Negativzinsen sind «in». Nicht nur die Schweizerische Nationalbank greift auf dieses geldpolitische Instrument zurück, sondern auch die Zentralbanken in Dänemark, Schweden, Japan und in der Euro-Zone. Nachdem zuletzt auch US-Notenbankpräsidentin Yellen über die Möglichkeit der Einführung von Negativzinsen nachgedacht hat, zeichnet sich weltweit ein längerfristiger Einsatz dieses Hilfsmittels ab. Vor diesem Hintergrund können sich Anleger auf anhaltend niedrige Renditen bei Festverzinslichen einstellen.

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Dieses Umfeld hinterlässt auch tiefe Spuren im Anlegerverhalten der Investoren. Auf der Suche nach mehr oder weniger ansprechenden Renditen müssen sich Anleger fast notgedrungen verstärkt ausserhalb des Bondsmarkts nach Investments umsehen. Ein Trend, der nach Ansicht von Graham Secker anhalten wird. Der Morgan-Stanley-Analyst rechnet nämlich angesichts der vorherrschenden Negativzinsen und der zuletzt wieder gefallenen Renditen bei vielen Staats-Obligationen mit einer wieder anziehenden Nachfrage der Anleger nach dividendenstarken Aktien.

Niedrigzinsumfeld heizt das Interesse an hoher Dividende weiter an

Zumal für so ein Verhalten auch der rekordhohe Spread spricht, der derzeit zwischen den Dividendenrenditen bei Aktien und den Anleiherenditen zu registrieren ist. Allerdings bewegen sich nach Angaben von Morgan Stanley die absoluten Dividendenrenditen in Europa nur moderat über den langfristigen Durchschnittswerten. Derzeit bewege sich bei 26 Prozent aller europäischen Aktien die Dividendenrendite bei mehr als 4 Prozent, was in etwa lediglich dem historischen Durchschnitt entspreche.

Auf Branchenebene würden dabei die Sektoren Energie, Finanzen, Versorger, Telekom und Materialien am meisten abwerfen. Achte man auf eine attraktive Dividende auf der Basis von Rendite, Ausschüttungsquote und Dividendenwachstum, dann seien die Branchen Finanzdienstleister, Autos, Banken und Transport nach Ansicht der Experten die beste Kombination. Nahrung, Getränke und Tabak sowie Haushaltsprodukte und Versorger würden hingegen am schlechtesten abschneiden.

Anleger sollten bei Dividenden auf Rendite, Wachstum und Sicherheit achten

Morgan Stanley sieht eine Reihe von europäischen Unternehmen mit einer hohen und sicheren Dividendenrendite von über 4 Prozent. Wie wichtig dabei gerade auch die Sicherheit der Dividendenzahlung ist, zeigt sich daran, dass jüngst in Deutschland mit dem Versorger RWE eine traditionell als sicherer Dividendenzahler eingestufte Gesellschaft ihre Ausschüttung zusammengestrichen hat. Aus einem sicheren Witwen- und Waisenpapier wurde so eine Nullnummer.

Die Strategen von Morgan Stanley empfehlen ausserdem, auf das Dividendenwachstum zu achten. Denn die Experten der Investmentbank trauen den Aktien in ihrer High & Secure Dividend Yield-List für den Zeitraum von 2015 bis 2017 ein durchschnittliches Dividendenwachstum von 6,9 Prozent pro Jahr zu. Derzeit enthält diese Auswahlliste 44 Titel, und die durchschnittliche Dividendenrendite dieser Werte liegt bei 4,7 Prozent für 2016 und sogar bei 5,1 Prozent für 2017. Die Vergleichswerte für den MSCI Europe Index werden hingegen nur auf jeweils 3,9 Prozent beziffert.

Dividendenrenditen von bis zu 9,2 Prozent

Auf die höchste Dividendenrendite kommt gemäss den Schätzungen das schwedische Kreditinstitut Swedbank AB (ISIN: SE0000242455).  Bei geschätzten Dividenden von 11,5 Kronen und 12,0 Kronen je Aktie ergeben sich für das laufende und für das kommende Jahr Dividendenrenditen von 6,8 und 7,1 Prozent. Ebenfalls attraktive Dividendenrenditen verspricht SSE Plc. (Scottish and Southern Energy, ISIN: GB0007908733). Das britische Erdgasversorgungs-, Stromversorgungs- und Telekommunikationsunternehmen wird den Schätzungen zufolge Ausschüttungen von 0,93 Pfund und 0,94 Pfund vornehmen. Daraus ergeben sich Dividendenrenditen von 6,8 Prozent und 6,9 Prozent.

Besonders stark in Sachen erwartetes Dividendenwachstum präsentieren sich ABN Amro Group N.V. (ISIN: NL0011540547) und International Consolidated Airlines Group (ISIN: ES0177542018). Dem niederländischen Finanzinstitut wird von 2015 bis 2017 ein durchschnittliches Dividendenwachstum von 38,7 Prozent p.a. zugetraut, und bei der spanisch-britischen Fluggesellschaft werden es mit 36,6 Prozent fast genauso viel sein. Für 2017 beträgt die erwartete Dividendenrendite im ersten Fall 9,2 Prozent, und beim zweiten Dividendenhit sind es immerhin noch 5,4 Prozent.

Morgan-Stanley-Dividendenliste mit drei Schweizer Titeln

In der High & Secure Dividend Yield-List sind auch drei Schweizer Titel enthalten. In die Qualifikation geschafft, haben es LafargeHolcim Ltd. (ISIN: CH0012214059), Swiss Re AG (ISIN: CH0126881561) und Swisscom AG (ISIN: CH0008742519). Der Baustoffkonzern LafargeHolcim plant den letzten Angaben zufolge für 2015 die Ausschüttung einer Dividende von 1.50 Franken (Dividendenrendite 4,2 Prozent). Und auch in Zukunft will das Unternehmen die Dividende progressiv steigern und die Ausschüttungsquote auf über 50 Prozent erhöhen.  

Die Einstufung für den Rückversicherer Swiss Re wurde Ende Januar zwar aufgrund von Ergebnisrisiken von Übergewichten auf Gleichgewichten gesenkt, doch die für das Geschäftsjahr 2015 in Aussicht gestellte Ausschüttung von 4.60 Franken – Dividendenrendite 5,2 Prozent – ist sehr attraktiv. Für das Geschäftsjahr 2016 kalkuliert Morgan Stanley mit 5.50 Franken – Rendite 6,3 Prozent. Lediglich unveränderte Dividenden werden für Swisscom erwartet. Der Telekomkonzern hat jüngst für 2015 wiederum die Zahlung einer Dividende von 22 Franken in Aussicht gestellt und visiert auch für das Geschäftsjahr 2017 eine Zahlung in dieser Höhe an. Daraus ergibt sich eine Dividendenrendite von 4,7 Prozent.