Man kann es kaum glauben! Nachdem die Wirtschaftsflaute die Eurozone viele Jahre lange im Griff hatte und insbesondere die europäischen Südländer überhaupt nicht vom Fleck kamen, zieht es die Konjunktur in der Währungsgemeinschaft nun überraschend stark nach oben. Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat jetzt nämlich meldet, legte das Wachstum in den Euroländern im zweiten Quartal weiter zu und stieg dabei von 0,5 Prozent zwischen Januar und März auf 0,6 Prozent zwischen April und Juni.

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Beflügelt wird die Wirtschaft der 19 Euro-Mitglieder derzeit von der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und der wachsenden Dynamik der Weltwirtschaft. Besonders gut lief es dabei im zweiten Quartal in den Niederlanden mit einem Wachstumsplus von 1,5 Prozent und in Spanien mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,9 Prozent. Sogar Krisenstaat Italien kommt inzwischen aus der Konjunkturdelle und zeigt für den Zeitraum April bis Juni einen Anstieg im BIP um 0,4 Prozent.

Die Konjunktur zieht an, kleine Titel profitieren

Angesichts des aktuellen Schwungs rechnen nun bereits Ökonomen damit, dass das Wachstum in der Eurozone in diesem Jahr über der bisherigen Schätzung von 1,8 Prozent und wahrscheinlich sogar über 2,0 Prozent liegen wird. Die aktuelle Wachstumsstärke zeigt sich auch bei Aktien. So kletterte der EuroStoxx 50 mit den 50 grössten Firmen im Euroraum in den letzten zwei Tagen um rund 100 Punkte oder fast drei Prozent.

Während die meisten Anleger aber immer nur das grosse Börsenbarometer und die Standardwerte im Fokus haben, lohnt sich derzeit ganz besonders auch ein Blick auf Aktien aus der zweiten und dritten Reihe in der Eurozone. «Small Caps aus der Eurozone liefen in letzter Zeit deutlich besser als die grossen Standardwerte», berichtet Ankit Gheedia, Anlagestratege bei BNP Paribas. Tatsächlich schafften die kleinen Titel im Euroraum in diesem Jahr gegenüber den Blue Chips bereits eine Outperformance von mehr als fünf Prozent.

Der Fokus auf Euroland bringt jetzt besonders starkes Wachstum

«Die kleinen und mittleren Titel profitieren besonders von der Erholung der Konjunktur in Europa. Denn diese Firmen erzielen in der Regel den grössten Teil ihrer Umsätze am jeweiligen Heimatmarkt. Die ganz grossen Firmen dagegen sind global aufgestellt und profitieren deshalb nicht so stark vom Aufschwung in der Eurozone», erklärt der Analyst.

Aber nicht nur die verbesserten Konjunkturaussichten im Euroraum sprechen derzeit für eine Outperformance der Small Caps, sondern auch die Währung. «Die grossen Firmen leiden wegen der stärkeren internationalen Verflechtung jenseits des Euroraums mehr unter dem erstarken Euro als kleine Firmen. Diese erzielen grössere Teile ihrer Umsätze in Euro und verbuchen auch weniger oder gar keine Ergebnisbeiträge von Töchtern ausserhalb der Eurozone», sagt der Experte. Das bedeutet: Es gibt auch keine negativen Währungseffekte infolge starkem Euro.

Blue Chips und Gegenwind durch den starken Euro

Dieser Währungsgegenwind könnte dagegen bei den grossen globalisierten Firmen noch längere Zeit anhalten. Die Devisenstrategen bei BNP Paribas beispielsweise erwarten in den nächsten zwei Jahren einen weiteren Anstieg des Euros von derzeit 1,17 auf dann 1,30 zum US-Dollar. Aber auch aus Bewertungssicht besitzen Small Caps noch Luft nach oben. «Trotz der Outperformance der kleinen Titel im Euroraum in diesem Jahr liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis der Small Caps in Relation zur Gewinnbewertung der grossen Firmen immer noch unter ihrem langjährigen Durchschnitt», weiss Analyst Gheedia.

Tatsächlich liegt das auf Sicht von zwölf Monaten erwartete KGV von Small Caps im Verhältnis zum KGV der Blue Chips in der Eurozone derzeit nur bei knapp 1,2. Zwischen 2011 und 2014 lag dieser Quotient dagegen fast durchgehend zwischen 1,3 und 1,4.

Small Caps: immer noch günstig

Das bedeutet: Small Caps sind jetzt bezogen auf das KGV trotz ihrer Outperformance in diesem Jahr immer noch rund zehn bis 20 Prozent günstiger bewertet als im genannten Zeitraum. In 2010 und 2009 lag die Bewertung der Small Caps dagegen sogar um das  1,7fache und das knapp Zweifache über der von Blue Chips im Euroraum. Mit einem Fonds mit Fokus auf Small und Mid Caps der Eurozone (ISIN: LU0256787531) lässt sich das Thema breit gestreut spielen. Seit Jahresbeginn brachte das Produkt der Fondsgesellschaft LO Lombard Odier bereits ein Plus von rund 13 Prozent. Der EuroStoxx 50 Performance Index (ISIN: EU0009658152) lieferte mit knapp acht Prozent dagegen nur etwas mehr als halb so viel Gewinn.

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