Wie hat sich die Sicht auf «Private Debt»-Anlagen in den vergangenen Jahren verändert?

Private Debt und vor allem auch Direct Lending ist eine neuere Anlageklasse. In Europa gibt es solche Anlagen eigentlich erst seit der Finanzkrise. Damals wurde häufig diskutiert, ob es sich dabei um ein zyklisches Phänomen handelt oder effektiv um eine neue Anlageklasse. Inzwischen wissen wir, dass letzteres zutrifft.

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Hatte das auch damit zu tun, dass Banken sich aus der KMU-Kreditfinanzierung zurückzogen?

Bei langfristigen Finanzierungen bestimmt. Das heisst aber in keiner Weise, dass Banken in diesem Bereich keine Rolle mehr spielen. Sie definieren ihre Rolle nun einfach anders.

 

Was sind die Hauptunterschiede zwischen Bankenfinanzierungen und den Lösungen von alternativen Anbietern?

Alternative Anbieter arbeiten meist mit mehr Leverage, die Finanzierungen sind in der Regel endfällig und nicht amortisierend und die Flexibilität bezüglich Übernahmen ist grösser. Ein Kreditnehmer muss dann von Fall zu Fall entscheiden, welche Lösung mehr Sinn ergibt.

 

Haben Sie als alternativer Anbieter mit Vorurteilen zu kämpfen?

Es ist leider immer noch so, dass uns einige mit «Heuschrecken» verwechseln. Und teils haben auch Familienunternehmen Berührungsängste und sprechen lieber mit der Hausbank. Doch die Wahrnehmung ändert sich, es ist aber eine langsame Reise. Wir sind besonders den M&A-Beratern zu Dank verpflichtet. Denn so erfahren viele potentielle Kunden überhaupt von unseren Diensten.

 

Mittlerweile gibt es auch digitale Plattformen für die KMU-Kreditfinanzierung. Wie nehmen Sie die neue Konkurrenz wahr?

Typischerweise decken diese Plattformen andere Segmente ab als wir.

 

Wie etwa?

Solche Plattformen bündeln meist relative viele – rund 100 –, kleine Kredite. Wir hingegen stellen vielleicht 20 Kredite zusammen, doch in jedem dieser Kredite steckt viel Arbeit und die Unternehmen sind bereits grösser. Oft erwirtschaften diesen einen EBITDA von 5 bis 20 Millionen Euro pro Jahr. So gesehen gibt keine Überschneidung.

 

Wer kauft Ihren Fonds?

Europäische und Schweizer Pensionskassen und Versicherungen. Meist suchen diese für ihre bestehenden Kreditportfolios eine kleine Beimischung, die eine höhere Rendite ermöglicht.

 

Zum Preis von Illiquidität.

Das wird allgemein akzeptiert und dafür erhalten die Kreditgeber auch eine Prämie.

 

Wie hoch ist diese?

Mindestens 150 Basispunkte.

 

Kam es zuletzt zu Kreditausfällen bei Ihnen?

Wir kommen aus einem konjunkturell relativ starken Umfeld. Es kam nur vereinzelt zu Ausfällen. Kommt ein Unternehmen in eine Spezialsituation, versuchen wir nicht den Kredit möglichst rasch zu verkaufen, sondern wollen die Firma unterstützen, damit sie weiterkommt. Wir können so den Schutz des Kapitals der Investoren besser gewährleisten.

 

Wie weit kann das gehen?

Im Einzelfall wären wir auch in der Lage ein Unternehmen zu übernehmen und selbst zu führen. Das ist allerdings nie unsere Absicht.

 

Woher kommt diese Kompetenz?

Wir sind ein relativ grosses Team von mehr als 20 Mitarbeitern, die oft Erfahrungen in Private Equity mitbringen.

 

Bezüglich Renditeerwartungen, was dürfen Anleger erwarten?

Bei Private Equity betragen die Renditen rund 20 bis 30 Prozent. Bei Private Debt können sich Investoren aussuchen, in welche Risikoklasse sie anlegen möchten. Bei erstrangigen Krediten beginnt die Rendite bei rund 6 Prozent. Bei zweitrangigen Krediten kann der Wert viel höher liegen. Das Risiko ist entsprechend auch grösser. Pensionskassen streben meist eine Rendite zwischen 6 bis 10 Prozent an, Family Offices eher Renditen wie bei Private Equity.

 

Die Anlageperiode beträgt bei unserem Fonds rund 3 Jahre, die Ernteperiode 5 Jahre. Die offizielle Anlagedauer beträgt 8 Jahre, die zugrundeliegenden Kredite laufen 6 bis 8 Jahre, werden aber typischerweise nach 4 bis 5 Jahren zurückbezahlt.

 

Wie wichtig ist eigentlich die Präsenz vor Ort für Ihr Geschäft?

Für einen Anbieter unserer Grösse sehr wichtig. Unsere Kunden suchen im lokalen Netzwerk nach Finanzierungslösungen und nicht etwa in London. Daher zahlt es sich für uns aus in vielen Ländern Europas Niederlassungen zu führen. Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten ist unabdingbar zum Aufbau langfristiger Geschäftsbeziehungen. Das beginnt bereits bei der Sprache und den juristischen Besonderheiten jedes einzelnen Landes.

 

Wie oft lehnen Sie eigentlich Kreditnehmer ab?

Von 100 Transaktionen, die wir prüfen dürfen, nehmen wir 3 Anfragen an.