Die zunehmende Urbanisierung und das gigantische Bevölkerungswachstum halten in den Schwellenländern die Nachfrage nach Infrastrukturmassnahmen hoch. Anders als in Europa und den USA sind die Haushaltskassen in Ländern wie China zudem recht gut gefüllt, weshalb den Investitionen wenig Gegenwind droht.

Politisch sind Megaprojekte wie die Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke oder die Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zwischen Schanghai und Kunming den Staatslenkern mehr als willkommen. Schliesslich stehen die aufstrebenden Regionen im ständigen Wettbewerb miteinander, wenn es etwa um die Vergabe von Grossveranstaltungen und internationales Ansehen geht oder einfach um den Erhalt der Produktivität ihrer exportierenden Unternehmen. Von diesem Zusammenspiel können auch Anleger profitieren.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Indonesien und Philippinen verbessern sich

Denn trotz aller laufenden und abgeschlossenen Grossprojekte haben Schwellenländer hinsichtlich ihrer Infrastuktur gegenüber den Industriestaaten immer noch vieles aufzuholen, wie eine Untersuchung des Weltwirtschaftsforums zeigen konnte. Wachstumschancen gibt es daher fast überall. Zuletzt konnten sich sogar Länder wie Indonesien und die Philippinen im Infrastruktur-Ranking des Weltwirtschaftsforums deutlich verbessern.

Gemäss einer Schätzung von Analysten der UBS dürften die Infrastrukturausgaben der Schwellenländer bis 2025 auf 5500 Milliarden Dollar steigen. Ihr Anteil an den weltweiten Gesamtausgaben für diesen Sektor würde damit von heute 50 Prozent auf gut zwei Drittel steigen. Daraus ergibt sich sogar eine jährliche Wachstumsrate von 6,3 Prozent.

Grosse Belastungen für die Städte

Der wohl wichtigste Treiber für dieses Wachstum ist die zunehmende Urbanisierung (siehe Tabelle oben rechts). Gemäss einer Berechnung der Vereinten Nationen werden bis 2030 mehr als 73 Prozent der Schwellenländerbevölkerung in Städten leben. Diese Verlagerung belastet die öffentlichen Nahverkehrssysteme, den Flugverkehr, die Wasserversorgung, die sanitären Einrichtungen und lässt den Bedarf an Wohnungen und Versorgerdienstleistungen dramatisch steigen.

Dies nicht nur in asiatischen Ländern, sondern auch in Mittel- und Südamerika, wo viele Städte immer noch zu wenig Wohnraum und schlechte Verkehrsanbindungen bieten. Die Folge sind wachsende Slums, unbefahrbare Strassen und eine frustrierte Stadtbevölkerung, wie ein Analyseteam der Beratungsagentur McKinsey warnt. Zwar wird in Lateinamerika viel in die Infrastruktur investiert. Doch viele Projekte seien nicht klug und kaum den Anforderungen entsprechend durchdacht, so die Kritik der McKinsey-Berater.

Zudem zeigt sich schon jetzt, dass mit der Urbanisierung die Einkommen steigen und damit die Nachfrage nach modernen Verkehrsmitteln zunimmt (siehe Tabelle oben rechts). Vor allem Autos sind in den neuen Mega-Städten ein Statussymbol, was die Umwelt belastet. Ebenso steigt der Bedarf an Flugreisen und damit der Ausbau der Luftverkehrsinfrastruktur. Einen Kollaps zu verhindern und das Ganze auch noch nachhaltig und umweltverträglich zu entwickeln, ist nicht ganz einfach. Doch angesichts der nackten Zahlen überrascht es nicht, dass Infrastruktur-Themen unter Investoren, die langfristig Geld anlegen wollen, immer beliebter werden.

Einstieg nicht einfach

Auf der Anbieterseite gibt es bereits zahlreiche Fixed-Income-Fonds und ETF, die das Thema integrieren. Auch im Bereich nachhaltige Anlagen (Impact Investing) ist immer öfter von Infrastrukturaktien die Rede. Die Analysten der UBS beispielsweise argumentieren, dass eine gut ausgebaute Infrastruktur in den Entwicklungs- und Schwellenländern dazu beiträgt, die Armut zu bekämpfen, die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, was sicherlich berechtigte Argumente sind.

Doch trotz aller Euphorie sind direkte Investitionen in Infrastrukturaktien eher schwierig umsetzen. Anleger müssen die allgemeine Konjunkturentwicklung sowie Öl- und Erzpreise im Blick haben, die bei den Energie- und Förderunternehmen eine Rolle spielen und sich so bei den Infrastrukturprojekten unvorhergesehen niederschlagen können. Ganz wichtig ist es daher, innerhalb des Sektors verschiedene Segmente zu unterscheiden. Dies gerade jetzt, wo das Gewinnwachstum vieler Unternehmen für Überraschungen sorgen kann und Investoren dabei sind, sich eher defensiv auszurichten und nach Qualität und Substanz suchen.

Basisinfrastruktur weniger zyklisch

Susanne Linhardt, Portfoliomanagerin und Expertin für nachhaltiges Investieren beim Assetmanager Bantleon, empfiehlt aus diesen Gründen den Bereich Basisinfrastruktur. Dazu gehören etwa Strom-, Gas- und Wasserversorger und Unternehmen, die in der Telekommunikation unterwegs sind, wie etwa Satelliten- und Funkmastenbetreiber.

«Die Unternehmen zeichnen sich durch ihr monopolistisches Geschäftsmodell, ihre hohen Markteintrittsbarrieren sowie eine relativ stetige Nachfrage aus, was zu berechenbaren Zahlungen und somit in Krisenzeiten zu niedrigeren Kursschwankungen gegenüber dem breiten Aktienmarkt führen sollte», argumentiert sie. Im schwierigen Börsenmonat Oktober habe sich gerade erst sehr schön gezeigt, dass Aktien aus diesem Segment deutlich stabiler waren als der Gesamtmarkt.

Hände weg von Minenbetreiber

Von Unternehmen aus den Bereichen Minenbetreiber oder dem Bauwesen rät Linhardt dagegen eher ab. «Die sind zu zyklisch», so ihr Urteil. Auch rät sie Anlegern, bei der Aktienauswahl darauf zu achten, dass die entsprechenden Unternehmen in Europa kotiert sind und trotzdem vom Wachstum in den Schwellenländern profitieren. Das biete weniger Wechselkursrisiken. Im neu aufgelegten flexiblen Strategiefonds von Bantleon finden sich somit Titel wie der Flughafenbetreiber AENA, der nicht nur von den Spanien betriebenen Flughäfen profitiert, sondern von den Investitionen in lateinamerikanische Flughäfen. Oder der Energieproduzent EDPR aus Portugal, der die Mehrheit seiner Kapazitäten für Wind- und Solarenergie ausserhalb Europas in Brasilien ausgebaut hat.

Für risikofähige Anleger, die für 2019 auf ein Revival der Schwellenländeraktien setzen und dort nach Investments suchen, empfiehlt sich ein Blick auf die Titelauswahl des MSCI EM Transportation Infrastructure Index. Hier finden sich spannende Aktien wie Airports of Thailand, Bangkok Expressway and Metro, Taiwan Highspeed Rail und der Hafenbetreiber DP World aus Dubai.