Viele professionelle Marktteilnehmer diskutieren derzeit darüber, ob unter den verschiedenen Anlagestilen Value- oder Growth-Aktien zu bevorzugen sind. Jedenfalls flattern uns nun schon seit geraumer Zeit wöchentlich gleich mehrere Research-Berichte von Investmentbanken ins E-Mail-Fach, die diese Thematik behandeln. Befeuert wird diese Debatte auch dadurch, dass speziell in den USA in den vergangenen Jahren Growth-Aktien deutlich besser gelaufen sind als Value-Titel. Historisch gesehen kam es aber regelmässig zu Wachablösungen in der Favoritenrolle dieser beiden Anlagestile. Und genau deshalb rechnen viele Experten damit, dass Value gegenüber Growth schon bald wieder auf die Überholspur wechseln wird.

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Normalerweise sollte nicht zu viel Energie in die Beantwortung dieser Frage gesteckt werden. Denn zwischen Value-Aktien, also Titeln, die mit vergleichsweise günstigen Bewertungskriterien aufwarten können, und Growth-Papieren, also Werten, die sich durch eine überdurchschnittliche Profitabilität und Gewinnerwartung auszeichnen, zu unterscheiden, ist eher eine akademische Aufgabe. Für die Praxis entscheidender ist die Frage, wie gut die Geschäfts- und Ergebnisaussichten mit der Bewertung zusammenpassen. Unter diesem Aspekt können sowohl Value- als auch Growth-Aktien passend für ein Privatanleger-Depot sein.

Das Umfeld spricht für wachstumsstarke Qualitätsaktien

Losgelöst davon gibt es aber durchaus Argumente, die derzeit für ein weiterhin, vor allem für Growth-Aktien, günstiges Umfeld sprechen. Ein Faktor, der vergleichsweise wachstumsstarke Unternehmen begünstigt, ist das relativ wachstumsarme Umfeld, in dem wir uns nach wie vor bewegen. Denn das macht jene Unternehmen, die Wachstum zu bieten haben, zu einem ganz besonders begehrten Anlageziel. Das gilt insbesondere dann, wenn wie aktuell – und es ist häufig der Fall – die Möglichkeiten, Preiserhöhungen durchzusetzen, begrenzt sind.

Ausserdem haben Wachstumstitel in der Vergangenheit sowohl im Endstadium eines Bullenmarktes als auch in Bärenmärkten, die durch ein enttäuschendes Wirtschaftswachstum ausgelöst worden sind, vergleichsweise gut abgeschnitten. Damit haben sich Wachstumswerte unter jenen zwei Szenarien am besten entwickelt, die derzeit mit Blick auf die nächste Zukunft am wahrscheinlichsten sein werden. Auch können sich die Analysten von Credit Suisse HOLT in Europa weiter fallende Eigenkapitalkosten vorstellen. Stimmt ihre These, wäre das noch ein Baustein, der für eine weiterhin gute Wertentwicklung von Growth-Aktien sprechen würde.

Bei Credit Suisse HOLT bringt das die Analysten dazu, sich auf Aktien zu fokussieren, die aus ihrer Sicht Qualität und Wachstum bieten. Zur Beurteilung der Qualität wird dabei auf die Methode von MSCI zurückgegriffen, bei welcher die Eigenkapitalrentabilität der vergangenen zwölf Monate berücksichtigt wird, das Verhältnis von Schulden zum Eigenkapital sowie die Standardabweichung des Gewinnwachstums je Aktie in den vergangenen fünf Jahren. Ergänzt wird dies durch den sogenannten HOLT eCap, womit Unternehmen gemeint sind, die mindestens fünf Jahre in Folge überdurchschnittlich hohe und stabile Cashflows auf das eingesetzte Kapital abgeliefert haben. Das letztgenannte Kriterium erfüllen im gesamten HOLT-Anlageuniversum nur rund 8 Prozent aller Unternehmen.

Geberit, Sonova und Partners Group schaffen die Qualifikation

Unter den Aktien, die insgesamt die aufgezeigten Qualifikationshürden überspringen, sind auch einige Schweizer Aktien. Dabei zählt Geberit AG (ISIN: CH0030170408) zu jenen Werten, die mit hoher operativer Qualität sowie einem bestandenen HOLT-eCAP-Test punkten können. Der Sanitärtechnik-Konzern hat jüngst letztlich passable Zahlen für das Geschäftsjahr 2015 vorgelegt, den Ausblick auf das Jahr 2016 aber vorsichtig formuliert. Das hat den Titel beim Versuch etwas ausgebremst, das am 11. März aufgestellte neue Rekordhoch schnell weiter auszubauen. Doch der langfristige charttechnische Aufwärtstrend ist intakt, und wenn es Geberit gelingt, die für die Vergangenheit bescheinigte hohe operative Qualität zu behaupten, dann sind hier mittel- bis langfristig in einem normalen Marktumfeld weiter steigende Notierungen drin.

Ebenfalls als europäische Wachstumsaktien mit Qualität (unter den «Top 25 Prozent» in der nach operativer Qualität erstellten HOLT-Rangliste) und mit einem Outperformer-Urteil der Credit-Suisse-Analysten versehen, sind Sonova Holding (ISIN: CH0012549785) und Partners Group (ISIN: CH0024608827). Allerdings gestaltet sich bei diesen zwei Gesellschaften die Nachrichtenlage komplett anders. So sorgten zuletzt enttäuschend ausgefallene Geschäftsergebnisse beim Hörgeräte-Hersteller Sonova für fallende Aktienkurse und für einen mittelfristigen charttechnischen Abwärtstrend. Die Credit Suisse setzt hier aber darauf, dass künftig wieder bessere Nachrichten zu einem Abbau des im Branchenvergleich bestehenden Bewertungsabschlages führen werden. Ganz anders präsentiert sich hingegen die Stimmungslage rund um Partners Group. Der Vermögensverwalter für Privatmarkt-Anlagen hat überzeugende Ergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt, und der Vorstand blickt zuversichtlich auf das laufende Jahr. Dem Aktienkurs hat das zu neuen Rekorden verholfen, und im Branchenvergleich ist der Titel mit einem deutlichen Bewertungsaufschlag ausgestattet.

SGS und Schindler werden ebenfalls hervorgehoben

Aus der Schweiz wird ansonsten SGS S.A. (ISIN: CH0002497458) in der Liste der aussichtsreichsten europäischen Qualitäts-Wachstumsaktien geführt. Nachrichtentechnisch ist das Inspektions- und Testunternehmen dabei irgendwo zwischen Sonova und Partners Group anzusiedeln. Denn die Vorjahresergebnisse sind zufriedenstellend ausgefallen, und 2016 kann mit einem moderaten Wachstum gerechnet werden.

In einer separaten Auswahlliste, in der Wachstumsaktien enthalten sind, die gemessen am Verhältnis der Wachstumsaussichten zum jeweiligen Kurs-Gewinn-Verhältnis als vertretbar bewertet eingestuft werden und die ausserdem zusätzlich mit einem Outperformer-Urteil der Credit Suisse versehen sind, hebt das HOLT-Team aus der Schweiz noch Schindler Holding (ISIN: CH0024638212) hervor. Das verdankt der Hersteller von Aufzügen und Fahrtreppen einem bestandenen HOLT-eCAP-Test, einem Wert von unter 2,5 beim Verhältnis von KGV zum erwarteten Wachstum sowie den positiv beurteilten Gewinnaussichten. Den Konsensschätzungen der Analysten zufolge werden Gewinne und Umsätze 2016 und 2017 weiter zulegen. Der Titel ist übrigens auch aus technischer Sicht interessant, denn die Aktie hat jetzt doch mit einem neuen Kursrekord den langfristigen Aufwärtstrend als intakt untermauert.