Kurt Leimer, Partner bei der von Ex-Clariden-Leu-Kadern gegründeten Vermögensverwaltungs-Boutique Metropol Partners in Zürich, macht sich bezüglich der Schuldenkrise in Europa keine Illusionen. Die Aussichten seien ernüchternd, findet Leimer.

Die Zinssenkung der Europäischen Notenbank bewegte die Märkte nur wenig. Sehen die Investoren die expansive Politik der Notenbanken als gegeben an?

Kurt Leimer:
Wegen der schwachen Kreditnachfrage wird das in Umlauf gebrachte Geld nicht nachgefragt. Gleichzeitig müssen die Banken ihre Bilanzen verkürzen. Aufgrund dieser Faktoren ist ein Ende der expansiven Geldpolitik nicht in Sicht.

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Gleichzeitig wenden sich Euro-Mitglieder wie Italien oder Frankreich vom Sparkurs ab. Wo führt das hin?
Leider wurde weder in Italien noch in Frankreich ein echter Sparkurs verfolgt. Sparen würde ja bedeuten, die Staatsausgaben zu reduzieren. Bis jetzt wurde jedoch vor allem auf wachstumshemmende Steuererhöhungen gesetzt. Die Aussichten auf eine Konsolidierung der Staatshaushalte in der Euro-Zone bleiben ernüchternd.

Dann ist eine nächste Krise wie in Zypern programmiert?
Ohne sarkastisch zu sein, muss man eingestehen, dass Zypern die Regulierung des Europäischen Bankensektors vorangetrieben hat. Zypern ist nun das Modell für die zukünftige Abwicklung überschuldeter Banken überall in Europa. Anleger werden sich in Zukunft überlegen müssen, ob sie ihr Geld bei einer soliden Bank platziert haben.

Lieber beklatschen die Investoren die Geldschwemme in Japan. Nirgendwo kletterten die Kurse dieses Jahr so hoch wie an der Tokioter Börse. Zu Recht?
Japan verfolgt wohl die aggressivste Geldpolitik aller Notenbanken. Der Yen verlor gegenüber dem Dollar in kurzer Zeit über 20 Prozent an Wert. Besonders für exportorientierte Firmen ist dies ein Segen. Gleichzeitig sind in Japan aber auch die Importpreise drastisch angestiegen, was sich negativ auf den Konsum und die Binnenwirtschaft auswirkt. Trotzdem bleiben japanische Aktien mittelfristig aussichtsreich, sofern man sich auf Exportwerte konzentriert und das Yen-Kurs-Risiko absichert.

Generell sehen Aktien attraktiv aus, weil kaum jemand noch mit Inflation rechnet. Ist die Teuerung kein Problem mehr?
Die meisten Ökonomen akzeptieren, dass es sich bei der Inflation nicht um ein rein monetäres Phänomen handelt. Erst bei grösserer Investitionstätigkeit und damit stärkerer Kreditnachfrage entstehen Inflationsrisiken. Dies ist momentan jedoch nicht gegeben, weshalb die Inflationsraten tendenziell tief bleiben dürften. Die Wertentwicklung von Aktien mit stabiler Ertragslage und attraktiven Dividendenrenditen wird wohl von diesem Umfeld begünstigt.

Dagegen ist der Goldpreis unter Druck geraten. Haben Sie den Goldanteil inKundenportefeuilles ebenfalls reduziert?
Der Kursrückgang beim Gold überraschte uns nicht. Der Goldpreis ist aufgrund fallender Realzinsen gestiegen. Die Diskussion über eine Normalisierung der Geldpolitik in den USA führte nun zu einem starken Anstieg der Volatilität beim Gold. Das veranlasste uns zu einer substanziellen Reduktion der Gewichtung.

Gold hat von seinem Nimbus als sicherer Hafen eingebüsst. Wo finden Anleger denn noch Sicherheit?
Weder Gold noch vermeintlich sichere Staatsanleihen mit negativer Realverzinsung sind sichere Häfen. Die meisten Anleger wären daher gut beraten, sich von einem statischen Anlageverhalten zu verabschieden.

Und wo erkennen Sie Chancen für Mutige?
Mut ist nicht wirklich eine gute Voraussetzung für das Erreichen überdurchschnittlicher Anlageresultate. Spass beiseite: Obwohl die Volatilität der Aktienmärkte zunehmen dürfte, sind selektive Aktienanlagen nach wie vor aussichtsreich. Weiter halten wir asiatische Währungen für stark unterbewertet. Im Gegensatz dazu sind Festverzinsliche unattraktiv, da weder Laufzeiten- noch Kreditrisiken eine attraktive Risikoprämie aufweisen.