Goldanleger sind Kummer gewohnt. Nachdem der Wert des Edelmetalls sich zwischen den Jahren 2001 und 2010 versiebenfacht hatte, folgte der grosse Absturz. In den vergangenen fünf Jahren sank der Goldpreis um 21 Prozent. Der rasante Absturz am vergangenen Montag kam dann aber doch überraschend: Innerhalb weniger Minuten sackte der Preis für eine Feinunze Gold um rund 14 US-Dollar – also 1,5 Prozent – auf 1.241 US-Dollar ab. An der Börse herrschte grosse Aufregung, im Sog des fallenden Goldpreises verloren auch andere Edelmetalle wie Silber und Platin.

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Der «Flash Crash» hatte wohl mit einem schlichten Fehler zu tun. Händler vermuteten einen sogenannten Fat-Finger-Handel, also einen Handel mit dickem Finger: Damit ist eine fehlerhafte Verkaufsorder aufgrund eines Tippfehlers gemeint. Es deute vieles darauf hin, dass ein Händler eine Order falsch ausgeführt habe, sagte Daniel Briesemann, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Infolgedessen kam innerhalb einer Minute Gold im Wert von fast zwei Milliarden Euro auf den Markt. Der Goldpreis schmierte ab.

Starke Kursschwankungen sind nicht vorgesehen

Also viel Lärm um nichts? Nicht ganz. Von dem kurzzeitigen Desaster zu Wochenbeginn hat der Goldpreis sich bislang nicht komplett erholt. Aktuell steht er bei 1.249 US-Dollar je Feinunze und damit niedriger als vor dem «Flash Crash». Anleger beobachteten die Entwicklungen der Woche mit Sorge. Wer sich für ein Goldinvestment entscheidet, will schliesslich Ruhe ins Depot bringen. Das Edelmetall gilt als sicherer Hafen und krisenfeste Anlageklasse. Starke Kursschwankungen sind nicht vorgesehen.

Der kurzfristige Einbruch dürfte die langfristige Entwicklung des Edelmetalls nicht allzu stark belasten, erwarten Marktbeobachter. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte Anfang Juni Ökonomen nach ihrer Einschätzung zur Goldpreisentwicklung befragt – die sich durchweg optimistisch gaben: Nikos Kavalis von der Beratungsfirma Metals Focus etwa erwartet im Jahresverlauf einen Anstieg auf ein neues Vierjahreshoch von 1400 US-Dollar je Feinunze.

Aktuell deutliche Aufwärtstendenzen

In der Tat scheint es, als befände der Goldpreis sich insgesamt eher im Aufwind als in einem Abwärtstrend. Marktbeobachter erkennen Anzeichen für einen Ausbruch nach oben. Sowohl Gold in reiner Form als auch Goldminenaktien könnten davon profitieren. Seit Anfang des Jahres 2016 entwickelt sich der Goldpreis mehr oder weniger stabil, zeigt aktuell aber deutliche Aufwärtstendenzen.

Verschiedene Faktoren deuten darauf hin, dass es im weiteren Jahresverlauf Zugewinne geben könnte: So sinkt derzeit das weltweite Angebot an Gold, während die Nachfrage steigt. Vor allem Inder kaufen zunehmend Gold, besonders gern in Form von Schmuck. Die Zollverwaltung der Schweiz hat jüngst mitgeteilt, dass im Mai 67,8 Tonnen des Edelmetalls allein aus der Schweiz nach Indien exportiert wurden – und somit 271 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Indiens Goldimporte steigen

Auch Indiens Importzahlen für das Edelmetall sind stark gestiegen, von 37 Tonnen im Mai 2016 auf nun 115 Tonnen. Das ist ein Plus von 211 Prozent. Grund für das rege Interesse sind offenbar die Pläne der indischen Regierung, ab 1. Juli eine Mehrwertsteuer auf Gold einzuführen. Wer kann, deckt sich vorher noch ein.

Zudem gibt es immer wieder neue politische Unsicherheiten. Nach jahrelanger Hausse fürchten zudem immer mehr Anleger ein baldiges Ende der Rally am Aktienmarkt. Auch das steigert das Interesse am vermeintlich krisensicheren gelben Edelmetall. Wer keine Goldmünzen oder -barren kaufen will, kann alternativ auf Goldminenaktien setzen: Diese sind zwar schwankungsanfällig, weil sie stark mit dem Goldpreis korrelieren. Wenn  die Nachfrage steigt, profitieren aber auch sie.

Alternative Silber

Wer günstig in ein Edelmetall investieren möchte, kann es alternativ auch mit Silber versuchen: «Auch das sogenannte Gold des kleinen Mannes ist derzeit interessant», sagt Alexander Posthoff, Portfoliomanagers des Fondsanbieters Bantleon. Sowohl die Nachfrage von Industrieunternehmen als auch das Aufholpotential gegenüber dem Goldpreis sprächen derzeit für ein Investment in Silber.

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