die Onlinebank Synthesis auf und verkaufte die Mehrheit 2007 an die dänische Saxo Bank. In der Medienmitteilung konnten die neuen Besitzer das übernommene Institut nicht hoch genug loben. Synthesis passe perfekt zur Saxo Bank und die Angestellten seien bekannt dafür, nur beste Leistungen zu erbringen. Firmengründer Sabet blieb auch nach der Übernahme im Unternehmen. Doch nach wenigen Monaten zerstritten er und die neuen Eigentümer sich. Der Westschweizer Finanzunternehmer musste die Saxo Bank verlassen und verschwand für vier Jahre von der Bildfläche. Mit ihm gingen zahlreiche Synthesis-Banker.

Nun ist er mit seinem Team zurück. Bei der Frage, weshalb er sich das Ganze noch einmal antut, lacht der 50-jährige Banker und sagt: «Ich will arbeiten.» Das war zuletzt nicht möglich. Denn die Einigung zwischen ihm und der Saxo Bank enthielt ein Konkurrenzverbot über drei Jahre. Diese Frist ist nun verstrichen. Nun kann es Sabet kaum erwarten, wieder loszulegen. «Die Leidenschaft für das Online-Business treibt mich an», so der Romand. Es sei daher nur konsequent, eine neue Firma zu gründen. «Die Sache mit Saxo ist Vergangenheit.» Einen Groll gegen seinen Ex-Arbeitgeber hegt er nicht. Jetzt gehe es darum, wieder ein wichtiger Akteur im Online-Trading zu werden.

Sein neues Unternehmen sitzt im zypriotischen Limassol. Die tiefe Wirtschaftskrise der Insel sieht er nicht als Problem. «JFX ist in Zypern registriert, wir haben aber keinen Rappen auf einer zypriotischen Bank», so Sabet. Andere halten die Adresse auf Zypern für heikel. Lange galt Zypern als Fluchtburg für zweifelhafte Anbieter im Bereich der Devisenhandelsgeschäfte. Das schlechte Image hängt der Insel bis heute an.

«Ich befürchte, das Geschäftsmodell mit einer in Zypern regulierten Forex-Plattform ist im heutigen Umfeld nicht mehr sehr konkurrenzfähig», sagt etwa Marc Bürki, Chef des Konkurrenten Swissquote. In der Schweiz werden Währungshändler strikter beaufsichtigt und müssen gar über eine Bankenlizenz verfügen. Das hat offensichtlich nicht nur Nachteile. Unterdessen zählen mit MIG, Dukascopy und der Swissquote-Tochter ACM gleich drei Schweizer Anbieter zu den internationalen Schwergewichten.

Zwangspause abgesessen

Sabet setzt derweil auf die Attraktivität seines Angebots. Zum Start werden Fremdwährungen angeboten. Jedes Quartal sollen weitere Produkte handelbar sein. Sabet gerät ins Schwärmen, wenn er von seinem Angebot spricht. Neue Kunden sollen in fünf Minuten aufgeschaltet werden. Die Trader könnten die Konditionen teilweise selbst bestimmen und etwa Spread oder den Hebel wählen. Zudem könnten die Anleger selbst entscheiden, welche Software sie verwenden wollen. «Wir wollen die Einstiegsschwelle für die Kunden möglichst tief halten», so Sabet. Daher kann bereits ab einer Mindesteinlage von 100 Dollar ein Konto eröffnet werden.

Kenner der Branche stellen die tiefe Mindesteinlage allerdings in Frage. Mit so kleinen Beträgen liesse sich kaum eine sinnvolle Handelsstrategie umsetzen. Bei anderen Anbietern ist für ein Konto oft eine Summe von 10000 Dollar nötig. Ein Branchenbeobachter geht auch davon aus, dass der Wechselwille der Kunden eher gering sei. Hätten sie sich an eine Plattform gewöhnt, blieben sie ihr treu. Das macht Sabet keine Sorgen. «Die Trader wollen ab und zu etwas anderes versuchen. Wenn ihnen das gefällt, kommen sie wieder», sagt er.

Und damit die Kunden JFX auch trauen, sorgt eine Partnerschaft mit einer monegassischen Privatbank für ein finanzielles Fundament. Die Liquidität wird von neun Grossbanken wie Barclays, Citigroup oder Morgan Stanley garantiert. Der Erfolg soll sich entsprechend rasch einstellen; bereits nach rund einem halben Jahr soll JFX Gewinne schreiben.

Derzeit richtet sich JFX noch nicht an Schweizer Kunden. Die Marketing-Aktivitäten sind vor allem auf Kontinentaleuropa und Grossbritannien fokussiert. Sabet denkt aber durchaus über eine Niederlassung in der Schweiz nach. Dann müsste er sich aber hier beaufsichtigen lassen.

Sollte es so weit kommen, würde sich auch für zahlreiche Mitarbeiter Sabets der Kreis schliessen. Denn das JFX-Management stammt mehrheitlich aus der Schweiz. Mit Sabet verliessen zwanzig Finanzprofis die Saxo Bank und arbeiten nun für andere Institute. Sollte Sabet seine Pläne wie geplant umsetzen, könnte sich das wieder ändern.