Die Euro-Schwäche hat die Spekulationen über einen Eingriff der Schweizerischen Nationalbank jüngst wieder angeheizt. «Ein Fall unter die Grenze von 1.40 Fr. könnte eine Intervention der SNB auslösen», schrieben etwa die Analysten der Société Générale - prompt griff die Zentralbank kurz darauf ein und konnte so den Franken gegenüber dem Euro von 1.40 auf 1.445 Fr. verbilligen. Seit Jahresanfang bedeutet dies noch immer einen Rückgang um 3%. Bis Mitte Dezember 2009 lagen die Euro-Notierungen sogar stabil bei 1.51 Fr. «Diese Abwärtsspirale ist sowohl eine Gefahr für die Schweizer Wirtschaft als auch für den Inflationsausblick», kommentieren die Analysten.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Denn mit der Verbilligung des Euro werden Fertig- und Halb-fertigprodukte aus dem Euro-Raum günstiger und dadurch auch konkurrenzfähiger, während sich die in der Schweiz hergestellten Dienstleistungen oder Güter wie Uhren, chemische Produkte oder Investitionsgüter im Ausland verteuern.

Nicht alle Exporteure leiden

So weit die Theorie. In der Praxis zeigt sich laut einer Studie der Credit Suisse, dass viele Exporteure kaum unter der Franken-Stärke leiden, weil sie hoch spezialisierte und schwer ersetzbare Produkte wie Medikamente, Luxusuhren oder Medizinaltechnik exportieren. Auf diese preisunelastischen Produkte entfallen 60% der Exporte.

Die Euro-Schwäche ist auch immer eine Franken-Stärke. So haben Anleger aus dem Euro-Raum, die beispielsweise schweizerische Aktien oder Obligationen halten, neben den Kursgewinnen aufgrund des Aufschwungs und der rekordtiefen Zinsen auch hübsche Währungsgewinne gemacht. Von einer ähnlichen Konstellation in den 60er- und 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts profitierten vor allem Privatbanken, wenn die Franken-Guthaben an Wert zugelegt hatten. Die Sache ging für die ausländischen Anleger nur dann nicht auf, wenn ihre weiteren, in Franc, Lira oder Pfund denominierten Portfoliobestandteile so gross waren, dass sich die Vorteile der Franken-Aufwertung ins Negative kehrten.

Euro-Franken-Put gewinnt

Einige Anlegerpublikationen in Deutschland bezeichneten den Franken schon als «neue Fluchtwährung». Für Derivateanleger ist die Sache einfach: Was ein Euro-Franken-Call verliert, wenn der Euro fällt, gewinnt theoretisch ein Euro-Franken-Put. In der Praxis funktioniert das zwar nicht 100-prozentig symmetrisch, weil sich auch Calls und Puts mit den gleichen Ausübungspreisen und Laufzeiten hinsichtlich weiterer Faktoren wie der impliziten Volatilität unterscheiden.

In den letzten Tagen betrug das Verhältnis der Handelsvolumen der Call- zu Put-Hebelprodukten sechs zu vier - es gibt demnach trotz der Aufwertung seit Donnerstag noch etliche Anleger, die weiterhin auf eine Franken-Stärke setzen. Die meistgehandelten Scheine waren die Put-Warrants CHFKA, CHFUY und CHFUZ. Auch Mini-Futures in der «Short»-Variante wie EURWX fanden reges Interesse. Ruhig blieb es hingegen bei den Kapitalschutzprodukten.

Etwas anspruchsvoller ist die Auswahl von Firmen, welche von der Franken-Stärke (mit)profitie-ren. Privatbanken wie Julius Bär, Sarasin oder Vontobel zählen dazu. Die Credit Suisse beispielsweise empfiehlt zusätzlich Adecco und Geberit. Calls auf solche Aktien bringen zwar ein grösseres Gewinnpotenzial, sie erhöhen jedoch auch deutlich das Verlustrisiko. Defensivere Anleger halten sich an die Branchen-Aktienbaskets auf solche Aktien. Wer ganz vorsichtig ist, kauft nur Produkte mit teilweisem oder vollständigem Kapitalschutz.