Die Online-Käufe von Chinas Konsumenten signalisieren, dass sie auf absehbare Zeit zu Hause bleiben wollen. Damit zerschlagen sich die Hoffnungen auf eine rasche Erholung des Konsums nach der Coronavirus-Epidemie.

So wurden beispielsweise Lunchboxen in den letzten 30 Tagen 120 Mal häufiger gesucht als normalerweise, weil die Menschen wohl auch nach der Rückkehr ins Büro ihre Mahlzeiten selber zubereiten wollen. Das zeigt eine Analyse der Einkaufsseiten der Alibaba-Gruppe, wie die Wirtschaftsagentur «Bloomberg» berichtet.

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Weitere Kassenschlager sind tragbares Geschirr, faltbare Löffel und Arbeitskleidung. Artikel, die normalerweise als Geschenk oder für Reisen und Aktivitäten im Freien verwendet werden, zeigten hingegen keine Anzeichen einer Erholung.

Auch Yogamatten und Hula-Hoop-Reifen wurden im letzten Monat immer beliebter, was ein schlechtes Zeichen für Fitnessstudios ist, die auf die Rückkehr von Gästen warten.

Keine V-förmige Erholung

Die Hoffnung der Regierung auf eine V-förmige Erholung des weltgrössten Marktes dürfte sich damit zerschlagen. Während Gastro-Ketten wie Starbucks und Yum China wieder Filialen eröffnen, zieht es die Bevölkerung vor, nach der Arbeit zu Hause zu bleiben und mit dem social distancing fortzufahren. Dies, obwohl die Zahl der Neuinfektionen im Land offiziell auf Null gesunken ist.

Chinas Erfahrung könnte auch dem Rest der Welt drohen: Selbst nachdem die Ausbrüche eingedämmt sind, werde die anhaltende Angst das Konsumentenverhalten über längere Zeit verändern, sagen Experten.

Artikel für eine Rückkehr an den Arbeitsplatz, wie Instantkaffee, Haar- und Hautpflegeprodukte, erholten sich vor dem Markt, sagt Jason Yu vom Beratungsunternehmen Kantar World Panel gegenüber «Bloomberg».

Auch Daten des Onlinehändlers JD.com zeigen, dass arbeitsbezogene Waren schneller wieder gekauft werden. Das E-Commerce-Unternehmen verkaufte mehr Lunchboxen, mobile Ladegeräte, sowie Büro und Schreibmaterial.

«Der Verbrauch von Grundnahrungsmitteln übertrifft eindeutig den Verbrauch von Konsumgütern oder von Luxusgütern in einem sehr lauen und ungleichmässigen Aufschwung», so Ned Salter, Forschungsleiter bei Fidelity International, einer Investmentfirma.

Gutscheine für Beamte

Die Firmen selbst bleiben ebenfalls zurückhaltend. Yum China, das KFC und Pizza Hut im Land betreibt, erwartet ein «herausforderndes» zweites Quartal. Anta Sports, der grösste Sportkleiderhersteller des Landes, prognostiziert, dass die ersten sechs Monate des Jahres 2020 «durchgehend schwierig» sein werden.

Etwa 60 Prozent der börsennotierten Restaurantbetreiber in China laufen Gefahr, dass ihnen innerhalb von sechs Monaten das Geld ausgeht, schreibt «Bloomberg».

Weil die Lebensmittel- und Getränkeindustrie ins Trudeln gerät, versuchen die Kommunalverwaltungen, den Konsum anzukurbeln. Sie drängen ihre Beamten, in Restaurants zu essen und in Einkaufszentren einzukaufen. Städte wie Hangzhou und Nanjing geben zudem Gutscheine ab, um den Konsum anzukurbeln.

(gku)