Beim Schmuck- und Luxusuhrenhersteller Richemont wird Jérôme Lambert neu die Leitung der Gruppe übernehmen. Nach dem Abgang von Richard Lepeu im April 2017 hatte Richemont zuvor bewusst auf die Nominierung eines neuen Geschäftsleiters verzichtet und die Verantwortung auf mehrere Schultern im Senior Executive Committee verteilt.

Auch Mehrheitsaktionär und Verwaltungsratspräsident Johann Rupert nahm dabei eine operative Rolle ein.

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Nun folgt die Rolle rückwärts: Lambert wird die Rolle des Konzernchefs per sofort übernehmen, teilte Richemont am Montag mit. Seit gut einem Jahr ist Lambert als Chief Operating Officer für das operative Geschäft aller «Maisons» verantwortlich, die Schmuckmarken Cartier und Van Cleef & Arpels ausgeklammert. Davor war er der Chef von Montblanc.

Mächtiger Mann bei Richemont

Seine Karriere ist atemberaubend: Angefangen hat er 1996 als Finanz-Controller bei Jaeger-LeCoultre, dann wurde er Finanzchef und 2002 Leiter der Uhrenmanufaktur als jüngster CEO im Konzern. Zeitweise führte er nebenbei auch noch die Edelmarke A. Lange & Söhne in Glashütte, dann wurde er CEO von Montblanc.

Bei Richemont war die Rolle als Chief Operating Officer ein neu geschaffener Job – und zwar der mächtigste, den es unter Johann Rupert bei Richemont gab. Am 10. November vergangenen Jahres gab der Luxusgüterkonzern bekannt, dass Lambert zum neuen Chief Operating Officer befördert wurde. Der 48-Jährige war im Jahr zuvor schon zum Head of Operations sowie zum Chef aller Nicht-Uhren- und Nicht-Schmuck-Marken im Konzern ernannt worden.

Johann Rupert Golf

Mehrheitsaktionär und Verwaltungsratspräsident von Richemont: Johann Rupert.

Quelle: Ian Walton/Getty Images

Damit gehörte Lambert seither zu den wichtigsten zehn Personen im globalen Luxusgütergeschäft. Denn als Chief Operating Officer im Richemont-Konzern waren ihm nach dem überraschenden Ausscheiden von Georges Kern als oberstem Uhrenchef ausser Cartier und Van Cleef & Arpels alle Marken der Compagnie Financière unterstellt, darunter klingende Namen wie IWC, Panerai oder Piaget, ebenso wie die Traditionswaffenschmiede Purdey, die Ledertaschenmanufaktur Lancel oder das Modelabel Azzedine Alaïa.

Durchhaltewillen und fundiertes Fachwissen

Dass er einen unerschütterlichen Durchhaltewillen hat, beweist Lambert immer wieder – etwa auf Reitplätzen oder Marathonstrecken. «Das Klappern von Hufen habe ich immer im Kopf», sagt der Pferdenarr. Und regelmässig zieht er sich die Joggingschuhe für einen Marathon an. Lamberts Tempo ist ganz allgemein Legende, zu seinen Stärken gehören aber auch Beharrlichkeit und fundiertes Fachwissen – etwa bei Uhren.

Über feine Mechanik seiner Spitzenmodelle bei Jaeger-LeCoultre beispielsweise konnte er begeistert reden. Mit dem Wechsel zu Montblanc weitete der gebürtige Franzose und stolze Besitzer eines Schweizer Passes sein Tätigkeitsfeld allerdings aus und hatte es plötzlich auch mit Lederwaren, Schreibgeräten und Accessoires zu tun. Das Ziel, das er sich dabei setzte, war typisch: «Wir müssen in allen Sparten Weltmeister sein», pflegt er den Mitarbeitern zu sagen.

Die müssen mitunter, vorab wenn sie enge Mitarbeiter sind, ziemlich früh ausgeschlafen sein. Man müsse sich zu den ersten Sitzungen am Tag nicht guten Morgen wünschen, frotzelte einer einst jedenfalls. Denn Lambert setze die Meetings so früh an, dass der Morgen noch lange nicht begonnen habe. Fordernd, das könne er sein, heisst es in seiner Entourage, sehr sogar. Doch immer wird dieser Befund begleitet von bewundernden Attributen. Lambert sei ein Krampfer, fair im Umgang, offen, quirlig, interessiert empathisch und durchaus kollegial.

(ccr)