Die Schweizerische Nationalbank wird nach den Worten ihres Präsidenten die Zinsen wahrscheinlich weiter anheben müssen, um die Inflation einzudämmen. «Wir können eine weitere Straffung nicht ausschliessen», sagte Thomas Jordan in einem Interview mit «Bloomberg Television» auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos am Donnerstag.

Die Nationalbank erhöhte Mitte Dezember den Leitzins auf SNB-Leitzins auf 1 Prozent. «Aber die Inflation liegt immer noch über 2 Prozent», betonte Jordan. Die jüngste Inflationsschätzung der Zentralbank für 2023 liegt bei 2,4 Prozent. Es sei also klar, so der SNB-Chef, dass eine weitere Leitzinserhöhung wahrscheinlich in Aussicht stehe. Von Bloomberg befragte Ökonomen erwarten derzeit eine weitere Anhebung um einen halben Prozentpunkt auf 1,5 Prozent im März und gehen davon aus, dass die SNB dann ein Jahr lang auf diesem Niveau verharren wird.

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Es drohen Wetten gegen den Franken

Die SNB gibt traditionell keine expliziten Prognosen über ihren geplanten Zinspfad ab – eine Position, die Jordan im Interview bekräftigte. Bislang hat die Notenbank die Zinsen in diesem Zyklus um 175 Basispunkte angehoben, verglichen mit 250 Basispunkten bei der europäischen Zentralbank EZB und 425 Basispunkten bei der US-Notenbank Federal Reserve. Obwohl die Zinssätze dadurch angesichts der niedrigen Inflation in der Schweiz real über das Niveau der Eurozone angehoben wurden, haben Analysten davor gewarnt, dass eine zunehmende Zinsdifferenz Wetten gegen den Franken auslösen könnte.

«Eigentlich äussern wir uns nicht mehr zur täglichen Volatilität des Schweizer Frankens», sagte Jordan. Aber: «Natürlich bleibt der Wechselkurs für uns extrem wichtig. Und wenn der Schweizer Franken wieder zu stark wird, werden wir nicht zögern, wieder auf dem Devisenmarkt aktiv zu werden.»

Die relative Stärke der Währung in den letzten Jahren sei «wahrscheinlich der wichtigste Grund» dafür, dass die Inflation in der Schweiz spürbar schwächer sei als anderswo, sagte er. Dennoch hat sich das von den Währungshütern wahrgenommene inländische Preisumfeld verschoben.

«Die Inflationsdynamik hat sich erheblich verändert»

«Die Inflation ist viel breiter gefächert», sagte Jordan. «Sie ist überall, im Dienstleistungssektor, bei den Mieten. Wir können diese Zweitrundeneffekte also nicht vermeiden, aber wir müssen dafür sorgen, dass sie am Ende den Inflationsprozess nicht dominieren.»

Früher hätten die Unternehmen höhere Kosten im Einkauf abgewehrt und es vermieden, höhere Preise an die Kunden weiterzugeben, bemerkte Jordan und fügte hinzu, dass sich «die Inflationsdynamik jetzt ganz erheblich verändert» habe. «Wir wollen unbedingt dafür sorgen, dass die Inflation mittel- bis langfristig unter 2 Prozent bleibt», sagte Jordan.

SNB-Vizepräsident Martin Schlegel äusserte sich auf einer Veranstaltung in Zürich in ähnlicher Weise wie sein Amtskollege und wies darauf hin, dass die Unternehmen offener für Preiserhöhungen geworden seien, um ihre Gewinnspannen zu verbessern.

(bloomberg/mth)