Während die Folgen des Votums zunächst nicht wirklich greifbar waren, zeigen Preismassnahmen verschiedener Unternehmen inzwischen, dass die Konsumenten in Grossbritannien die Rechnung für die Entscheidung zahlen müssen. Der massive Kurssturz des Pfunds von zehn bis 15 Prozent im Vergleich zu Dollar und Euro verteuert vor allem ausländische Waren und Güter.

So hat der französische Autobauer Peugeot die Preise für Fahrzeuge von mehreren seiner Marken bereits angehoben. Sie sind seit Anfang August im Durchschnitt zwei Prozent teurer als bisher.

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Kosten an Kunden weitergereicht

Ähnliches ist vom US-Computerhersteller Dell zu hören. Das Unternehmen sei gezwungen, bei seinen Preisen in Grossbritannien künftig auch die Kosten für in Dollar veranschlagte Komponenten zu berücksichtigen, erklärte der PC-Hersteller.

Auch für die britische Headlam-Gruppe hat die Abwertung der heimischen Währung bereits Folgen. Es muss für seine hauptsächlich aus Belgien und den Niederlanden importierten Bodenbeläge bereits 0,6 Prozent mehr zahlen und gibt die Kosten in dieser Höhe auch an seine Kunden weiter.

Alle Blicke richten sich in Grossbritannien inzwischen auf die Entwicklung der Immobilien- und Lebensmittelpreise. Sie sind bisher weitgehend verschont gewesen. Die Supermarktketten seien angesichts der scharfen Konkurrenz erpicht darauf, ihre Marktanteile zu verteidigen, sagt der Analyst Fraser McKevitt von Kantar.

Aber das Brexit-Votum könnte das ändern. Wenn das Pfund längere Zeit schwach bleibe, seien einige Preiserhöhungen möglich, erläutert er. Immerhin importiere Grossbritannien 40 Prozent seiner Lebensmittel. Das Vergleichsportal mysupermarket.com hat bereits beobachtet, dass der Preis für einen repräsentativen Warenkorb im Juli den zweiten Monat in Folge gestiegen ist, zuletzt um ein Prozent.

Gute Nachrichten für Mieter

Mit Sorgen verfolgen die Briten auch die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt. Hier treibt sie aber nicht ein möglicher Preisanstieg um, sondern eher Angst vor einem Wertverlust. Erst vor wenigen Tagen zeigten neue Daten der Gruppe Countrywide, dass die Neumieten in London im Juli verglichen mit dem Vorjahresmonat erstmals seit sechs Jahren gesunken sind.

Das sind zwar gute Nachrichten für Mieter, aber bittere für Eigentümer. Die Preise für Wohnimmobilien in der britischen Hauptstadt legten im August nach Angaben des Grundstücksportals Rightmove nur um 2,1 Prozent zu - während sie zuvor jahrelang geradezu explodiert waren.

Die ersten Folgen des Brexit-Votums sind also zu spüren, auch wenn die Inflationsrate im Juli nur bei 0,6 Prozent lag. Experten erwarten einen kräftigeren Preisauftrieb in den nächsten Monaten.

Von steigenden Gehältern, die höhere Lebenshaltungskosten ausgleichen, können die Briten derweil nur träumen. «Es erscheint als wahrscheinlich, dass sich die Kaufkraft der Konsumenten in den nächsten Monaten deutlich abschwächt», warnt Analyst Howard Archer von IHS Global Insight. Um ihre Gewinnmargen zu halten, könnten Unternehmen bei ihren Angestellten sparen.

(sda/chb)