Ein Staatsfonds für die Schweiz, gespeist aus den Devisenreserven der Nationalbank – das wär’s doch: Politiker und Ökonomen sind immer wieder begeistert von dieser Idee. Die beachtlich angeschwollene Bilanzsumme der Schweizerischen Notenbank (SNB) von mehr als 780 Milliarden Franken beflügelt die Fantasie. Devisenreserven machen 93 Prozent davon aus, also mehr als 700 Milliarden Franken. In einem Staatsfonds wäre diese riesige Geldsumme sinnvoll angelegt, findet zum Beispiel Susanne Leutenegger-Oberholzer, Nationalrätin der Sozialdemokratischen Partei (SP). Neu ist die Idee eines eidgenössischen Staatsfonds freilich nicht.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Mitte Juni wies SNB-Präsident Thomas Jordan den neuerlichen Vorschlag allerdings mit deutlichen Worten zurück: «Ein Staatsfonds mit den Devisenreserven der Nationalbank ist keine gute Idee», sagte er. Jordan nannte verschieden Gründe für seine Ablehnung. Daunter auch, dass ein Vergleich mit dem oft zitierten Norwegischen Staatsfonds unzulässig sei. Schliesslich speise der norwegische Fonds sich aus Eigenkapital. Die Devisenreserven der SNB hingegen seien durch Geldschöpfung entstanden.

Fast 1 Billion Franken verwaltetes Vermögen

Die Diskussion um einen Schweizer Staatsfonds ist nach aktuellem Stand also vom Tisch. Der norwegische Government Pension Fund ist derweil aus Sicht von Schweizer Anlegern durchaus interessant: Sie können zwar nicht in den Fonds investieren, der seit dem Jahr 1990 die Öleinnahmen des skandinavischen Landes verwaltet und mit einem verwalteten Vermögen von umgerechnet 946,5 Milliarden Franken aktuell der grösste Staatsfonds der Welt ist. Sie können jedoch indirekt von den Anlageentscheidungen der Norweger profitieren.

Egal, ob Investoren in die Schweizer Unternehmenslandschaft investieren oder ihren Blick über den nationalen Tellerrand hinaus richten wollen: Das breit gestreute Portfolio des norwegischen Staatsfonds bietet viel Inspiration – und zudem die Gewissheit, dass sämtliche Unternehmen im Portfolio nach strengen Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt wurden.

Drei Schweizer Unternehmen unter den grössten Werten

Der Fonds ist bekannt für seine faire Anlagestrategie und ein relativ geringes Risiko. Schliesslich ist das Geld aus dem Fonds auch für die Altersvorsorge der Norweger gedacht. Deshalb stehen für Fondschef Yngve Slyngstadt Sicherheit und Stabilität an erster Stelle. Die Rendite ist zweitrangig, bei der Zielmarke von vier Prozent pro Jahr aber durchaus auskömmlich. Die Wertentwicklung lag in der Vergangenheit tatsächlich noch darüber. Im Jahr 2016 schaffte der Fonds ein Plus von fast sieben Prozent.

Den Fonds nachzubilden ist für Privatanleger unmöglich: Er investiert in fast 9.000 Unternehmen aus 77 Ländern, breit gestreut über verschiedene Branchen. Je nach Anlageziel und regionalen Vorlieben können Anleger sich deshalb auf die grössten Positionen konzentrieren. Mit den SMI-Schwergewichten Nestlé, Novartis und Roche sind gleich drei Schweizer Unternehmen unter den anteilsmässig sieben grössten Werten des Fonds. Weiter sind drei Technologiegiganten aus den USAApple, Alphabet und Microsoft – sowie der britische Rohölkonzern Royal Dutch Shell dabei.

Transparenter Staatsfonds

Ein Blick auf die insgesamt 126 Schweizer Valoren im Portfolio kann Investoren Anlageideen liefern, sofern sie sich auf den Heimatmarkt konzentrieren wollen. Im Portfolio des Statens Pensjonsfond sind aktuell unter anderem Actelion, Barry Callebaut, Credit Suisse, Dufry, Schindler, Swisscom und Zürich enthalten. Der Fonds investiert auch in viele Schweizer Nebenwerte, darunter Bucher Industries und OC Oerlikon.

Neben Titeln aus der Schweiz sowie aus Industriestaaten wie den USA, Deutschland und Frankreich hält Fondschef Slyngstadt auch Aktien aus Schwellenländern und im Portfolio. Mit dabei sind Länder wie Nigeria und Peru. Dank der Transparenz müssen Anleger nicht lange suchen, um das gesamte Portfolio unter die Lupe nehmen zu können: Ein Blick auf die Homepage der Norweger genügt.