Trotz der anstehenden Trennung von der EU hat Grossbritannien beim Wirtschaftswachstum Deutschland hinter sich gelassen. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) erhöhte sich im vorigen Jahr um 2,0 Prozent. Damit war das Wachstum 2016 einen Tick stärker als in Deutschland, wo ein Plus von 1,9 Prozent erreicht wurde.

Selbst zm Jahresende zeigten sich keine konjunkturellen Bremsspuren auf der Insel: Die Wirtschaft brummte in den letzten drei Monaten ebenso stark wie im Sommer. Das BIP legte um 0,6 Prozent zu, wie das Statistikamt am Donnerstag mitteilte. Die Konsumlust der Verbraucher bescherte den Dienstleistern Wachstum, während Industrie und Bau mehr oder weniger auf der Stelle traten.

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Finanzminister hält Konjunktur für robust

Finanzminister Philip Hammond betonte, die Zahlen untermauerten die fundamentale Stärke der Wirtschaft, auch wenn die Trennung von der EU mit «Unsicherheit» verbunden sei. EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici warnte, die negativen Folgen des Brexit werde das Vereinigte Königreich im laufenden und kommenden Jahr deutlicher zu spüren bekommen.

In einem Volksentscheid haben die Briten im Juni 2016 dafür gestimmt, die EU zu verlassen. Vielfach geäusserte Befürchtungen vor einem Wirtschaftseinbruch nach dem Brexit-Votum haben sich bislang nicht bewahrheitet.

Weniger Investitionen im Autosektor

Die Autoproduktion ist 2016 sogar auf den höchsten Stand seit 17 Jahren gestiegen. Doch es gibt einen grossen Wermutstropfen dabei: Die Investitionen in dem Sektor gingen um ein Drittel auf 1,66 Milliarden Pfund zurück, wie der Branchenverband SMMT mitteilte. Er führte dies auch auf das Brexit-Referendum zurück.

Wegen des geplanten Ausstiegs aus der EU herrsche Unsicherheit bei den Unternehmen. Autohersteller befürchten eine Schwächung der heimischen Standorte. Ökonom James Knightley von der Bank ING erwartet vor diesem Hintergrund, dass sich das BIP-Wachstum 2017 auf 1,4 Prozent abkühlen wird: «Die vom Brexit ausgelöste Unsicherheit zeigt sich bereits in der vorsichtigen Haltung der Firmen bei Investitionen und bei der Personalplanung.»

Ein harter Brexit ist geplant

2019 soll sich das Land endgültig aus der EU verabschieden. Premierministerin May will einen harten Schnitt. Das Land soll demnach aus dem Binnenmarkt und der Zollunion austreten und stattdessen ein neues Freihandelsabkommen mit der EU vereinbaren.

(reuters/mbü)