Immer mehr Anleger achten bei der Wahl ihrer Anlageprodukte auf Ökologie und Ethik – sie wollen guten Gewissens investieren. Nachhaltigkeitsfonds verwalteten im vergangenen Jahr in Deutschland, Österreich und in der Schweiz insgesamt rund 64 Milliarden Euro, zeigen Zahlen des Forums Nachhaltige Geldanlage.

Der Trend geht nach oben: Im Jahr 2014 waren es erst 50 Milliarden Euro. Investmentgesellschaften haben das Thema schon vor einigen Jahren entdeckt und reagiert. Sie bringen immer wieder neue Produkte auf den Markt, deren Anlagepolitik besonders nachhaltig, sozial und ethisch korrekt sein soll und die ausschliesslich in Aktien oder Anleihen von Unternehmen investieren, die gewisse ethische, ökologische und soziale Mindeststandards erfüllen.

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Privatanleger entdecken grüne Fonds für sich

Jüngst hat etwa die Schwyzer Kantonalbank angekündigt, eigene Ethikfonds auf den Markt zu bringen. Die Produkte sind ab dem 17. Oktober zur Zeichnung offen, mit Liberierung ab 30. November. Es gibt sie in den Risikoausprägungen «Einkommen» und «Ausgewogen». Als Grundlage für die hauseigenen Ethikfonds dienen der Bank die Nachhaltigkeitsratings von Oekom Research, einer der weltweit führenden Ratingagenturen im nachhaltigen Anlagesegment.

Bislang setzten vor allem institutionelle Investoren auf nachhaltige Anlageprodukte. Doch auch Privatanleger entdecken die grünen Fonds zunehmend für sich. Dass die Produkte Renditekiller sind, hat sich als Ammenmärchen entpuppt. Tatsächlich zeigen nachhaltig investierende Fonds vor allem über einen längeren Zeitraum hinweg oft eine attraktive Wertentwicklung: Der Ökoworld Ökovision Classic etwa, der mit einer 20-jährigen Geschichte zu den Pionieren unter den Nachhaltigkeitsfonds zählt, warf in den vergangenen fünf Jahren eine jährliche Rendite von 13 Prozent ab. Zwar ist nachhaltiges Investieren kein Garant für höhere Renditen, Schweizer Anleger, die ihr Geld sinnvoll und mit gutem Gewissen investieren wollen, können ihrem Portfolio aber durchaus entsprechende Produkte beimischen.

Ethik- und Nachhaltigkeitsfonds im Heimatmarkt

Es gibt etliche Fonds mit Fokus auf den Heimatmarkt: Neben der Schwyzer Kantonalbank haben in den vergangenen Jahren noch weitere eidgenössische Investmentgesellschaften Ethik- und Nachhaltigkeitsfonds auf den Markt gebracht. Der Fondsanbieter Hauck & Aufhäuser etwa vertreibt verschiedene Fonds, die in ethisch und ökologisch korrekte Titel investieren.

Der mehr als 20 Jahre alte Mischfonds Prime Values Income setzt auf solide Anleihen und auf Aktien von Firmen mit nachhaltigem Profil, stabilem Geschäftsmodell und guten Margen. Ein Ethik-Komitee hilft bei der Auswahl von Titeln für das Portfolio. Wertentwicklung über fünf Jahre: Immerhin fast 4 Prozent pro Jahr. Noch besser schnitt im gleichen Zeitraum der Sarasin Sustainable Equity der Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin ab: Im Schnitt erzielten Anleger mit diesem Fonds über fünf Jahre eine jährliche Rendite von 10,63 Prozent.

Best-in-Class-Ansatz

Anbieter von Nachhaltigkeitsfonds ziehen in den meisten Fällen einen Ethik-Ausschuss oder eine Ratingagentur zurate, um ihre Portfolios zu gestalten. So macht es etwa die Schwyzer Kantonalbank bei ihren Ethikfonds: «Oekom Research wählt aus einem globalen Anlageuniversum von 3800 Einzeltiteln 500 Einzeltitel aus, die danach noch einmal quantitativ und qualitativ von der Schwyzer Kantonalbank analysiert werden», erklärt Alex Marbach, Leiter Asset Management bei der Schwyzer Kantonalbank. Die Vorauswahl erfolgt nach dem sogenannten absoluten Best-in-Class-Ansatz, bei dem die nachhaltigsten Unternehmen, je nach den absoluten negativen Auswirkungen der Branche im Umwelt- und Sozialbereich, ausgewählt werden. Valoren aus bestimmten Branchen, die unter die Ausschlusskriterien fallen, kommen gar nicht erst in die Vorauswahl. Dazu gehört etwa die Rüstungsindustrie. Nach dem Auswahlprozess verbleiben 40 bis 70 Titel, die ins Portfolio kommen. Aus der Schweiz sind aktuell beispielsweise Geberit, Sonova und Swisscom vertreten.

Allzu strikte Ausschlusskriterien können für Nachhaltigkeitsfonds allerdings zum Problem werden. Studien deuten zwar darauf hin, dass die Berücksichtigung sogenannter ESG-Kriterien – die Abkürzung steht für «environmental, social, governance» – das Risiko-Rendite-Profil eines Fonds verbessern kann. Jedoch bieten einige nicht nachhaltige Branchen ebenfalls gute Renditechancen. Wer ausschliesslich auf Nachhaltigkeit setzt und sein Anlageuniversum zu stark einschränkt, kann also doch schlechter dastehen. Wie weit das grüne Engagement gehen soll, muss jeder Anleger dann selbst entscheiden.