Wenige Wochen vor dem EU-Einfuhrverbot für Diesel aus Russland füllen Händler noch mal die Lager mit dem Kraftstoff aus dem Land. Vom 1. bis zum 12. November seien die Ladungen mit russischem Diesel für die Lager in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA), über die auch Deutschland Ölprodukte bezieht, auf 215'000 Barell pro Tag gestiegen, sagte eine Expertin des Energie-Analyse-Unternehmens Vortexa, Pamela Munger.

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Das entspricht einem Plus von 126 Prozent gegenüber Oktober. Die EU verbietet wegen der russischen Invasion in der Ukraine ab 5. Dezember die Einfuhr von Rohöl aus Russland und ab 5. Februar 2023 auch die von Raffinerieprodukten wie etwa Diesel.

Russland ist grösster Diesellieferant Europas

Mangels preisgünstiger Alternativen ist nach Daten des Finanzdienstleisters Refinitiv der Anteil russischen Diesels an den Diesel-Importen der EU im November auf 44 Prozent von 39 Prozent im Oktober gestiegen. Russland ist nach wie vor der grösste Diesellieferant Europas.

Um die russischen Lieferungen zu ersetzen, müsse sich Europa rund 500'000 bis 600'000 Barell pro Tag sichern, erläutert ein Analyst der Energieberatungsfirma FGE, Eugene Lindell. Ersatz komme vor allem aus den USA, dem Nahen Osten und Indien.

Die noch aus Russland kommenden Lieferungen für das ARA-Hafengebiet würden wohl rasch abgefertigt, sagte ein Experte der niederländischen Beratungsfirma Insights Global, Lars van Wageningen. Ursache sei hierfür, dass der gegenwärtige Preis auf der Plattform des Energie-Rohstoffbörsenbetreibers Ice (Intercontinental Exchange) höher sei als in den kommenden Monaten.

Dieselpreise werden weiter steigen

Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass durch die EU-Verbote für die Importe von Öl- und Ölprodukten aus Russland die Dieselpreise weiter steigen werden. Schon jetzt sei Diesel rund 70 Prozent teurer als vor einem Jahr.

Insgesamt müsse die EU nach dem Inkrafttreten der Verbote rund eine Million Barell Rohöl pro Tag ersetzen und 1,1 Millionen Tonnen Ölprodukte. Der Wettbewerb um Diesel aus anderen Ländern werde deutlich zunehmen.

(Reuters/bsc)