Der krisenfeste Dollar kann weiterhin von den Zinssorgen der Anleger profitieren. Der Dollar-Index, der die US-Devisen zu anderen wichtigen Währungen misst, gewinnt vor der Rede des US-Notenbank-Chefs Jerome Powell weitere 0,3 Prozent auf 103,92 Punkte. Damit bewegt er sich in der Nähe eines Monatshochs. Im Gegenzug verlor der Euro 0,5 Prozent auf 1,07 Dollar. «Die stärkeren US-Jobdaten haben die Markterwartungen für eine Schwächung des Dollars und ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus eindeutig infrage gestellt», sagt Währungsanalyst Lee Hardman von der Bank Mitsubishi UFJ.

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Die Wall Street hat dagegen niedriger wenige Stunden vor dem erwarteten Auftritt von Powellniedriger eröffnet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte lag am Dienstag zur Eröffnung 0,4 Prozent tiefer. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,2 Prozent. Der Index der Technologiebörse Nasdaq blieb unverändert.

Geldpolitisch gibt es laut Powell «noch mehr zu tun»

Von Powells Auftritt erhoffen Anleger sich Hinweise auf die künftige Zinspolitik der Fed. Der robuste Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag hatte für wieder aufgeflammte Zinsängste gesorgt und die Kurse nach unten getrieben. «Bevor die Fed eine Änderung ihrer Zinspolitik rechtfertigen kann, müssen sowohl der Arbeitsmarkt als auch die Inflation sich abkühlen», sagte Finanzmarkt-Experte Russ Mould vom Brokerhaus AJ Bell.

Powell hatte nach dem Zinsbeschluss von letzter Woche deutlich gemacht, dass es geldpolitisch «noch mehr zu tun» gibt. Die derzeitigen Aussichten liessen ein schwächeres Wachstum, einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit und einen allmählichen Rückgang der Inflation erwarten. Wenn sich die Wirtschaft im Grossen und Ganzen im Einklang mit diesen Erwartungen entwickele, sei es nicht angebracht, die Zinsen in diesem Jahr zu senken, betonte er. Sollte die Inflation dagegen schneller zurückweichen, werde dies in der Geldpolitik berücksichtigt.

Tiefste US-Arbeitslosigkeit seit über 50 Jahren

Angesichts des anhaltenden Job-Booms und hoher Inflation sieht ein führender US-Währungshüter Bedarf für Zinserhöhungen auf ein Niveau deutlich jenseits der Fünf-Prozent-Marke. Den Arbeitsmarktbericht für Januar nannte der Chef des Notenbankbezirks Minneapolis, Neel Kashkari, am Dienstag auf CNBC eine Überraschung.

Dieser zeige, dass die Notenbank mit ihrer Serie von teils kräftigen Zinserhöhungen die Stärke des Jobmarkts bislang noch nicht beeinträchtigt habe: «Niemand sollte auf einen Bericht überreagieren, aber die grundlegende Stärke des Dienstleistungssektors der Wirtschaft ist immer noch sehr robust.» Er sehe weiterhin Bedarf, den Leitzins auf ein Niveau von rund 5,4 Prozent anzuheben.

Das US-Arbeitsministerium hatte am Freitag mitgeteilt, das Beschäftigungswachstum habe sich im Januar deutlich beschleunigt. Die Arbeitslosenquote sank auf 3,4 Prozent und damit den niedrigsten Stand seit 1969. Die Zentralbank Federal Reserve will die Inflation im Land eindämmen und mit höheren Zinsen zudem den heiss gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen.

Die Fed schaltete angesichts der abflauenden Inflation jüngst allerdings einen weiteren Gang herunter und erhöhte den Leitzins lediglich um einen Viertel-Prozentpunkt – auf die neue Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Damit kehrt nach einer Serie relativ grosser Zinsschritte wieder etwas Normalität in der Geldpolitik ein.

(reuters/mth)