Es war ein Versuch – und er ist gescheitert. Am Morgen des 6. Mai traten auf der Formel-Eins-Rennstrecke in Monza drei der weltbesten Marathonläufer an, um einen Rekordversuch zu wagen: Einer von ihnen sollte als erster Mensch überhaupt einen Marathon – also 42,195 Kilometer – in einer Zeit unter zwei Stunden laufen. Auch der Beste, der Kenianer Eliud Kipchoge, verfehlte die magische Marke um 25 Sekunden. Trotzdem fand der Versuch weltweit und über die Laufszene hinaus grosse Beachtung. Grosser Gewinner war neben Kipchoge der US-Sportartikelhersteller Nike, der den Rekordversuch organisiert hatte und in dessen Schuhen alle Athleten liefen. Für Nike war «Breaking2» ein voller Erfolg. 

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Der nach Umsatz weltgrößte Sportartikelhersteller kann gute Nachrichten gebrauchen. Nike hatte zuletzt Schwierigkeiten, die hohen Erwartungen von Anlegern und Analysten zu erfüllen, die Aktie hat im vergangenen Jahr 6,5 Prozent eingebüsst. Der zunehmende Wettbewerb auf dem US-Markt macht Nike zu schaffen, zumal vor allem Verfolger Adidas aufholt. Für den wiederum lief es zuletzt bestens – im Geschäft und an der Börse. 

Adidas im Höhenflug

Wie viele Sportartikelhersteller profitiert auch Adidas im besonderen Masse vom Sportmode- und Sneaker-Trend. Immer mehr Menschen kleiden sich gerne in sportlich-bequeme Outfits – ob sie nun tatsächlich darin um den See joggen oder nur zu einem Einkaufsbummel durch die Innenstadt aufbrechen. Luxuslabels haben die Zeichen der Zeit erkannt und kooperieren mit Sportmarken.

Auch Kaufhäuser schaffen Platz in ihren Filialen, um noch mehr sportive Mode anbieten zu können. Im Zürcher Warenhaus Jelmoli etwa gibt es seit kurzem eine elf Meter breite Sneaker-Wall, auf der mehr als 230 Paare ausgestellt sind. Das steigende Interesse an modisch-legerer Kleidung lässt bei den Herstellern die Kassen klingeln. Anleger können ebenfalls von dem Trend profitieren, wenn sie in ihre Aktien investieren. 

Weiter auf Kurs

Es sind vor allem die Titel zweier deutscher Unternehmen, die sich zuletzt gut entwickelt haben. Erstens der Valor von Adidas mit Sitz in Herzogenaurach: Schon in den vergangenen Monaten ist der Aktienkurs des Dax-Konzerns kräftig gestiegen. Adidas konnte seine Umsätze vor allem mit Freizeitschuhen kräftig steigern – und sogar Weltmarktführer Nike entthronen: Der bestverkaufte Sneaker in den USA im Jahr 2016 war das Adidas-Modell «Superstar». Damit war Nike zum ersten Mal seit zehn Jahren nicht die Nummer eins.

Auch sonst lief es im vergangenen Jahr bestens für Adidas. Der Konzern erzielte einen Rekordgewinn von mehr als einer Milliarde Euro, der Umsatz stieg auf 19,3 Milliarden Euro. Adidas dürfte den Kurs in den kommenden Jahren halten, erwarten Analysten: «Das Unternehmen wächst in allen wesentlichen Märkten schneller als seine stärksten Konkurrenten», sagt Piral Dadhania, Aktienanalyst von RBC Capital. Er rät zum Kauf des Valors.

Umbau von Puma lohnt sich

Auch Adidas-Konkurrent Puma bekam zuletzt ordentlich Schub und entwickelte sich zum Liebling der Analysten. Grund ist ein überraschend starker Jahresstart sowie eine optimistische Jahresprognose: Der Umsatz von Puma erhöhte sich im ersten Quartal um rund 15 Prozent auf fast eine Milliarde Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 70 Prozent auf rund 70 Millionen Euro. Der von Konzernchef Björn Gulden angestossene Umbau des Konzerns scheint sich auszuzahlen.

Puma war seinen Konkurrenten jahrelang hinterhergehinkt. Nun ist wieder Land in Sicht. Analysten bestätigen das: Die Investmenthäuser Berenberg und Macquarie haben den Titel kürzlich auf «Kaufen» heraufgestuft. Auch bei Kepler Chevreux und BNP Paribas steht der Valor auf dem Kaufzettel.

Neben den beiden Sportriesen aus Deutschland empfehlen Analysten derzeit mehrere US-amerikanische Titel aus der Branche zum Kauf: Da ist etwa der Sportartikel-Einzelhändler Dick’s Sporting Goods mit Sitz in Coraopolis im US-Bundesstaat Pennsylvania. Das Unternehmen könnte auf dem umkämpften Markt demnächst Marktanteile hinzugewinnen, erwarten Analysten der Deutschen Bank. Zum einen aus eigener Kraft, zum anderen aber auch, weil einige Konkurrenten zuletzt Insolvenz anmelden mussten.

Nike muss einen Zacken zulegen

Ein weiterer Favorit der Deutschen Bank ist Foot Locker, ein Anbieter von Sportschuhen und -bekleidung. Foot-Locker-Filialen finden sich in 23 Ländern, oft in erstklassiger Einkaufsstrassen-Lage. Aktionäre konnten sich im vergangenen Jahr über ein Kursplus von fast 30 Prozent freuen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14 gehört der Valor am teuren US-Markt zudem zu den günstigeren Aktien.

Vorsichtiger sollten Anleger mit dem Valor von Nike sein: Zwar raten einige Analysten weiterhin zum Kauf, grosse Kurssprünge erwarten sie in nächster Zeit aber nicht. Um bald noch einmal einen ähnlichen Erfolg wie «Breaking2» zu verzeichnen, müsste Nike sich sehr ins Zeug legen.

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