Wie gewohnt schlagzeilenträchtig und schwankungsfreudig zeigen sich momentan mal wieder die Biotech-Aktien. Als Taktgeber fungiert dabei wie in diesem Bereich üblich die USA, schliesslich sitzen dort die branchenweiten Marktführer. Der Anstoss für die zuletzt am meisten beachtete Meldung zur Biotechbranche ergänzt um den Pharmasektor kam dabei über Hillary Clinton aber von aussen. Die US-Präsidentschaftskandidatin hatte Kritik geübt an den vom US-Unternehmen Mylan binnen weniger Jahre vorgenommenen Preiserhöhungen von mehr als 400 Prozent für das Mittel EpiPen zur Behandlung allergischer Schocks. Den Anlegern stiess diese Bemerkung sauer auf, weil sie das an ähnliche Aussagen Clintons vom September 2015 erinnerte und daran, dass mit ihr als Präsidentin stärkere staatliche Eingriffe drohen könnten.

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Eines ihrer Wahlkampfziele lautet jedenfalls, die Medikamentenpreise zu senken. Ein Ansinnen, das den Branchenvertretern nicht gefallen kann. Die Aktienkurse gaben daraufhin nach und inzwischen ist dadurch die Nachhaltigkeit der zuletzt verbuchten Zuwächse wieder etwas in Frage gestellt. Zuvor war es dem Nasdaq Biotechnology Index von Ende Juni bis Anfang August binnen weniger Wochen gelungen, um fast 24 Prozent zuzulegen. Eine stärkere Aufwärtsbewegung war aber auch bitter nötig, schliesslich hatte der Index zuvor von Juli 2015 bis Juni 2016 fast um 40 Prozent nachgegeben. Um diese Einbussen richtig einordnen zu können, muss allerdings auch an die vorangegangenen hohen Kursgewinne erinnert werden. Diese hatten dem Nasdaq Biotechnology Index im laufenden Bullenmarkt seit März 2009 in der Spitze ein Plus von 585 Prozent beschert.

Pharma- und  Biotech-Schreck Clinton

Für welche weitere Richtung sich die Branche als Ganzes als nächstes entscheiden wird, erscheint offen, Speziell im Falle einer Wahl Clintons könnte die Angst vor staatlich regulierten Preisen das Interesse der Anleger dämpfen. Allerdings ist ihre Haltung inzwischen hinlänglich bekannt und weil ein Teil der seit dem Herbst des Vorjahres erlittenen Kursverluste auch auf einen «Clinton-Effekt» zurückzuführen gewesen sein dürften, sollte einiges Negatives davon bereits in den Notierungen stecken.

Mitte August machte jedenfalls Morgan Stanley selbst noch nach der erwähnten Kurs-Zwischenrally auf ein aus Sicht der dortigen Analysten nicht nachvollziehbares Phänomen aufmerksam. Sie meinten damit Bewertungen, die in Schnitt für Biotech-Aktien niedriger seien als für Vertreter aus dem Pharma-Bereich. Eine Anomalie, die nur schwer zu begründen sei, schliesslich passe das nicht zu der in der Biotech-Branche grösseren Umsatzdynamik sowie den höheren und steigenden Gewinnmargen. Konkret veranschlagt Morgan Stanley das erwartete Umsatzwachstum für Biotech in den beiden kommenden Jahren auf neun Prozent p.a. und auf vier Prozent für Pharma. Bei den Nettomargen ist für Biotech von 30 Prozent die Rede und für Pharma von rund 13 Prozent.

Potenzielle Übernahme im Wert von 14 Milliarden Dollar

Als Kursstütze für den Biotech-Sektor bringt Morgan Stanley ausserdem auch noch potenzielle Aktivitäten im Bereich Mergers & Akquisitions ins Spiel. Wie berechtigt das ist, unterstreicht die jüngst vom US-Pharmakonzern Pfizer gemachte Ankündigung, den Onkologie-Spezialisten Medivation zu übernehmen. «M&A-Aktivität im Biotech-Sektor erwacht mit Übernahme von Medivation durch Pfizer wieder zum Leben«, hiess es zu diesem 14 Milliarden Dollar schweren Deal von Seiten der Analysten der Credit Suisse.

Sinn macht diese Aussage auch deshalb, weil an Medivation auch andere Unternehmen interessiert waren und diese, nachdem sie leer ausgegangen sind, sich jetzt vermutlich anderweitig unter den übrigen Biotechunternehmen umsehen werden. In dieser Gruppe siedeln die Analysten von Jefferies unter anderem Gilead Sciences, AstraZeneca und Celgene ein, andere Quellen nennen auch Merck & Co. Die eben erwähnte US-Investmentbank weist ausserdem auch noch auf die Bereitschaft der potenziellen Bieter hin, bei ihren Offerten tief in die Tasche zu greifen, Das Gebot von Pfizer für Medivation habe jedenfalls um 21 Prozent über dem Kurs vor der Bekanntgabe des Angebots gelegen und zuvor sei der Medivation-Preis bereits durch eine Kaufofferte von Sanofi angekurbelt worden.

Fünf Namen sind immer wieder zu hören

Der Aktienkurs von Medivation hat sich auch bedingt durch die Bieterschlacht seit Februar fast verdreifacht und natürlich wecken solche Gewinne bei vielen Börsianern die Gier auf mehr. Auf der Suche nach dem schnellen Dollar wird der Biotech-Kurszettel nach weiteren potenziellen Übernahmekandidaten durchforstet. Jefferies bleibt bei dieser Suche bei Vertex Pharmaceuticals Inc. (ISIN: US92532F1003) und Incyte Corp. (ISIN: US45337C1027) hängen. Zur Begründung verweisen sie darauf, dass diese beiden Unternehmen über eine attraktive Kombination aus einem bereits mit zugelassenen Produkten gespickten Portfolio plus einer attraktiven Pipeline verfügten.

Auch das Bio-Pharma-Unternehmen Alder BioPharmaceuticals Inc. (ISIN: US0143391052), bei dem übrigens auch die Schweizer Beteiligungsgesellschaft BB Biotech mitmischt, komme als Kandidat in Frage. Dafür sprächen aussichtsreiche Forschungen an einem Mittel zur Migräneprävention. Ein Zusammenschluss mit einem grossen Unternehmen mache aber auch für Alder selbst Sinn, weil der Partner mit bereits bestehenden Strukturen beim künftigen Vertrieb helfen könnte.

Spezialist für seltene Krankheiten

Früher schon und auch jetzt wieder, zählt der Spezialist für seltene Krankheiten, Biomarin Pharmaceutical Inc. (ISIN: US09061G1013), zu jenen Biotech-Gesellschaften, die als potenzieller Übernahmekandidat genannt werden. So rechnet auch die Credit Suisse mit neuerlichem Interesse an dieser Gesellschaft, deren Aktie Bestandteil der hauseigenen Liste der am meisten bevorzugten Gesundheitstitel ist. Einige Marktteilnehmer sagen hier Sanofi ein mögliches Interesse nach.

Die Spekulationen machen ansonsten übrigens selbst vor einer Grösse wie Biogen Inc. (ISIN: US09062X1037) nicht halt. Verschiedene Seiten brachten jüngst die Option ins Spiel, Merck & Co. oder Allergan könnten hier über einen Einstieg nachdenken. Wie die daraufhin verbuchten deutlichen Kursgewinne signalisieren, messen Branchenexperten diesen Gerüchten durchaus eine gewisse Eintrittswahrscheinlichkeit bei. Allerdings wäre Biogen bei einer Marktkapitalisierung von derzeit 70 Milliarden Dollar ein etwas schwerer zu schluckender Brocken. Sollte es aber tatsächlich zu einer Offerte kommen, hat J.P. Morgan-Analyst Cory Kasimov mit rund 400 Dollar je Aktie bereits eine Hutnummer ins Spiel gebracht. Zum Vergleich: Aktuell handelt der Wert bei 308 Dollar.

Medical BioHealth-Trends hatte den richtigen Riecher

Was letztlich passieren wird, bleibt zwar abzuwarten. Aber alleine schon die Existenz von allen diesen Spekulationen deutet auf ein möglicherweise bald stärker Fahrt aufnehmendes Übernahmekarussell im Biotech-Sektor hin. Breiter gefächert als mit einem Investment in eine Einzelaktie lässt sich dieses Thema mit einem Fonds spielen. Eine Option dafür stellt der auch für die Schweiz zum Vertrieb zugelassene Fonds FCP OP Medical BioHealth-Trends (Valor: CH1148391) dar.

Für Fondsmanager Harald Schwarz dürfte die Transaktion zwischen Pfizer und Medivation der Startschuss für weitere Übernahmen gewesen sein. Die in Bieterverfahren unterlegenen Unternehmen werden nach seiner Ansicht ihre prall gefüllten Kassen in Höhe von derzeit rund 150 Milliarden Dollar anderweitig zum Einsatz bringen wollen. Wie bei Medivation dürften dabei Unternehmen mit  innovativen Produkten in Entwicklungs- oder frühen Markteinführungsphasen das bevorzugte Ziel sein. «Gerade in diesem Segment befindet sich der Schwerpunkt der Investments des Medical BioHealth-Trends. Unser Ziel ist es, künftige Innovationsführer frühzeitig zu entdecken und in ihrer stärksten Wachstumsphase zu begleiten», erläutert Schwarz.

Im Falle von Medivation hat sich dieses Vorgehen übrigens bezahlt gemacht. Wurde in diesem Wert doch bereits ab dem 19. Oktober 2011 zu einem damaligen Kurs von 16,87 Dollar investiert und diese Position dann mit zuletzt 6,23 Prozent auf die grösste Gewichtung im Fonds ausgebaut. Fondsinvestoren hätten sicherlich nichts dagegen einzuwenden, wenn das bei der nächsten grossen Übernahme in dem Sektor ähnlich glatt über die Bühne gehen würde.